„Trendradar 2024” von Wieselhuber & Partner für die Bau-/Bauzulieferindus­trie

(6.11.2023) Auf einer Skala von 1 bis 10: Was sind die wichtigsten Themen in der Bau- und Bauzulieferindustrie im Jahr 2024? Welche Trends schubsen die Player aus ihrer Komfortzone? Welchen „Impact” haben sie auf die Branche? Dr. Stephan Hundertmark, Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P,) sieht eine Tendenz im Trendradar 2024.

Bild: Dr. Wieselhuber & Partner GmbH 

Absatzeinbruch: Strategiekrise jetzt verhindern! IMPACT 10

Die Mehrheit der Unternehmen in der Bauzulieferindustrie hat die Rohstoffkrise in 2021/22 mittels geschicktem Bestandsmanagement, über Zuteilungen und eine konsequente Weitergabe von Preissteigerungen bei Rohstoffen gut überstanden. Aktuell trifft viele Unternehmen die schlechte Baukonjunktur und der Absatzeinbruch.

Als Maßnahmen stehen bei zahlreichen Unternehmen:

• Kostensenkungen
• Abbau von Leerkapazitäten
• Steigerung der Business Performance
• Analyse der Zukunftsfähigkeit von Produktsegmenten
• Produkt-Markt-Kombinationen 

Zur Vermeidung einer Strategiekrise, dem Verlust von Marktanteilen und der Marginalisierung im Wettbewerb, braucht es eine ehrliche und analytisch fundierte Antwort auf die Herausforderungen. Auf der Basis müssen dann Zielmärkte und Entwicklungsschwerpunkte für die Zeit nach der Krise definiert und bereits heute in den Fokus gerückt werden.

Prefab & modulares Bauen: Industrielle Revolution in der Bauindustrie! IMPACT 9

Am Bau ist die Produktivität je Arbeitsstunde in den letzten 30 Jahren gesunken, während sie sich in der produzierenden Industrie fast verdoppelt hat. Dieser alarmierende Befund ist das Ergebnis ausgebliebener Investitionen in Effizienzsteigerungen und Automatisierung am Bau. Hier wird meist noch gearbeitet wie vor Jahrzehnten – Stein auf Stein und nach Gewerken getrennt. Getrieben von steigenden Baukosten und der Innovationskraft von Start-ups sowie Risikokapitalgebern gewinnt die industrielle Vorfertigung von Bauteilen und das modulare Bauen an Fahrt. Dies stellt nicht nur eine Lösung dar, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung, der sich die Bauwirtschaft gegenübersieht. Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass nun nicht nur der traditionelle Bau von Fertighäusern, sondern auch der Massenmarkt im Bereich des mehrgeschossigen Wohnungsbau im Mittelpunkt steht. Durch die Verlagerung der Wertschöpfung von der Baustelle hin zur prozessgesteuerten industriellen Fertigung in Fabriken erfolgt eine Transformation der Wertschöpfungsstrukturen, des Beschaffungswesens und der herkömmlichen Bauausführungstechnologien. Die dynamische Entwicklung dieses Marktes eröffnet Unternehmern, die aktiv mitgestalten und innovative Lösungen entwickeln möchten, zusätzliche Chancen.

Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeitsstrategie! IMPACT 8

Ein Jahresabschluss mit Lagebericht ist keine Unternehmensstrategie. Also wird auch kein Nachhaltigkeits-Reporting die unternehmerische Willensbildung und Definition einer Nachhaltigkeitsstrategie für Unternehmen ersetzen! Diese Feststellung ist wichtig, da gerade die stark mittelständisch geprägte Bau- und Bauzulieferindustrie durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die zugehörigen Reporting Standards (ESRS) vor enorme bürokratische Herausforderungen gestellt wird. Von der detaillierten Pflichtberichterstattung sind jetzt schätzungsweise allein in Deutschland 15.000 Unternehmen betroffen, wo es bisher nur ca. 500 Konzerne waren. Das ist eine Ausweitung der berichtspflichtigen Unternehmen um 3.000%. Die Nachhaltigkeitswende ist eine tiefgreifende und dauerhafte Transformation von Märkten und unserer Art zu wirtschaften. Das zeigt sich bereits heute in der Verschiebung von Marktanteilen, höheren Wachstumsraten von nachhaltigen gegenüber konventionellen Produkten und in Erwartungen seitens der Fachkräfte und Berufseinsteiger an Nachhaltigkeitsaktivitäten und Ziele eines Arbeitgebers. Um also nachhaltig erfolgreich zu sein, braucht es strategische Ziele aus einer konsistenten Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie.