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Deloitte M&A Construction Monitor: Baubranche auf der Suche nach Überlebensstrategien


  

(21.1.2013) Laut dem "European M&A Construction Monitor" von Deloitte setzen deutsche Bauunternehmen in der europäi­schen Krise vor allem auf Diversifikation und fokussieren sich dabei auf Branchen mit höherer Wertschöpfung. Auch die Be­deutung von alternativen Finanzierungsquellen (z.B. Private Equity) nimmt zu. Es sind vor allem die größeren europäischen Baukonzerne, die Übernahmen und Akquisitionen (Mergers and Acquisitions bzw. M&A) zur Diversifikation in neue Regionen oder Produktsegmente einsetzen. Andere Unternehmen der Baubranche forcieren auf den krisenbedingten Druck hin ihre Maßnahmen zum Schuldenabbau, was oft mit dem Verkauf von Geschäftsfeldern einhergeht. Mit insgesamt 104 Deals lag die Zahl der M&A im Jahr 2011 deutlich niedriger als 2010 (144), im ersten Halbjahr 2012 konnten 72 Deals realisiert werden. Für das Gesamtjahr 2012 rechnen Branchenkenner mit einem leichten Transaktionsanstieg gegenüber dem Vorjahr. Allerdings dürfte das durchschnittliche Dealvolumen gegen­über 2010 bzw. 2011 rückläufig sein.

"Die aktuelle Entwicklung begünstigt eher breit aufgestellte und finanzkräftige Kon­zerne. Kleinere und mittelständische Betriebe geraten in der Krise eher weiter unter Druck, da sie vielfach nicht die notwendige finanziellen Möglichkeiten haben, um zu diversifizieren oder sich kurzfristig Kapital auf den Märkten zu besorgen und somit leichter das Ziel von Übernahmen werden", kommentiert Michael Müller, Partner und Leiter Real Estate bei Deloitte.

Geschäftschancen außerhalb Europas

Zu den Trends der europäischen Baubranche gehört auch die Bewegung vieler Bau­konzerne weg von den heimischen Regionen hin zu den BRIC-Staaten sowie dem Na­hen Osten und den pazifischen Wirtschaftsraum: In diesen Märkten wird mittelfristig mehr als die Hälfte der weltweiten Bauinvestitionen erwartet. Andererseits haben Un­ternehmen außerhalb Europas immer ein Auge auf europäische Anbieter als potenzielle Übernahmekandidaten, auch in Deutschland.

Schuldenabbau hat Priorität

Der europäische Bausektor hat im Jahr 2011 mehr Insolvenzen als die meisten anderen Branchen hervorgebracht - und der Trend hält unvermindert an. Um nicht in diese Si­tuation zu geraten, nehmen viele Unternehmen erhebliche Anstrengungen zum Schul­denabbau auf sich. Der Verkauf von Randaktivitäten spielt dabei eine große Rolle. Die europäischen Bauunternehmen konnten in 2011 insgesamt ihren Schuldenstand im Schnitt um 3 Prozent verringern; das Jahr 2012 soll ähnliche Resultate bringen.

Frisches Geld durch Private Equity

Eine mögliche Alternative zum Schuldenabbau kann der Einsatz von Private Equity sein. Zwar ist der Zufluss frischer Mittel von Private-Equity-Investoren meist nur um den Preis eines gewissen Kontrollverlustes zu haben. Gleichwohl waren in der europäi­schen Bauwirtschaft jüngst größere Transaktionen zu beobachten, und das Interesse der Private-Equity-Investoren an der Bauwirtschaft ist spürbar gestiegen.

Mehr Wertschöpfung durch Diversifikation

Der Flaute im europäischen Baugeschäft versuchen die einzelnen Player auch durch grenz- und branchenübergreifende Diversifikation zu entgehen. Letztere birgt den Vorteil einer größeren Unabhängigkeit von der Baukonjunktur sowie der Chance, Bran­chen mit höherer Wertschöpfung zu erschließen. Typisch ist die Erweiterung der An­gebotspalette in branchennahen Segmente wie Bau- und Gebäudedienstleistungen. Auch so genannte Design-Build-Finance-Maintain (DBFM)-Projekte, wie Private Public Partnerships (PPPs), bieten den Unternehmen die Möglichkeit höherer Wertschöpfung bei verminderten Risiken.

Nord- und Westeuropa vs. Süd- und Osteuropa

Die Aussichten in der Baubranche sind in Europa uneinheitlich. Am wenigsten ange­spannt scheint die Lage in Nordeuropa - mit Ausnahme von Finnland. Westeuropäi­sche Anbieter trotzen der Krise mehr oder weniger erfolgreich durch Engagements in Wachstumsregionen und durch geographische sowie branchenübergreifende Diversi­fikation.

Deutlich schlechter sind die Perspektiven für Ost- und Südeuropa. In Osteuropa herr­schen massive Überkapazitäten, dazu kommen reduzierte oder gestrichene EU-Förder­gelder. Die Unternehmen setzen hier auf strategische M&A, auf PPPs und orientieren sich vornehmlich nach Russland/Nahost. Aufgrund des hohen Fragmentierungsgrads ist zudem eine massive Konsolidierung zu erwarten. Trübe Aussichten herrschen für süd­europäische Baukonzerne.

"Wie der Krise effizient begegnet werden kann, ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Wer die Kapazitäten für Cross-Border-Aktivitäten hat, wird sie nutzen. In jedem Fall ist eine Strategierevision empfehlenswert. Sicherlich wird sich die Kon­solidierung in der Baubranche weiter fortsetzen", schließt Michael Müller.

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