Bauschäden durch Preisdruck und mangelhafte Ausführungsqualität
(18.8.2008) Der Dekra-Bericht 2008 zu Baumängeln an Wohngebäuden (siehe auch Beitrag vom 3.2.2008) hat erwartungsgemäß einiges an Reaktionen ausgelöst. Aus Sicht der bauchemischen Industrie in Deutschland bedarf es allerdings einer differenzierteren Betrachtung des Themas "Bauschäden" als in vielen auf diesem Bericht basierenden Publikationen und Äußerungen zum Ausdruck kam.

Soweit es bauchemische Produkte betrifft, sollen die weiterverarbeitenden Unternehmen genauso wie Endanwender bzw. Nutzer sicher sein können, dass die in der Deutschen Bauchemie e.V. zusammengeschlossenen Hersteller weltweit mit die höchsten Qualitätsanforderungen an ihre Produkte stellen. Es gebe in der gesamten Bauwirtschaft kaum einen anderen Bereich, dessen Herstellungsprozesse, Verfahren und Produkte so streng und durchgängig reglementiert und überwacht werden. Dies geschehe gesetzlich verordnet ...
- teils durch die Unternehmen selbst im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle,
- teils durch neutrale externe Prüfinstitutionen.
Dieser Aufwand, der beim Einkauf von Qualitätsrohstoffen anfängt, über die professionelle Ausbildung der Mitarbeiter geht und bis hin zur strengen Qualitätsendkontrolle reicht, habe natürlich seinen Preis. Dieser ist aus Sicht der deutschen bauchemischen Industrie der Schlüsselbegriff im Zusammenhang mit dem Thema Bauschäden:
- Wenn in Planungsabteilungen, bei ausschreibenden Stellen und Investoren am längsten darüber nachgedacht wird, wie die einzelnen Positionen noch preisgünstiger werden könnten,
- wenn aus vermeintlichen Einspargründen Materialien verwendet werden, deren Herkunft, Rezeptur und Qualität unbekannt oder sogar zweifelhaft sind,
- wenn anspruchsvolle Arbeiten z.B. beim Bautenschutz von ungelernten Kräften ausgeführt werden, deren Stundenlohn einen Bruchteil von dem eines ausgebildeten Facharbeiters beträgt und
- wenn das alles auf den Baustellen noch unter extremem Zeitdruck und Androhung von Konventionalstrafen geschieht,
... dann seien Bauschäden vorprogrammiert und unvermeidbar. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Zahl der Bauschäden zu reduzieren, sind aus Sicht der Deutschen Bauchemie e.V. unabdingbar ...
- die Rückkehr zu klaren Ausschreibungen mit Qualitätsvorgaben beim Material,
- der Verzicht auf Billigware,
- der konsequente Einsatz qualitativ hochwertiger Produkte,
- der Einsatz qualifizierten Fachpersonals und
- die Überwachung der Bauausführung durch Fachleute für die einzelnen Gewerke.
Zusätzliche Reglementierungen verschleiern die eigentlichen Ursachen und wirken ebenso wie anhaltend hoher Preis- und Zeitdruck kontraproduktiv. Die Deutsche Bauchemie e.V. setzt sich daher auf allen Ebenen dafür ein, die genannten Kriterien zurück ins Bewusstsein der Branchenbeteiligten zu rufen und durchzusetzen.
siehe auch für weitere Informationen:
- VPB rät: Statt Sanierung auch Abriss und Neubau erwägen (8.4.2012)
- Baumängel und Bauschäden: Eine Top Ten-Liste vom Verein zur Qualitätscontrolle am Bau (15.8.2011)
- Zweitarchitekt haftet für Planungsfehler des Vorgängers (21.11.2010)
- Typische Bauschäden im Bild (12.7.2010)
- Bauindustrie begrüßt neue Streitlösungsordnung SL Bau (31.1.2010)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Mangelnde Zahlungsmoral gefährdet viele Bauträger und Hausbauunternehmen (29.6.2008)
- BGH stärkt Rechte der Auftraggeber von Bauleistungen (18.5.2008)
- ARGE Baurecht warnt: Nicht voreilig auf Mängelbeseitigung pochen (18.5.2008)
- Merkblattsammlung Hochbau erschienen (14.5.2008)
- VPB rät: Bauprojekte sorgfältiger vorbereiten (23.3.2008)
- VBI veröffentlicht FIDIC Green Book 'Short Form of Contract' in deutscher Sprache (16.3.2008)
- Warum Planer Baurechtler brauchen .. (2.3.2008)
- TÜV Nord: Freiwillige Prüfungen von Hallen nehmen zu (24.2.2008)
- Bauen mit Bauträgern: Trotz Festpreis drohen häufig satte Zusatzkosten (3.2.2008)
- Buchvorstellung: Typische Baufehler erkennen, vermeiden, beheben (30.12.2007)
- Fiskus repariert nicht mit (30.12.2007)
- Baustoffliste von TÜV Rheinland mit schadstoffarmen Baustoffen (12.12.2007)
- Materialdaten - auch obsolete - für die Gebäudesanierung online (11.12.2007)
- Neues Fachbuch über Schäden an Bodenbelägen (20.11.2007)
- Neues Fachbuch: Mängel an Gebäude- und Bautenoberflächen (30.10.2007)
-
Aktualisiertes Merkblatt "Toleranzen im Hochbau" (21.9.2007) -
SOBau - Werkzeug (incl. Musterverhandlung auf DVD) zur Schlichtung von Baustreitigkeiten (16.9.2007) - Vor Sanierung Mauerwerk trocken legen (10.9.2007)
- aktualisiert: "Abnahme von Bauleistungen - Hochbau" (23.6.2007)
- ARGE Baurecht rät: Bauherr darf Bauabnahme verweigern (20.5.2007)
- Reparatur-Mörtel für kleine Schäden an Betonbauteilen (1.3.2007)
- Handwerker kann Mängelbeseitigung nicht wegen zu hoher Kosten verweigern (11.1.2006)
siehe zudem:
- Bauchemie, Betonbau, Abdichten, Wärmedämmverbundsysteme, Putz, Betonzusatzmittel und Bodenbeschichtung bei Baulinks
- Literatur / Bücher über Bauschäden, Beton-Architektur, Betonbau, Putz, Farben bei Amazon - konkret z.B.