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„Forum GMS“: Sanitärbranche zur UBA-Hygieneliste und Werkstoff-Alternativen

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(17.7.2014) Die novellierte Fassung der Trinkwasserverord­nung gilt seit dem 1. Dezember 2013 und brachte/bringt viel Bewe­gung in die Sanitärbranche. Grund dafür ist vor allem der neue, strengere Bleigrenzwert für Werkstoffe zur Herstel­lung von Trinkwasser-Armaturen. Auch wenn der Einsatz „hy­gienisch geeigneter“ Materialien mittlerweile über die Positiv­liste des Umweltbundesamtes (UBA) geregelt ist, besteht im Detail noch viel Abstimmungs- und Diskussionsbedarf. Das zeigte auch das „Forum GMS“ der Gütegemeinschaft Messing-Sanitär e.V. (GMS), das in diesem Jahr am 26. Juni 2014 im Mainzer Hilton Hotel stattfand.

  • Als erste informierte Claudia Straube vom Umweltbundesamt die 70 Fach­besucher zum Stand der Trinkwasser-Gesetzgebung. Die Referentin ging auf die zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch bevorstehende Veröffentlichung der UBA-Hygieneliste als so genannte „Bewertungsgrundlage“ ein.
  • Im Anschluss gab Uwe Dietrich vom Armaturenhersteller Dornbracht den Teilnehmern einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Gesetzesgrundla­gen. Er verdeutlichte, dass auch Vorgaben wie REACH und das Freihandelsab­kommen mit den USA zunehmend Einfluss auf den Werkstoffeinsatz hätten und in ihren Auswirkungen nicht zu unterschätzen seien.
  • Dr. Norbert Gaag von Diehl Metall Messing präsentierte die Ergebnisse der Korrosionsuntersuchungen der GMS. Er stellte eine Reihe von alternativen Mate­rialien vor, die sich als Nachfolgelösung für den seit dem 1.12.2013 verbotenen Werkstoff CW602N eignen.
  • Im Anschluss stellte Gert van den Abbeele von Sanha die Produkt-Strategie des Unternehmens vor, die auf den ausschließlichen Einsatz von bleifreien Werk­stoffen ausgelegt ist. Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch ein Referat des Kommunikationstrainers Michael Rossié zum Thema Konfliktmanagement.

Bleianteil nicht pauschalisieren

Eröffnet wurde die Vortragsreihe von der Trinkwasser-Expertin Claudia Straube vom Umweltbundesamt (UBA). Die Refe­rentin erläuterte dem Forum die Grundlagen der Bleimigration in Sanitärwerkstoffen und machte an einem Beispiel deutlich, dass der Bleigehalt allein nicht ausschlaggebend sei. Straube berichtete von einem Materialtest mit harten, neutralen Trink­wässern. Laut der UBA-Expertin ergab die Prüfreihe, dass die Migration beim mittlerweile verbotenen Werkstoff CW602N weit höher ist als beim Werkstoff CW612N, obwohl beide Materialien exakt den selben Bleianteil von zwei Prozent aufweisen. „Der Versuch zeigt, dass es nicht sinnvoll ist, den Bleianteil pau­schal zu begrenzen“, so Straube. Vielmehr gehe es darum, dass man immer die komplette Zusammensetzung des Werkstoffs betrachten müsse.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist laut Straube das Langzeitverhalten des Sanitärwerk­stoffs, weshalb die DIN 50930-6 eine Langzeitprüfung vorsehe. Die Referentin beton­te, dass bei auf der UBA-Hygieneliste aufgeführten Materialien keine Werkstoffprüfung mehr notwendig sei – wohl aber eine Produktprüfung, weil produktionsbedingte Eigen­schaften Einfluss auf die Trinkwasserqualität hätten, beispielsweise durch die Ver­chromung von Bauteilen.

Claudia Straube ging auch auf den aktuellen Stand der UBA-Hygieneliste ein, die noch 2014 als „Bewertungsgrundlage“ veröffentlicht werden soll. Durch Nachfragen der EU zur Ende 2013 eingereichten Version hätte sich die ursprünglich für den 1.12.2013 ge­plante Publikation verzögert. Zwischenzeitlich seien die Nachfragen seitens der Bun­desrepublik beantwortet, so dass nach Rückmeldung der EU die Veröffentlichung er­folgen könne. Abschließend äußerte sich die UBA-Referentin zur „4MS“-Initiative, an der mittlerweile auch Portugal interessiert sei. Zudem gebe es „positive Signale“ aus Italien und Spanien.

vom Bundes-Seuchenschutzgesetz bis Freihandelsabkommen

Bezug nehmend auf die Ausführungen seiner Vorrednerin refe­rierte Uwe Dietrich vom Armaturenhersteller Dornbracht zur zukünftigen Entwicklung der regulatorischen Rahmenbedin­gungen. Er ging auf die Grundlagen der Trinkwasser-Verord­nung ein, die sich auch aus dem Bundes-Seuchenschutzge­setz entwickelt hätte, denn „Wasser ist entscheidend bei der Übertragung von Krankheiten“. Aufgrund dieser wissenschaft­lich vielfach gewonnenen Erkenntnis wurden zahlreiche Vor­kehrungen zum Schutz des Lebensmittels Trinkwasser getrof­fen. Uwe Dietrich erläuterte, dass es folglich eine Vielzahl re­gulativer Maßnahmen gebe, insbesondere in der Trinkwasser­verordnung (TWVo), aber auch darüber hinaus.

