Der deutsche Baumarkt 2016 im Zeichen von Baukonkunktur und Bauvertragsrecht
(5.6.2016) „Der Bau kann 2016 die Rolle der Konjunkturlokomotive in einem insgesamt schwächelnden gesamtwirtschaftlichen Umfeld übernehmen. Ein akuter Bedarf an zusätzlichem Wohnraum und die allmählich einsetzende Investitionswende im Verkehrswegebau des Bundes sind die Triebfedern, die für ein Umsatzwachstum von nominal 3,5% im deutschen Bauhauptgewerbe sorgen werden“. Mit dieser Prognose trat der scheidende HDB-Präsident Prof. Thomas Bauer auf der traditionellen Jahrespressekonferenz anlässlich des „Tages der Deutschen Bauindustrie“ vor die Berliner Wirtschaftspresse. Dank milder Temperaturen im Frühjahr und der höchsten Auftragsbestände zur Jahreswende seit 20 Jahren hätten die deutschen Bauunternehmen im 1. Quartal 2016 durcharbeiten können - mit der Folge, dass die Umsätze nominal 4,9% über dem Vorjahresniveau liegen würden. Die Gefahr, dass ein Großteil der Aufträge zu Beginn des 2. Quartals abgearbeitet sein könnte, sieht Bauer nicht. Ein Auftragsplus im 1. Quartal von 13,9% habe die Auftragsbücher der Unternehmen weiter gefüllt, die Reichweite der Auftragsbestände sei mit 3,4 Monaten im Mai nach wie vor sehr hoch.
neue Kultur des Bauens
Mit der Belebung der Baunachfrage allein sei es jedoch nicht getan, ist Bauer überzeugt. Um die großen Herausforderungen der nächsten Jahre im Wohnungsbau und im Verkehrswegebau bewältigen zu können, müsse eine neue Kultur des Bauens entwickelt werden:
- Planen und Bauen müssten besser aufeinander abgestimmt werden.
- Streitbeilegungsmechanismen seien gesetzlich verbindlich im Bauvertrag zu verankern (Stichwort: Adjudikation).
- Risiken sollten in der Projektvorbereitung stärker berücksichtigt werden, beispielsweise durch Vorhalten von Risikobudgets.
- Die Bauwirtschaft müsse auf dem Weg der Digitalisierung der Planungs- und Bauprozesse vorankommen. Mit der Verabschiedung des BIM-Stufenplans 2020 habe das BMVI hier die richtigen Signale gesetzt.
„Was wir aber gar nicht gebrauchen können, sind neue Belastungen im Verhältnis von Auftragnehmer und Auftraggeber, wie sie im neuen Bauvertragsrecht drohen“, erklärte Bauer. In seinem aktuellen Gesetzentwurf wolle das Bundesministerium dem Auftraggeber im BGB das Recht einräumen, Änderungen auch nach Vertragsabschluss anordnen zu können. Damit werde die Machtbalance zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer einmal mehr zulasten der Bauseite verschoben. Genau das sei konträr zum Gedanken von mehr Partnerschaft in der Projektzusammenarbeit - siehe auch Baulinks-Beitrag „Reform des Bauvertragsrechts im Sinne des Verbraucherschutzes für Bauherren“ vom 30.5.2016.
Für die deutsche Bauindustrie sei ein solches Anordnungsrecht nur akzeptabel, wenn die Vergütung auch der Höhe nach geregelt und für den Fall des Streits eine Schlichtung auf Verlangen einer Seite sichergestellt sei, erläuterte Bauer. Ein Rechtsgutachten, das die Bauindustrie gemeinsam mit ihren Partnerverbänden eingeholt habe, untermaure die Argumentation der Bauwirtschaft: Einem einseitigen Anordnungsrecht seien verfassungsmäßige Grenzen gesetzt, die auch der Gesetzgeber respektieren müsse. Bauer: „Auftraggeber und Auftragnehmer müssen sich wieder auf Augenhöhe begegnen und respektvoll miteinander umgehen. Das sollte unser aller Leitbild werden.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Baugewerbe erwartet 2016 Umsatzwachstum von über 4% (7.9.2016)
- ifo Geschäftsklima deutlich eingetrübt - allerdings nicht im Bauhauptgewerbe (31.8.2016)
- Halbjahresbilanz im Bauhauptgewerbe: ausgesprochen positiv (28.8.2016)
- ifo-Geschäftsklimaindex nach dem Brexit-Votum verschlechtert (25.7.2016)
- SOKA-Bau: „Kraftlose Baukonjunktur im Mai“ (10.7.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Bauarbeitsmarkt: 16.000 Neu-Rentner vs. 10.600 Neu-Azubis (5.6.2016)
- Deutschland im Investitionsstau? (5.6.2016)
- Dipl.-Ing. Peter Hübner ist neuer Präsident der Deutschen Bauindustrie (5.6.2016)
- Bauhauptgewerbe im 1. Quartal 2016 kräftig im Plus (30.5.2016)
- Reform des Bauvertragsrechts im Sinne des Verbraucherschutzes für Bauherren (30.5.2016)
- Auftragseingänge auf hohem Niveau (Bauletter vom 25.5.2016)
- Arbeitsvolumen am Bau sank im März um 7,0% nach starkem Jahresbeginn (22.5.2016)
- Über 30% mehr genehmigte Wohnungen im ersten Quartal 2016 (Bauletter vom 19.5.2016)
- BIM soll bis 2020 (für Infrastrukturprojekte) stufenweise eingeführt werden (15.12.2015)
siehe zudem:
- Baukonjunktur, Bauverträge, Baupolitik und Baurecht auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Baufinanzierung, Baukosten, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de