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Standortunabhängige Bewertung von Fenstern mit dem "Energy Label Fenster"

(14.12.2011) Die Verbesserung der baulichen Energieeffizienz und der Einsatz regenerativer Energien sind nicht nur eine Voraussetzung für die Energiewende, sondern auch für einen wachsenden globalen Markt. Allerdings werden investitionswil­lige Bauherren durch die Debatten über unterschiedliche U-Werte, g-Werte, Psi-Werte etc. verwirrt, so dass die Ent­scheidung für einen Fensteraustausch oft vertagt wird. Um diesen Missstand zu ändern, fordert die EU-Kommission die Entwicklung eines Energy Labels für Fenster, damit die Vorteile eines Fenstertauschs deutlicher werden, und das riesige energetische Einsparpotenzial genutzt werden kann. Das ift Rosenheim hat deshalb ein Energy Label entwickelt, das den technischen Besonderheiten von Fenstern gerecht wird, aber dennoch einfach zu nutzen ist und als webbasiertes Rechentool zur Verfügung steht.

Gebäude und Fenster sind leider nicht so einfach zu bewerten wie ein Kühlschrank, da bei Gebäuden das Außenklima, die Temperaturen und die Sonneneinstrahlung unterschiedlich sind, und sich auch die Anforderungen im Sommer und Winter deutlich unterscheiden. Es darf deshalb nicht nur der Heiz­energiebedarf betrachtet werden, sondern auch der Kühlenergiebedarf, die Vermei­dung hoher Raumtemperaturen und die Versorgung mit natürlichem Tageslicht. Die Kennzeichnung muss daher den Einfluss von Sonnenschutzvorrichtungen, Tageslicht­nutzung und den Wärmeschutz berücksichtigen und dennoch übersichtlich bleiben.

Die Klimabedingungen im Sommer und Winter bzw. in Nord- und Südeuropa sind außerdem so unterschiedlich, dass eine einzige Kennzahl nicht ausreicht. In der ISO 18292 „Energetische Bewertung von Fenstersystemen - Berechnungsverfahren“ wird deshalb u.a. eine Unterscheidung zwischen Heiz- und Kühlperiode getroffen, die beschrieben wird durch ...

  • „Energy Performance Heating Period“ (EP-H) und
  • „Energy Performance Cooling Period“ (EP-C) sowie hinzukommend
  • Angaben zum Tageslicht (Daylight Performance, DP).

Da die Klimabedingungen mit Temperaturen, Sonnenscheindauer und -intensität in Europa stark variieren, ist eine Einteilung in Klimazonen wenig hilfreich. Abhängig von der Klimazone können erhebliche Sprünge in der Klassifizierung auf­treten, so dass bei Überschreiten einer Klimazone aus einem B- schnell ein D- oder A++-Fenster werden kann. Wichtig bei der Klassifizierung ist, dass ein Fenster der Klassifizierung A/A in allen Klimazonen immer sehr gut ist, auch wenn es in manchen Gebieten etwas zu gut ist und damit unwirtschaftlich wird, beispielsweise ein modernes Wärmeschutzfenster an der Mittelmeerküste.

Das ift Rosenheim hat, im Gegensatz zu Ansätzen anderer europäischer Länder, auf Basis der ISO 18292 ein Energy Label entwickelt, das eine standortunabhängige Bewertung zulässt und so die beschriebenen Probleme vermeidet. Die Wärmeverluste und Solargewinne werden auf Grundlage einer Gebäudesimulation bilanziert. Bei der Bilanzierung hat das ift Rosenheim praxisnahe Annahmen vorgenommen bezüglich ...

  • der Fenster,
  • der Fensterorientierung und Himmelsrichtung,
  • des Dämmniveaus,
  • der Speichermassen des Gebäudes und
  • der Standortfaktoren Außenklima, Temperatur sowie Sonnenscheindauer.

So soll schließlich eine einfache Einstufung in die sieben Energieeffizienzklassen A+ bis F möglich sein, die der Endverbraucher von der weißen Ware her schon kennt.

webbasierte Eigendeklaration

Das Energy Label ist als webbasiertes Rechentool konzipiert, um die Berechnung für den Nutzer so einfach wie möglich zu machen. Es müssen lediglich die Zahlenwerte für den UW-Wert, g-Wert und die Lichttransmission der Verglasung tV eingetragen werden. Die Auswahl des Sonnenschutzes erfolgt über das Anklicken eines vorge­schlagenen Bildes. Alternativ können auch Werte für Uf, Ug und der Ψ-Wert einge­geben werden, um den U-Wert des Fensters genauer zu bestimmen. Nach einem Klick führt das System die entsprechenden Rechenoperationen durch. Das Ergebnis der Simulationsrechnung ist eine „Eigendeklaration“ des Herstellers im PDF-Dateiformat, die das energetische Verhalten der gewählten Kombination aus Rahmen, Glas und Sonnenschutz beschreibt.

Das Dokument enthält neben den Kennwerten für EP-H und EP-C auch eine Identifika­tionsnummer, die Firmendaten, die Bezeichnung des Fenstersystems und die Parame­ter, die vom Ersteller eingegeben wurden. Zusätzlich erhält der Ersteller das Energy Label als Datei, um dieses direkt als Aufkleber auf dem Fenster anbringen zu können.

Das Energy Label ist für Fensterhersteller, Systemgeber, Handelsunternehmen und Montagefirmen („Ersteller“) konzipiert, die ihren Endkunden gegenüber die energe­tischen Kennwerte des Fensters objektiv und übersichtlich deklarieren möchten. Durch die eindeutige Identifikationsnummer des Energy Labels können die Endverbraucher weitere Informationen zum Fenster und zum Ersteller recherchieren.

Das ift Rosenheim will in Stichproben einzelne Dokumente hinsichtlich Plausibilität prüfen und missbräuchliche Dokumente für ungültig erklären. Die Nutzung ist während der Test- und Einführungsphase bis zur fensterbau/frontale für ift-Mitglieder exklusiv und kostenfrei möglich. Der Zugang erfolgt über die Internetseite ift-service.de. Dort sind auch weitere kostenfreie und kostenpflichtige Online-Tools verfügbar, beispiels­weise zur Bestimmung der notwendigen Klassen für Wind- und Schlagregendichtigkeit oder zur Erstellung einer Muster EPD (Umweltproduktdeklaration) für Fenster sowie zur ift Ausschreibungshilfe oder zum ift-Normenportal mit einem kostengünstigen Zugang zu den wichtigsten Fensternormen. Ebenso sind Informationen zur ift-App „Fenster­Check“ verfügbar, mit dem sich die Einsparpotenziale beim Fenstertausch vor Ort einfach in Liter Heizöl, als CO₂-Minderung und in Euro ermitteln lassen.

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