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Wie sich Grauwasserrecycling in barer Münze auszahlt

(30.5.2007; Hinweis vom 15.7.2022: eingebettetes Flash-Video musste aus Kompatibilitätsgründen gelöscht werden.) In der Industrie ist die zweifache Nutzung von hochwertigem und teurem Trinkwasser längst Standard. Mittlerweile gibt es mit AquaCycle - entwickelt und produziert von Pontos, einem Tochterunternehmen der Hansgrohe AG - kompakte Wasserrecyclinganlagen auch für den öffentlichen und privaten Bereich. Das Sortiment umfasst Anlagen mit Wiederaufbereitungskapazitäten zwischen 600 (Bild rechts) und 30.000 Litern Wasser pro Tag (Bild unten). Damit lassen sich AquaCycle-Systeme bedarfsgerecht in verschiedensten Projekten und auf unterschiedliche Verbrauchsgewohnheiten zugeschnitten einsetzen: in Ein- und Mehrfamilienhäusern ebenso wie in Wohnheimen, Hotels und Gewerbebetrieben.

Das Prinzip: Wasser zweifach nutzen. In der Tat ist nicht einzusehen, wenn mit bestem Trinkwasser die Toilette gespült, der Hausputz erledigt, die Waschmaschine gespeist und der Garten bewässert werden - immerhin im Privathaushalt pro Person und Tag hierzulande durchschnittlich 70 Liter, die im gleichen Umfang als Abwasser anfallen, das mit hohem technischen Aufwand entsorgt werden muss. Dies gilt umso mehr angesichts hoher und in den letzten Jahren deutlich gestiegener Wasser- und Abwasserpreise, die die intelligente Nutzung der Ressource Wasser auch ökonomisch durchaus sinnvoll machen.


Die Idee hinter Wasserrecycling ist dabei denkbar einfach: Erst wird geduscht, danach mit dem gereinigten und wiederaufbereiteten Wasser die Toilettenspülung bedient, Wäsche gewaschen oder der Garten bewässert. So reinigen AquaCycle-Anlagen Dusch- und Badewasser nach einem patentierten Verfahren auf rein mechanisch-biologischem Weg ohne chemische Zusätze. Das so erzeugte Klarwasser ist hygienisch sauber und kann für alle Anwendungen eingesetzt werden, für die keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. Seine Qualität entspricht der EU-Richtlinie für Badegewässer, sogar Wäsche lässt sich damit ohne Qualitätseinbußen waschen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur sparsam mit der Ressource Wasser umgehen. Auch die Nebenkosten sinken durch den verringerten Trinkwasserverbrauch und das reduzierte Abwasseraufkommen. Nach der mittleren Verbrauchsstatistik entspricht der Wasseranfall aus Duschen, Handwaschbecken und Badewannen in etwa dem Bedarf für WC-Spülung, Gartenbewässerung, Hausputz und Wäschewaschen. Durch ein Zisternenmodul eröffnen AquaCycle-Anlagen zusätzlich die Möglichkeit, auch Regenwasser zu nutzen.

Grundvoraussetzung für die Aufbereitung so genannten Grauwassers, das die Europäische Norm 12056-1 als fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser definiert, ist die Führung in getrennten Abwasserleitungen. Bei der Planung ist folglich für das Abwasser aus Toiletten und Küchenspülen ein eigenes, separates Leitungsnetz vorzusehen. Die Mehrkosten für diese zusätzliche Gebäudeinstallation fallen bei Neubauten kaum ins Gewicht: Bei Einfamilienhäusern liegen sie in Deutschland im Durchschnitt zwischen 400 und 600 Euro. In bestehenden Gebäuden empfiehlt sich hingegen die getrennte Installation nur bei einer Grundsanierung. (Im Bild rechts: Konsequent ökologisch präsentiert sich das Hotel "Casa Camper" in Barcelona (Architekt: Jordi Tió), um sich von Wettbewerbern abzusetzen. Bis zu 5000 Liter so genannten Grauwassers bereitet das AquaCycle-System je nach Gästezahl und Verbrauch pro Tag wieder auf.)

