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Innerhalb von 20 Jahren sank der Frischwasser­verbrauch der Industrie um etwa ein Drittel

(22.3.2013; Weltwassertag) Zwar gibt es in Deutschland noch genügend Wasser. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) wird jährlich mit rund 32 Milliarden Ku­bikmetern nur etwa ein Fünftel des potenziellen Wasserangebots genutzt. Doch die Verteilung ist regional unterschiedlich; in heißen Sommern kann das wertvolle Nass stellenweise knapp werden. Zudem birgt die Klimaveränderung Risiken, deren Auswir­kungen auf Menge und Verteilung der Niederschläge noch ungewiss sind. Zweifellos ist es sinnvoll, mit sauberem Wasser sparsam umzugehen. Denn verschmutzte Abwässer belasten die Umwelt, die Reinigung in Klärwerken und die Aufbereitung zu Trinkwasser ist teuer. Nicht zuletzt aus Kostengründen empfiehlt es sich, auch mit warmem Was­ser zu geizen, denn die Erwärmung erfordert Energie, deren Einsparung ganz oben auf dem ökologischen Forderungskatalog steht.

Viele Unternehmen haben sich mittlerweile der ressourcenschonenden Produktion ver­schrieben. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sank die Menge des Frischwas­sers, das im verarbeitenden Gewerbe samt Bergbau eingesetzt wurde, innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um etwa ein Drittel - von 9,885 Milliarden Kubikmetern im Jah­re 1991 auf 6,434 Milliarden Kubikmeter im Jahre 2010. Aus dem in Deutschland ver­fügbaren Wasserangebot schöpfen die Wärmekraftwerke mit 10,4 Prozent den Löwen­anteil ab, etwa 3,8 Prozent entfallen auf Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, 2,7 Prozent gehen in die öffentliche Wasserversorgung, die Landwirtschaft begnügt sich mit deutlich weniger als einem Prozent.

Beispiel: EADS / Airbus

Zu den Branchen, die es mit dem Wassersparen in Werkshallen und Bürogebäuden ernst meinen, zählt auch die Luftfahrtindustrie. So hat sich der Luft- und Raumfahrt­konzern EADS in dem Programm „Vision 2020“ nicht nur das Ziel gesetzt, den Ausstoß an Kohlendioxid und flüchtigen organischen Stoffen (VOC) sowie die Abfallmenge zu halbieren. Auch der Ressourcenverbrauch soll bis 2020 drastisch sinken, bei Energie um 30 Prozent und beim Wasserbedarf um 50 Prozent.

Was für den europäischen Konzern insgesamt gilt, ist auch für die einzelnen Unter­nehmen maßgeblich. „Blue 5“ heißt die Initiative bei Airbus, mit der die Zielvorgaben erreicht werden sollen, erklärt Unternehmenssprecherin Nina Ohlerich. Einiges wurde am Standort Hamburg schon erreicht, wie der Umfang der Wasserentnahme von 2006 bis 2012 belegt: In diesem Zeitraum sank der Wert um rund 14% von gut 303.457 m³ auf 266.222 m³, weiß Hassan El-Choly. Der Umweltingenieur arbeitet bei Airbus in der Abteilung für Arbeitssicherheit und Umweltschutz und kümmert sich bei­spielsweise darum, dass bei planerischen Entwürfen die wasserrechtlichen Vorschrif­ten beachtet werden.

Über die Anstrengungen beim Wassersparen sagen die absoluten Zahlen allerdings nur bedingt etwas aus, erklärt El-Choly. Denn bei Ausweitung der Produktion steigt natür­lich der Wasserbedarf. Genau das ist in Hamburg in den letzten Jahren passiert. „Wir haben Hallen vergrößert und neu gebaut sowie zusätzliches Personal eingestellt“, sagt Ohlerich. Deutschlandweit seien alleine im Jahr 2012 1.700 neue Mitarbeiter eingestellt worden, die zum großen Teil in der Hansestadt arbeiten.

Dass dennoch im Hamburger Werk vergleichsweise wenig Trinkwasser benötigt wird, ist auch einem seit 2006 praktizierten Verfahren zu verdanken. Dabei wird Wasser aus der Elbe entnommen, das über mehrere Stufen von Feststoffen befreit wird:

„Das Elbwasser wird zunächst in Becken gepumpt, in denen sich die groben Feststof­fe absetzen“, erklärt Uwe Schievink, verantwortlicher Betreiber der Elbwasseraufbe­reitungsanlage. Über eine weitere Filterstation gelangt das Wasser in eine Ultrafiltra­tionsanlage, in der auch die feinsten Feststoffe festgehalten werden, und dann in Vorratsbehälter. Nach einer Desinfektion, die eventuell vorhandene Mikroorganismen abtötet, steht die Flüssigkeit als Betriebswasser zur Verfügung. Es wird verwendet für technische Prozesse im Lackierhallenbetrieb, für sanitäre Einrichtungen, für Grün­anlagen oder als Löschwasser. Wenn neue Werkshallen entstehen, werden diese an das Betriebswassernetz angebunden, bestehende Hallen werden nach Möglichkeit umgerüstet.

2012 wurden bei Airbus etwa 82.500 Kubikmeter Elbwasser aufbereitet, das entspricht rund 30 Prozent des Wasserbedarfs am Standort Hamburg. Diese Strategie ist jedoch nicht nur umweltfreundlich, sie spart auch Kosten. „Ein Kubikmeter aufbereitetes Was­ser kostet uns 45 Cent“, sagt Schievink. Für einen Kubikmeter Trinkwasser berechnet dagegen das Hamburger Wasserwerk 1,48 Euro. Mit dem 2012 aufbereiteten Elbwasser beträgt die Kostenersparnis rund 85.000 Euro.

In Hamburg wird stets nach weiteren Möglichkeiten zur Wassereinsparung gesucht. Etwa indem weitere Hallen oder Kühlaggregate ans Betriebswassernetz angeschlossen oder indem wassersparende Techniken wie die Spül- und Stoppfunktion in sanitären Anlagen verwendet werden.

Beispiel: MTU Aero Engines

Ähnlich geht man im Münchner Unternehmen MTU Aero Engines vor. Hier wird z.B. an­fallendes Spülwasser mittels Ionenaustauscher oder Ultrafiltration gereinigt und im Kreislauf gefahren. „Damit lässt sich sehr viel Wasser einsparen“, betont Verfahrens­techniker Walter Kassel. Ein ausgeklügeltes Management hilft dabei, Kühlschmierstof­fe optimal einzustellen und deren Standzeiten zu verlängern. Das verringere den Ver­brauch von Schmierstoffen und von Wasser, erklärt der MTU-Experte.

Die MTU Aero Engines bezieht Trinkwasser von den Münchner Stadtwerken und för­dert Grundwasser aus einer eigenen Brunnenanlage. Das in der Produktion genutzte Trinkwasser wird gereinigt und dann in die Kanalisation eingeleitet. Das Grundwasser dient als Kühlmedium für die Produktionsanlagen. Nach dem Einsatz wird der größte Teil in den Grundwasserbereich zurückgeleitet, ein kleinerer Teil gelangt in das ober­irdische Fließgewässer Schwabenbächl. Dadurch wird sichergestellt, dass das natur­nahe Bächlein ganzjährig Wasser führt. Fauna und Flora profitieren also vom geschick­ten industriellen Wassermanagement.

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