Forschungsprojekt zu modularen (Stahl-) Bausystemen für nachhaltige Architektur
(22.9.2012) Gebäude aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzen und wie Autos fertigen, mit hoher Präzision und dennoch mit eigener Ästhetik? Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurde diese Zukunftsvision jetzt konkretisiert. Entwickelt wurde ein modulares Bausystem in Stahl-Leichtbauweise, das die Vorteile der seriellen Vorfertigung mit den Ansprüchen an eine zeitgemäße Architektur in vielfältigen Variationen verbindet.
Der Geschossbau in Deutschland ist in der Regel geprägt durch konventionelle Bauweisen mit den bekannten Nachteilen:
- Viele Gewerke und Schnittstellen,
- witterungsabhängige Fertigung in Nassbauweise und
- aufwändige Baustellenlogistik
... machen das Bauen langwierig und teuer. Sinnvoll ist es daher, Planungs- und Materialaufwand zu optimieren und industrielle Produktionsmethoden, ähnlich denen in der Automobilindustrie, einzusetzen.
Unter Federführung des Architekten Wolfgang Schneider, Mitinhaber des Architekturbüros ASP Architekten Schneider Meyer Partner in Hannover, wurde jetzt ein Forschungsprojekt der Forschungsvereinigung Stahlanwendung e.V. abgeschlossen, bei dem modulare, in der Werkstatt vorgefertigte Bauelemente in Stahl-Leichtbauweise zu Gebäuden mit bis zu sechs Geschossen zusammengefügt werden. Das Baukastensystem ist universell einsetzbar für unterschiedliche Nutzungen wie Büros, Werkstätten, Schulen, Krankenhäuser, Hotels und den Wohnungsbau.
keine Trennung von Tragwerk und Gebäudehülle
Die Idee des modularen Bausystems beruht auf dem seit langem bekannten Prinzip der Reihung gleicher Grundelemente in der urbanen Architektur. Dieses Gestaltungsmuster bildet auch heute die Basis für eine zeitgemäße Baukunst. Bei der Komponentenbauweise handelt es sich um ein integriertes System ohne Trennung von Tragwerk und Gebäudehülle, das im Grunde nur aus zwei Elementen besteht. Wandpfeiler mit einem Standardmaß von 3,00 x 1,25 Meter bilden im Wechsel mit Öffnungen den äußeren Raumabschluss und gliedern den Innenraum in flexible Einheiten. Deckenplatten mit Maßen von 5,00 x 2,50 Meter bis 7,50 x 2,50 Meter werden über Bolzenverbindungen an die Wandelemente angeschlossen. Entsprechend den städtebaulichen und funktionalen Anforderungen können die Fenster- und Fassadenelemente in vielfältiger Form gestaltet werden.
Wand- und Deckenelemente werden als umlaufende Rahmenkonstruktion aus 10 Millimeter dicken, gekanteten Stahlblechen gefertigt, in die Stahltrapezprofile eingelegt werden. Um die statisch erwünschte, kraftübertragende Scheibenwirkung zu erzielen, werden die Rahmenelemente mit den Trapezprofilen sowie an Ober- und Unterseite mit 2 Millimeter dicken Blechtafeln zu einem Kasten geschlossen und verschweißt. Die Gesamtdicke der Bauteile, die in der Werkstatt witterungsunabhängig nach Bedarf vorgefertigt werden können, beträgt 150 bis 200 Millimeter. Alle tragenden Wand- und Deckenelemente erhalten eine allseitige Brandschutzverkleidung.
Im Rahmen des Projekts wurden von den beteiligten Forschungsstellen bauphysikalische Detaillösungen zu sommerlichem und winterlichem Wärmeschutz, Luftdichtheit und Schallschutz erarbeitet. Damit ist das modulare Bausystem für den universellen Einsatz geeignet und interessant für Stahlbauunternehmen und Investoren, die das System in die Praxis umsetzen wollen.
Durch die Straffung der Planungs- und Ausführungsprozesse, die modulare Vorfertigung standardisierter Bauteile und den für die Stahl-Leichtbauweise üblichen schnellen Bauablauf lassen sich wirtschaftliche Vorteile gegenüber konventionellen Bauweisen erzielen. Mit dem Einsatz energieeffizient hergestellter, dünnwandiger Wand- und Deckenelemente mit geringem Gewicht und hoher Tragfähigkeit sowie dem hohen Recyclingpotenzial des Baustoffs Stahl leistet das modulare Bausystem einen innovativen Beitrag zum nachhaltigen Bauen in der modernen Architektur.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- FOSTA - Forschungsvereinigung Stahlanwendung e.V.
- ASP Architekten Schneider Meyer Partner
- Stahl-Informations-Zentrum
- „Kosten im Stahlbau“ von Bauforumstahl in 5. Auflage erschienen (15.2.2017)
- Vorbilder im Stahlbau auf 216 Seiten (17.10.2016)
- BMUB-Sonderpreis geht 2016 an Kölns prominentesten Wohnturm (22.5.2016)
- Bauindustrie und Wohnungswirtschaft engagieren sich für serielles Bauen (31.1.2016)
- Brandschutz im Stahlbau: Conlit Steelprotect Board darf direkt verputzt werden (2.7.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- HFT Stuttgart und Ed. Züblin AG forschen gemeinsam am Neubau für übermorgen (15.6.2012)
- „Virtuelles Handbuch“ zum elementierten Bauen online (1.5.2012)
- Erster LifeCycle Tower wird als LCT ONE Realität (15.8.2011)
- Schüco E² Fassade - Die Energiefassade (6.2.2007)
siehe zudem:
- Stahlbau, Leichtbau, Fassadenbekleidung, Fassadensysteme, Metalldach und Ingenieurbau-Magazin bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Fassade und Metallbau bei Baubuch / Amazon.de