Die TWVo geht laut Dietrich insbesondere auf den Blei- und Nickelgehalt, Legionellen, Pseudomonaden und KTW ein. Parallel dazu kämen auch auf Basis der REACH-Verord­nung Vorgaben in Bezug auf Blei und Nickel sowie darüber hinaus Chrom VI und Bor­säure. Schließlich beeinflussten auch die Ökodesign-Richtlinie und das US-Freihandels­abkommen die Aktivitäten der Sanitärbranche. Am Beispiel der Produktpalette von Dornbracht zeigte Dietrich die Notwendigkeit, für verchromte Bauteile Alternativen zu entwickeln. Denn mit dem Verbot bestimmter Werkstoffe oder Herstellungsverfahren sei auch der Weiterbetrieb von Produktionsanlagen, beispielsweise für die Galvanik, gefährdet. Deshalb appellierte Dietrich an die Forums-Teilnehmer, kontinuierlich auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu achten und die eigenen Aktivitäten rechtzei­tig auf diese auszurichten.

alternative Legierungen

Anschließend präsentierte Dr. Norbert Gaag vom Halbzeug­hersteller Diehl Metall Messing die neuesten Korrosionsun­tersuchungen an Sanitärwerkstoffen im Auftrag der GMS e.V. Die Gütegemeinschaft hatte drei Werkstoffe untersuchen las­sen, die als Nachfolgelösung für die bewährte entzinkungsbe­ständige Legierung CW602N verfügbar sind. Hierbei handelt es sich um ...

Die Bleianteile der Alternativlegierungen wären gegenüber CW602N abgesenkt und lie­gen zwischen 0,2 und 1,7%. Die Legierungstoleranzen seien hinsichtlich der Anforde­rungen an entzinkungsbeständige Messinglegierungen ausreichend. Die Beständigkeit gegen Entzinkung sei bei allen Werkstoffen in genormten Kurzzeitests in unterschie­dlicher Ausprägung gegeben.

Auch die Beständigkeit gegen Spannungsrisskorrosion - durchgeführt unter verschärf­ten Bedingungen - hätte im Halbzeugtest gleichwertige Ergebnisse erbracht, im Bau­teiltest leichte Nachteile für CW511L. Auch die Anfälligkeit für interkristalline Korrosion wurde laut Dr. Gaag untersucht, mit deutlichen Vorteilen für CW715R. Die Ergebnisse der 2-Jahres-Untersuchungen zur Langzeitkorrosion lagen zum Forum GMS im Juni 2014 noch nicht vollständig vor, jedoch hätten sich im 12-Monats-Test bei allen un­tersuchten Werkstoffen gleichwertige Ergebnisse zu CW602N ergeben, mit Vorteilen für CW725R.

Sanhas bleifreie Produktstrategie

Zum Abschluss der Fachvorträge stellte Geert Van den Ab­beele von Fitting-Hersteller Sanha die Produktstrategie seines Unternehmens vor, die mittelfristig auf den ausschließ­lichen Einsatz bleifreier Werkstoffe abzielt. Der Hersteller von Pressfittingen und Rohrprodukten hätte 2008 mit der sukzes­siven Umstellung des Produkt-Portfolios begonnen und diese Maßnahmen 2013 weitgehend abgeschlossen. Die Besonder­heit war laut van den Abbeele die konsequente Neuausrich­tung von bleiarmem Rotguss auf einen bleifreien Alternativ-Werkstoff mit Silizium im Legierungsgefüge.

Damit sei auch die komplette Umstellung der Fertigungstech­nologie einhergegangen – mit anfänglich hohem Werkzeugver­schleiß, deutlich gestiegenen Anforderungen hinsichtlich der Fertigungs-Tolenranzen und Investitionen in Millionenhöhe. Nach zahlreichen Prüfun­gen hätte sich ergeben, dass die Kaltumformbarkeit sowie die Beständigkeit des neu­en Werkstoffs gegenüber Spannungsrisskorrosion gleichwertig mit Rotguss ist. „Wir haben festgestellt, dass es funktioniert und dass wir eine bleifreie Lösung haben, die als normtechnische Premiumlösung zu sehen ist“, resümierte Geert Van den Abbeele.

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