WDVS mit EPS: Änderungen beim konstruktiven Brandschutz gelten ab 1.1.2016
(7.12.2015) Die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) angekündigten Änderungen der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) für schwerentflammbare WDV-Systeme mit EPS-Dämmstoffen sollen bis Ende 2015 erteilt werden und ab 1. Januar 2016 gelten.
Grundsätzlich wurde durch die Bauministerkonferenz (BMK) festgestellt, dass fachgerecht nach den abZ-Vorgaben verbaute WDVS gegenüber Raumbränden hinreichend sicher sind. Die Änderungen sollen den Schutz gegenüber Bränden unmittelbar vor der Fassade verbessern. Für EPS-WDVS mit Putzschicht sind künftig folgende Brandriegel notwendig (siehe auch Grafik am Ende der Aufzählung):
- Ein erster Brandriegel wird an der Unterkante des WDVS bzw. maximal 90 cm oberhalb der Geländeoberkante oder genutzten angrenzenden horizontalen Gebäudeteilen (z. B. Parkdächer) angebracht - d.h. also oberhalb des Spritzwasserbereichs.
- Ein zweiter Brandriegel ist in Höhe der Decke des 1. Geschosses über Geländeoberkante oder angrenzenden horizontalen Gebäudeteilen vorzusehen. Dieser darf zu dem darunter angeordneten Sockelriegel einen Achsabstand von nicht mehr als 3 m aufweisen. Kann das nicht eingehalten werden, müssen weitere Riegel auf dem EG angebracht werden.
- Ein dritter Brandriegel in Höhe der Decke des 3. Geschosses über Geländeoberkante oder angrenzender horizontaler Gebäudeteile, jedoch zu dem darunter angeordneten EG-Brandriegel mit einem Achsabstand von nicht mehr als 8 m. Bei größeren Abständen sind auch hier zusätzliche Brandriegel einzubauen.
- Weitere Brandriegel sind gegebenenfalls vorzusehen an Übergängen der Außenwand zu horizontalen Flächen (z. B. Durchgängen, Durchfahrten, Arkaden), soweit diese in dem durch einen Brand von außen beanspruchten Bereich des 1. bis 3. Geschosses liegen.
- Weiterhin ist ein Brandriegel („Abschlussriegel“) maximal 1,0 m unterhalb von angrenzenden brennbaren Bauprodukten (z.B. am oberen Abschluss des WDVS unterhalb eines Daches) in der Dämmebene des WDVS anzuordnen.
Oberhalb der ersten drei Stockwerke werden die bekannten Maßnahmen gegen Raumbrände (Sturzschutz über jeder Öffnung bzw. umlaufende Brandriegel) umgesetzt.
Die unteren drei Brandriegel müssen ...
- aus nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen bestehen,
- mindestens 200 mm hoch sein und
- mit mineralischem Klebemörtel vollflächig auf mineralischen Untergrund verklebt und zusätzlich gedübelt werden. Die Dübel müssen für WDVS zugelassen sein und ein Spreizelement aus Stahl aufweisen.
Der Fachverband WDVS empfiehlt Hausbesitzern bzw. Auftraggebern, mit dem ausführenden Fachhandwerker einen Inspektions- und Wartungsvertrag abzuschließen. Der Fachmann sollte u.a. regelmäßig prüfen, ob die schützende Putzschicht des Fassadensystems intakt ist. Beschädigungen sind umgehend fachgerecht instandzusetzen, um die brandschutztechnische und feuchteschutztechnische Funktion des WDVS sicherzustellen.
Alle Informationen und viele Details zu diesem Thema einschließlich der Schutzmaßnahmen für weitere Systemvarianten sowie zum Brandschutz im Zusammenhang mit WDVS allgemein sind zusammengefasst in der neuen Technischen Systeminfo „WDVS und Brandschutz“, die der FV WDVS Anfang 2016 in erweiterter Neuauflage veröffentlichen will.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Ein Plädoyer für WDVS mit Polystyrol: „Keine Flammen durch WDVS“ (13.11.2017)
- Foamglas WDVS: Robustes, nicht brennbares WDV-System mit Schaumglas-Platten (9.2.2017)
- Vier Verbände veröffentlichen Praxismerkblatt zum Brandschutz bei WDVS mit EPS (9.2.2017)
- Brandriegel an thermisch getrennten Balkonen (25.11.2016)
- DIBt-Zulassung für Putzträgerbrandriegel mit WLS 035(!) für alle Einsatzorte (11.7.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Polystyrol-Dämmstoff künftig Sondermüll? (13.11.2015)
- 24 neue WDVS-Details vervollständigen den WDVS-Planungsatlas (24.9.2015)
- Sto reagiert mit einem „Weißbuch“ auf kritische Medienberichte zur Fassadendämmung (28.6.2015)
- Neuer Brandriegel von Isover verspricht erhöhten Brandschutz für EPS-WDV-Systeme (1.6.2015)
- Brennt wie Stroh? Gesamtverband Dämmstoffindustrie widerspricht dem SPIEGEL (19.4.2015)
- 0,0038% Brandereignisse mit Dämmstoffen - aber besorgniserregender Brandhemmer (9.3.2015)
- PUR/PIR-Brandriegel zum Schutz von EPS-WDV-Systemen (20.6.2014)
- „FeuerBlock“-Brandriegel verspricht bereits Brandschutz in der Bauphase (30.5.2013)
siehe zudem:
- WDVS im Fassaden-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Fassade bei Baubuch / Amazon.de