Baugewerbe erwartet 2016 Umsatzwachstum von über 4%
(7.9.2016) „Wir erwarten ein sehr gutes Baujahr 2016, das zeigen die Konjunkturdaten des ersten Halbjahres,“ erklärte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa in Neumünster, anlässlich der Eröffnung der NordBau 2016. „Wir gehen nunmehr von einem Umsatzwachstum von gut 4% bis hin zu 5% in 2016 aus. Zu Jahresbeginn hatten wir noch mit plus 3% gerechnet.“
Wohnungsbau treibt die Baukonjunktur
Der Umsatz im Wohnungsbau liegt mit ca. 17,5 Mrd. Euro im ersten Halbjahr um 11% über dem Vorjahresniveau. Diese dynamische Entwicklung dürfte sich weiter fortsetzen, denn die Auftragseingänge liegen um 20% über dem Vorjahresniveau. Mit nahezu 180.000 Wohnungen wurden zudem ca. 41.000 Wohnungen (+30%) mehr genehmigt, als vor Jahresfrist.
Trotz dieser positiven Aussicht warnte Pakleppa vor einem Attentismus der Investoren, der sich breit macht. Denn die Diskussion um eine steuerliche Förderung im Mietwohnungsbau - Erhöhung der linearen AfA von zwei auf vier Prozent oder Einführung der degressiven Afa - führe dazu, dass die Menschen abwarten würden. Er forderte daher den Bundestag auf, der Einführung einer degressiven Afa für den Mietwohnungsbau, wie von der Bundesregierung beschlossen, endlich zuzustimmen - siehe allerdings auch den Beitrag „Koalitionspartner fahren Förderung des Mietwohnungsbaus gegen die Wand“ vom 5.7.2016.
Derzeit wird die Mehrzahl der Wohnungen im eher hochpreisigen Segment gebaut. „Besonders in den Ballungsgebieten werden aber Wohnungen für junge Familien und Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen benötigt. Dafür hat die Bundesregierung die sogenannten Entflechtungsmittel an die Länder für den sozialen Wohnungsbau von 518 Mio. Euro auf eine Milliarde annähernd verdoppelt - leider ohne Zweckbindung. Hier fordern wir die Bundesländer auf, diese Mittel passgenau für neue Wohnungen einzusetzen und für genügend Bonität zu sorgen,“ so Pakleppa.
Bitte keine Verschärfung der EnEV
Gleichzeitig erteilte er einer weiteren Verschärfung der EnEV eine Absage: „Wir haben mit der EnEV 2014/2016 einen Status erreicht, der den für 2020 geforderten EU-Standard und damit den Niedrigstenergiestandard jetzt schon erreicht, der aber zu einer Kostensteigerung von knapp zehn Prozent geführt hat. Das reicht!“
Wirtschaftsbau mit wesentlich mehr Nachfrage als erwartet
Die Aufträge im wirtschaftsbau liegen um ca. 20 % über dem Vorjahresniveau. Und auch die Baugenehmigungen fallen für alle Gebäudetypen deutlich höher aus, als vor Jahresfrist. „Die deutsche Wirtschaft scheint robuster und perspektivisch positiver gestimmt zu sein als dieses in der Öffentlichkeit zum Ausdruck kommt,“ so der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB).
Öffentliche Hand ausgabefreudiger als 2015
Und auch die öffentliche Hand hat im ersten Halbjahr 2016 deutlich mehr Aufträge erteilt als 2015. Mit einem Ordereingang von fast 13 Mrd. Euro weist der öffentliche Bau ein deutliches Plus von ca. 20% auf. Dabei sticht das Bestellvolumen im anteilsstarken Tiefbau mit einem Plus von über 20% heraus.
Der im Bundeshaushalt für 2016 eingestellte Investitionshochlauf bei der Straße um ca. eine Milliarde Euro zeigt Wirkung.
„Wir haben allerdings Sorge, wie weit dieser Aufschwung tragen wird. Denn die Bundesländer haben zu wenig Personal, um die Baumaßnahmen entsprechend zu projektieren und zu planen - und ohne Planung gibt es keine Bauaufträge. Daher sind nun die Bundesländer aufgefordert, ihre Planungskapazitäten wieder aufzustocken, damit die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel auch tatsächlich auf die Straße kommen,“ resümierte Pakleppa. „Der Personalengpass in den öffentlichen Straßenbauverwaltungen darf nämlich nicht dazu führen, dass Infrastrukturprojekte verstärkt als ÖPP-Projekte durchgeführt werden.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Zentralverband Deutsches Baugewerbe
- NordBau (7. - 11. September 2016 in Neumünster)
- Baukonjunktur aktuell
- Baugenehmigungen
- Fenster- und Türenbranche erwartet über 4% Wachstum (16.11.2016)
- ifo Geschäftsklima merklich verbessert ... und Bauhauptgewerbe auf neuem Rekordniveau (26.9.2016)
- Realität übertrifft Erwartungen: Bauindustrie hebt ihre Prognose für 2016 an (25.9.2016)
- Transportbetonindustrie hat hohe Erwartungen an das laufende Jahr (25.9.2016)
- ifo Architektenumfrage III/2016: Geschäftsklima erreicht neues Rekordniveau (18.9.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- ifo Geschäftsklima deutlich eingetrübt - allerdings nicht im Bauhauptgewerbe (31.8.2016)
- Halbjahresbilanz im Bauhauptgewerbe: ausgesprochen positiv (28.8.2016)
- Capital: Deutsche ziehen aus den Städten wieder vermehrt ins günstigere Umland (21.8.2016)
- Erste Ausbildungsbilanz 2016 (Bauletter vom 4.8.2016)
- Ein Prozent mehr Baufertigstellungen 2015 im Vergleich zu 2014 (14.6.2016)
- Der deutsche Baumarkt 2016 im Zeichen von Baukonkunktur und Bauvertragsrecht (5.6.2016)
- OC&C Hochbauprognose 2016: Stabile Wachstumsperspektive im deutschen Hochbau (24.4.2016)
- Fenster- und Türenbranche rechnet für 2016 mit moderatem Wachstum (31.3.2016)
- Bauprognose 2016: Bauspitzenverbände erwarten 3% Umsatzwachstum (17.1.2016)
siehe zudem:
- Baupolitik und Baurecht auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Baufinanzierung, Baukosten, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de