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Klänge fristen in der Architektur ein Nischendasein – das soll sich ändern

(11.8.2013) „Die Diskussion um die Waldschlößchenbrücke inmitten des UNESCO-Welterbes 'Kulturlandschaft Dresdner Elbtal' ist ein gutes Beispiel: In der Planung wird Raum ausschließlich visuell wahrgenommen“, sagt der TU-Architekt Urs Walter. Mit seinem Kollegen Olaf Schäfer möchte er der bisher wenig erforschten akustischen Di­mension unserer Umwelt zu mehr Aufmerksamkeit in der Architekturplanung verhelfen.

Architekt Urs Walter und Ingenieur Olaf Schäfer bei Klangmessungen 

„Die optisch zunächst barock anmutende Landschaft rund um das Dresdner Elbtal ist tatsächlich eine Landschaft des 20. Jahrhunderts - wenn man die Geräuschkulis­se mit einbezieht. Es liegt eine Autobahn an, eine Straßenbahn und Baulärm prägen den Klang genau an der Stelle, die für die Fotoaufnahmen über Tal und Fluss immer genutzt wird“, verdeutlicht Urs Walter vom Institut für Architektur der TU Berlin. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Entwerfen und Konstruieren von Prof. Dr. Susanne Hofmann, das unter anderem Methoden der Nutzerpartizipation entwickelt.

Die Komplexität der Welt müsse sich auch in ihrer Abbildung niederschlagen, so seine Auffassung. Hinsichtlich der Raumwahrnehmung macht es Sinn, die „stummen“ Werk­zeuge der Architektur - Zeichnungen, Modelle und Collagen - mit auditiven Instrumen­ten zu ergänzen.

Klingende Architektur samt Sound-Porträt

Zusammen mit Olaf Schäfer, Architekt, Klanganthropologe und Mitbegründer des Bü­ros „studio urban resonance“, bringt er das Thema „Klingende Architektur“ auch in die Architekturlehre ein. Der innovative Ansatz, die Klangebene in die Planung zu inte­grieren, erfordert ein neues Denken und damit transdisziplinäre Kooperationen. Dafür wird bereits eng mit dem Fachgebiet Audiokommunikation der TU Berlin zusammenge­arbeitet. Dort können Urs Walter und Olaf Schäfer für ihre Studienprojekte zum Bei­spiel sensible Geräte ausleihen.

Als erstes erstellen die Studierenden für eine Entwurfspla­nung neben der Kartierung das „Sound-Porträt“ eines Ortes. Auch auf dem TU-Campus haben sie dafür viel Gelegenheit. Ein Hörmodell portraitiert zum Beispiel den verglasten Über­gang vom Mathe- zum Elektrotechnikgebäude, eine Archi­tektur im Stand-by-modus: Zunächst hört man nichts – dann hallende Schritte – metallisches Knarzen von Türen – Stimmen mit ganz spezifischem Nachhall – entfernte Stim­men von draußen – Windgeräusche, die entstehen, wenn der Luftzug durch den Weg zwischen den Gebäuden streicht und vom Übergang gebrochen wird – dann wieder minuten­lang nichts ...

Soundscapes, „klingende Architekturmodelle“

„Wir wollen Architektur vom Nutzer her denken. Beim Klang sind Nutzerin oder Nutzer von Anfang an dabei“, sagt Olaf Schäfer. „Soundscapes als 'klingende Architekturmodelle' erzählen auf einer hörbaren Ebene davon, wie der geplante Raum empfunden werden könnte.“ Als Nächstes möchten sie ihren Lehransatz auch in einem vollständigen Entwurfsprojekt anwenden und planen eine engere Kooperation mit der Psychoakustik.

Weitere Informationen zu Klingenden Architekturmodellen können per E-Mail an Urs Walter angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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