Forschungs- und Entwicklungscluster untersucht Störfaktor "Lärm" im Büro
(27.4.2011, Tag gegen Lärm) Störgeräusche wie laute (Telefon)Gespräche oder Klappern auf Tastaturen erschweren das konzentrierte Arbeiten und gehen nicht nur auf die Hörnerven. Lärm ist der am meisten beklagte Missstand im Großraumbüro. Die Hörexperten aus dem Forschungs- und Entwicklungscluster Auditory Valley untersuchen deshalb Auswirkungen der Raumakustik auf die Leistungsfähigkeit und mögliche Methoden, diese zu optimieren.

Mehr als jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland arbeitet im Büro - und durch den Trend zum Großraumbüro fühlen sich zunehmend mehr von ihnen durch Lärm, vor allem durch Sprachgeräusche, belästigt. Dass diese besonders negative Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen haben, liegt laut Dr. Markus Meis, der am Hörzentrum Oldenburg im Bereich Raum- und Psychoakustik forscht, daran, dass Menschen sehr kommunikativ veranlagt sind. Er erklärt: "Wir reden nicht nur gern und viel, sondern unsere Ohren 'spitzen' sich automatisch, sobald wir in unserem Umkreis Sprache wahrnehmen. Und je deutlicher diese zu vernehmen ist, desto stärker konzentrieren wir uns darauf. Es ist hier vor allem der mit dem gesprochenen Wort einhergehende Informationsgehalt, der uns ablenkt und unser Arbeitsgedächtnis negativ beeinflusst, weniger der Schallpegel an sich".
Täglich bis zu einer halben Stunde "Arbeitsausfall" durch Lärm
Ein hoher Geräuschpegel und mangelnde akustische Privatsphäre, beeinträchtigen den Arbeitsprozess und die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich. Das so belastete Arbeitsklima führt nach einer Einschätzung von befragten Büroarbeitern täglich zu einer zeitlichen Leistungseinbuße von durchschnittlich bis zu 34 Minuten. "Rechnet man das einmal pro Mitarbeiter aufs Jahr hoch, so lohnen sich Investitionen für eine bessere Raumakustik auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten in jedem Fall", stellt Meis fest.
Akustische und organisatorische Lösungen können Lärm mindern
Zur
Lärmreduzierung können die Mitarbeiter selbst einiges beitragen.
"Diese sollten darauf achten, dass sie Kollegengespräche oder Telefonate
möglichst leise führen oder sich in akustisch abgeschirmte Räume begeben. Nicht
zu unterschätzen ist auch das Klingeln von Handys. Diese sollten im Büro immer
auf lautlos gestellt werden", so der Tipp von Dr. Markus Meis. (Bild rechts
aus dem Beitrag "Net
'n' Nest - das geläuterte Großraumbüro" vom 24.11.2006)
Der Hörexperte, der gemeinsam mit Dr. Christian Nocke vom Akustikbüro Oldenburg regelmäßig Seminare zu der Thematik "Raumakustik und Lärmwirkung in Büros" hält, weiß aber, dass vor allem die raumakustische Gestaltung von Büroräumen ausschlaggebend ist, um Störgeräuschen im Büro wirkungsvoll entgegenzuwirken. In diesem Sinn arbeiten arbeiten Oldenburger Hörforscher und Akustiker gemeinsam mit Absorberherstellern, Büroausstattern, Möbelherstellern und Architekten an Gesamtlösungen für eine bessere Raumakustik. Ein Schwerpunkt ist zum Beispiel die Entwicklung von schallabsorbierenden Materialien, die in Decken, Wände, Fußböden, Schränke und sogar Leuchten eingearbeitet werden können. "Allerdings muss man bei der Schallabsorption auch darauf achten, dass die Raumakustik nicht zu 'trocken' gestaltet wird. Sprache zum Beispiel wäre dann zwar leiser, aber aufgrund des geringen Nachhalls zu klar verständlich. Damit steigt wiederum der Informationsgehalt - und dadurch auch die Ablenkung", gibt Dr. Markus Meis zu bedenken.
Eine weitere Maßnahme ist die so genannte Sound-Maskierung, bei der Bürolärm unterschiedlicher Art mit einem informationslosen Geräusch "überdeckt" wird - etwa mit einem gleichmäßigen Rauschen oder mit Musik. Diese eher als Notlösung gedachte Maßnahme sollte aber mit den Mitarbeitern abgestimmt werden, weil sie die Gefahr birgt, dass der Maskierungspegel seinerseits als belästigend empfunden wird.
"Intelligente" Konferenzsysteme
Um störende Hintergrundgeräusche und Nachhall bei Telefon- und Videokonferenzen zu reduzieren, arbeiten die Wissenschaftler unter anderem an der Entwicklung von intelligenten Kommunikationssystemen, die Störgeräusche erkennen und herausfiltern. Darüber hinaus passen sich die Systeme an die jeweilige akustische Situation und an das individuelle Hörvermögen der Gesprächsteilnehmer an.

"Hierbei nutzen wir Filtertechnologien und Programme zur
Signalverarbeitung, wie sie bei modernen Hörgeräten für Schwerhörige zum Einsatz
kommen", erklärt Prof. Dr. Dr. Kollmeier, wissenschaftlicher Leiter des
Hörzentrums Oldenburg und der Fraunhofer-Projektgruppe "
Der Forschungs- und Entwicklungscluster Auditory Valley
... führt seit mehreren Jahren die wissenschaftlichen und medizinischen Expertisen in der Region Oldenburg/Hannover rund um das Thema Hören zusammen und entwickelt in Kooperation mit Industrieunternehmen Lösungen für besseres Hören. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen Hörsysteme und Cochlear-Implantate für Menschen mit angeborener oder erworbener Hörminderung.
Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt - von der Forschung und Entwicklung, über die Produkteinführung, bis hin zur Versorgung der Betroffenen und der Evaluation/Qualitätssicherung. Zu den Partnern gehören u.a. ...
- HörTech gGmbH,
- Hörzentrum Oldenburg GmbH,
- Universität Oldenburg,
- Akustikbüro Oldenburg,
- Medizinische Hochschule Hannover,
- Hörzentrum Hannover,
- Jade Hochschule Oldenburg sowie
- Fraunhofer-Projektgruppe "Hör-, Sprach- und Audiotechnologien"
- Tag gegen Lärm
Die wissenschaftliche und medizinische Expertise der Region stellt einen hervorragenden Standardfaktor für Industrieunternehmen dar. Neben eingesessenen Firmen wie Sennheiser und Kind haben auch Cochlear und Advanced Bionics Niederlassungen in Hannover gegründet. Darüber hinaus werden die ausgezeichneten Forschungs- und Entwicklungsbedingungen auch von internationalen Unternehmen der Branche genutzt und geschätzt.
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