Das Verfahren: biologisch, automatisch, wartungsfrei

Alle AquaCycle-Modelle reinigen auf rein mechanisch-biologischem Weg ohne chemische Zusätze, vollautomatisch und wartungsfrei Dusch- und Badewasser. Nach dem von Pontos entwickelten, mehrfach patentierten Verfahren wird das Betriebswasser in vier Phasen aufbereitet (Grafik). Die vier Phasen im Verfahren sind:

  1. Eine Filtereinheit filtert gröbere Teilchen wie Textilflusen, Haare usw. aus. Elektronisch gesteuert wird der Filter rückgespült, Rückstände gehen in die Kanalisation.
  2. Biokulturen bauen in der Vor- und Hauptrecyclekammer die Schmutzanteile des Wassers ab. In Drei-Stunden-Intervallen wird das Wasser weitergepumpt.
  3. Die Sedimente gehen automatisch in die Kanalisation.
  4. Bevor das Wasser in den Klarwasserspeicher gelangt, umströmt es eine UV-Lampe und wird entkeimt. Danach ist es geruchsfrei und langfristig bis zur Wiederverwendung speicherfähig.

Sollte der Klarwasserspeicher einmal unter ein bestimmtes Niveau fallen, wird automatisch Trinkwasser aus dem Netz eingespeist, so dass z.B. die Toilettenspülung immer betriebsbereit ist.

Breites Produktsortiment

In der Standardversion ist AquaCycle auf Ein- bzw. Zweifamilienhäuser ausgelegt und besteht aus drei vorgefertigten Modulen. Diese lassen sich in größeren Objekten nach Bedarf fast beliebig erweitern. Heute umfasst das Produktsortiment Anlagen mit einer Wiederaufbereitungskapazität zwischen 600 und 18.000 Litern pro Tag. Für Großprojekte, die mit der Produktpalette nicht abgedeckt werden können, entwickelt Pontos in Zusammenarbeit mit Fachplanern und Architekten maßgeschneiderte Speziallösungen.

Ausgezeichnet mit dem Innovationspreis Architektur und Technik 2005: Der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses Bosch mit angeschlossenem Friseursalon in Immenstaad (Architekt: Uwe Ritzal) durch sein wirtschaftlich äußerst attraktives Gebäudekonzept. Im Ergebnis reduzieren sich Trinkwasserverbrauch und Abwasseraufkommen um ca. 200.000 Liter pro Jahr.

Die Montage ist einfach: Je nach baulicher Situation vor Ort kann die etwa schrankgroße Standardanlage bereits nach zwei Stunden betriebsbereit sein. Nach dem Einschalten steuert ein Automatik-Programm die 14 Tage dauernde Startphase. Danach beginnt der Normalbetrieb. Ebenso einfach wie die Montage sei auch die Bedienung der Anlage. Alle wichtigen Informationen, auch über eventuelle Störungen, liefert ein menügeführtes Display. Bei Inspektionen sind Statusabfragen für alle wichtigen Bereiche der Anlage möglich, wie z.B. Füllstände oder Ventilstellungen.

Förderungswürdig

Vielerorts zahlt sich der ökologische Ansatz des Wasserrecyclings auch schon bei der Baufinanzierung aus. Das Bemühen um einen Wasser sparenden Ressourceneinsatz kann etwa von der Kreditanstalt für Wiederaufbau und Landeskreditanstalten mit günstigem Baugeld finanziell gefördert werden. Auch in zahlreichen anderen Gemeinden lohnt sich diese Art der intelligenten Wassernutzung gleich doppelt. Denn Hamburg und zahlreiche kleinere Kommunen fördern den Einbau einer AquaCycle-Anlage finanziell.

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