Deutsche Fensterbauer verlieren zunehmend Marktanteile an Importeure
(17.4.2016) Die Nachfrage auf dem deutschen Fenstermarkt wächst seit einigen
Jahren mit soliden Raten: Für 2016 rechnet die Branche mit rund 14 Mio.
Einheiten - siehe
Beitrag vom 31.
Deutschlands Fensterindustrie im Formcheck
Von den jährlich 250.000 zusätzlichen Fenstereinheiten gehen schon heute rund zwei Drittel an ausländische Anbieter. Den rund 6.500 inländischen Produzenten verbleiben somit lediglich 80.000 zusätzliche Einheiten. Der Verdrängungswettbewerb hat längst begonnen. Ohne eine Anpassung der Geschäftsstrategien werden viele der hiesigen Produzenten den gezielten Vorstößen der Importeure weiterhin wirkungslos gegenüberstehen - zu diesem Ergebnis kommen Branchenexperten des Beratungsunternehmens Munich Strategy Group (MSG) in ihrer Studie „Deutschlands Fensterindustrie im Formcheck“, für die sie rund 150 Unternehmen analysiert und über 80 Brancheninsider befragt haben.
Deutscher Fenstermarkt weiterhin attraktiv
Die bisherige Nachfrageentwicklung ist ermutigend: „Seit 2008 erlebt der Fenstermarkt einen kontinuierlichen Aufwärtstrend“, sagt Dr. Constantin Greiner, Branchenexperte bei MSG. „Zwischen 2008 und 2015 lag das durchschnittliche jährliche Wachstum bei 2,2%. Damit ist der deutsche Markt seit 2010 jährlich um rund 250.000 zusätzliche Fenstereinheiten gewachsen.“
Für die Zukunft erwarten die Studienautoren weiterhin eine positive Entwicklung. Die Wohnungsknappheit in Großstädten und das günstige Zinsumfeld sollten die Nachfrage nach Fenstern weiterhin treiben. Dieser Trend werde durch den zunehmenden Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge weiter angekurbelt. Die MSG-Experten rechnen deshalb mit einem Wachstum des Volumens an Fenstern von durchschnittlich 1,8% pro Jahr bis 2020. Die Stabilität der Nachfrage und die Aussicht auf positive Wachstumspotenziale sind zum einen vielversprechend, locken zum anderen die Konkurrenz aus dem Ausland.
Die Betriebe sind gefordert, die neuen Realitäten zu akzeptieren und an ihrer strategischen Ausrichtung zu arbeiten. „Die Fensterbauer müssen jetzt Antworten auf die Wettbewerbskonzepte der Importeure finden, die seit vielen Jahren durch Preis-, Sortiments- und Geschwindigkeitsvorteile überdurchschnittlich wachsen. Nur wenn es den Firmen gelingt, die geeigneten Maßnahmen für mehr Wachstums- und Widerstandskraft einzuleiten, lässt sich der Erfolg der Importeure stoppen“, betont Studienleiter Dr. Greiner.
Konsolidierungsdruck unverändert hoch
Trotz der positiven Rahmenbedingungen kämpfen viele Fensterbauer seit Jahren mit margenzehrenden Preisduellen und einer zunehmenden Variantenvielfalt. Beide Faktoren haben in vielen Fällen negative Effekte auf die Finanzlage. So haben sich die durchschnittlichen Eigenkapitalquoten der Betriebe in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert und die Erträge (EBIT) liegen im Branchendurchschnitt nur noch bei 4,7%. Auch deshalb wird sich die Anzahl der Herstellerbetriebe weiter rückläufig entwickeln. Von den ehemals 8.700 Betrieben werden laut Prognose bis 2020 noch weniger als 5.000 existieren. „Gleichzeitig können wir eine rege Übernahmeaktivität beobachten. Speziell die großen Spieler haben das Instrument der aktiven Konsolidierung für sich erkannt und greifen vermehrt zu. Obwohl der Markt dennoch stark fragmentiert ist, akkumulieren die führenden in- und ausländischen Hersteller Marktanteile und treiben die Neuordnung voran“, erklärt Dr. Greiner.
Hersteller werden durch Digitalisierung zu austauschbaren Lieferanten
Weiter angeheizt wird der Wettbewerb durch neue Geschäftsmodelle. Während der Konkurrenzkampf auf dem Fenstermarkt bisher fast ausschließlich zwischen den direkten Wettbewerbern stattfand, werden zukünftig auch branchenfremde Anbieter mitmischen. „Neue Online Anbieter bündeln die Marktnachfrage und schneiden traditionelle Hersteller vom Informationsfluss ab“, betonen die Studienverfasser. Plattformen wie z.B. vitraum.de oder fensterversand.com können den Informations- und Entscheidungsfluss zwischen Hersteller, Montagebetrieb und Endkunde verändern. Dann werden Hersteller zu austauschbaren Lieferanten.
Veränderungsdruck für die Fensterbranche sehen die MSG-Experten auch durch die Digitalisierung. Sie wird zu einer Vernetzung der Systemlandschaft bei der Gebäudesteuerung führen. Das Fenster wird dadurch neben weiteren Elementen wie der Alarmanlage, dem Heizsystem und der Lichtsteuerung zu einer Komponente unter vielen reduziert. „Beide Themen haben das Potenzial, den Fenstermarkt erheblich zu verändern“, sagt Dr. Greiner. Vor diesem Hintergrund empfehlen die MSG-Experten den Unternehmen eine objektive Bewertung der eigenen Chancen-Risikosituation. Auf Basis der daraus gewonnenen Einschätzung können gezielte Maßnahmen zur Leistungssteigerung und für Stärke im Wettbewerb abgeleitet werden.
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siehe zudem:
- Fenstermarkt, Baukonjunktur, Fenster, Fensterglas und Fenstertechnik auf Baulinks
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