Bauarbeitsmarkt: 16.000 Neu-Rentner vs. 10.600 Neu-Azubis
(5.6.2016) „Der Beschäftigungsaufbau in der deutschen Bauwirtschaft wird sich fortsetzen: Etwa 770.000 Arbeitnehmer werden 2016 im Bauhauptgewerbe Beschäftigung finden. Dies sind 65.000 mehr als zum Beschäftigungstiefpunkt der Branche im Jahre 2009.“ Mit dieser Einschätzung trat der neue HDB-Präsident und Strabag-Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Peter Hübner anlässlich des „Tages der Deutschen Bauindustrie“ vor die Berliner Wirtschaftspresse. Der Beschäftigungsaufbau stößt allerdings mittlerweile an Grenzen, die Arbeitsmarktreserven sind weitgehend ausgeschöpft:
- Im April 2016 sollen nur noch 29.000 Baufacharbeiter und 1.800 Bauingenieure arbeitslos gewesen sein.
- Auch können wohl die Firmen den Abgang von Fachkräften in den Ruhestand über die Rekrutierung von Nachwuchskräften nicht mehr ausgleichen: 2015 sind schätzungsweise 16.000 gewerbliche Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen, dem haben dem Vernehmen nach aber nur 10.600 gewerbliche Auszubildende im ersten Lehrjahr gegenübergestanden.
Mittelfristig viele Möglichkeiten für Flüchtlinge
Von dieser Entwicklung haben laut Hübner Flüchtlinge bislang nicht profitieren können. Die Bauunternehmen seien vorrangig auf der Suche nach Facharbeitern, rund 70% der Flüchtlinge hätten aber keine abgeschlossene Berufsausbildung, nur wenige Deutschkenntnisse. Entsprechend liege der Anteil der Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisenländern an den Beschäftigten im Bauhauptgewerbe derzeit nur bei 0,1%. Hübner: „Eine schnelle Integration ist also auch im Baubereich nicht zu erwarten.“
Mittelfristig könne sich dieses Bild jedoch ändern, glaubt Hübner. Positiv werde zu Buche schlagen, dass gut ein Drittel der Flüchtlinge zwischen 18 und 25 Jahre alt und damit im richtigen Alter für eine Lehre sei. Voraussetzung für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft seien aber ausreichende deutsche Sprachkenntnisse sowie eine ausreichende schulische Vorbildung. Hübner: „Sofern diese Voraussetzung gegeben sind, bietet die Bauwirtschaft viele Möglichkeiten.“
Broschüre: Berufsausbildung in der Bauwirtschaft: Ausbildungsvergütung, Überbetriebliche Ausbildung, Kostenerstattung:
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Seit mehr als drei Jahren bieten die überbetrieblichen Ausbildungszentren der Branche das Programm „Berufsstart Bau“ an, berichtete Hübner. Mit dessen Hilfe würden Jugendliche, die für eine Ausbildung noch nicht „reif“ seien, auf den Berufseinstieg vorbereitet. Darüber hinaus böten einige überbetriebliche Ausbildungszentren der Bauindustrie, z.B. in Kerpen und Essen, Sonderqualifizierungen an. Für diese Maßnahmen wünscht sich Hübner mehr Unterstützung des Bundes - z.B. aus dem Programm „Perspektive für junge Flüchtlinge im Handwerk“ und aus der vom Bundesbildungsministerium finanzierten Förderung des Berufseinstiegs von Flüchtlingen. Hübner: „Ich sehe nicht ein, warum die Förderung allein Organisationen des Handwerks vorbehalten bleiben sollte.“
„Für uns sind dies Anlaufprobleme, die überwunden werden können“, stellt Hübner fest. „Integration braucht Zeit. Förderung muss sich erst einspielen. Eines ist und bleibt aber richtig: Die beste Form der Integration ist immer noch die Integration durch Ausbildung und Arbeit.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Ausbildungs- und Fachkräftereport: Bau-Ausbildungsmarkt profitiert von Flüchtlingen (3.5.2018)
- Seit 1994 stärkster Anstieg der Ausbildungsverhältnisse in der Bauwirtschaft (23.1.2018)
- Baupreise für Wohngebäude im Mai um 2,1% gegenüber Vorjahresmonat gestiegen (7.7.2016)
- Zahlen, Zahen, Zahlen von der SOKA-Bau zum Geschäftsjahr 2015 (3.7.2016)
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siehe zudem:
- Baubranche auf Baulinks