Solarbranche kritisiert Entwurf des neuen Erneuerbare-Energien-Gesetzes
(17.4.2016) Scharfe Kritik am aktuellen EEG-Entwurf kommt von der Solarbranche: Anstatt den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen, stehe die Bundesregierung bei der Energiewende weiter auf der Bremse, kritisiert der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar).
BSW Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig vertritt die Ansicht, dass „dieser Gesetzesentwurf in eklatantem Widerspruch zu den Klimaschutzzielen steht und dringend nachgebessert werden muss.“ Großverbraucher klimaschädlicher Energie würden weiter subventioniert, während energiebewussten Verbrauchern und Gewerbebetrieben bei der Investition in Solartechnik immer mehr Steine in den Weg gelegt würden. Körnig stellt fest, dass Solarenergie inzwischen preiswert sei - bei fairer Kostenbetrachtung sogar günstiger als Strom aus neuen Atom- oder Kohlekraftwerken. Es gäbe keinen nachvollziehbaren Grund, sie nicht endlich stärker zu nutzen. Solarstrom dürfe nicht länger der Stecker gezogen werden - so das Credo des BSW Solar.
Nach einer aktuellen Umfrage des Bundespresseamtes wollen übrigens 85% der Menschen, dass Sonnenenergie in 20-30 Jahren maßgeblich die Energieversorgung sichern soll. Körnig dazu: „Der Gesetzesentwurf trägt dem keinesfalls Rechnung. Selbst die bescheidenen Ausbauziele der Bundesregierung werden seit zwei Jahren deutlich verfehlt.“ Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurden 2015 von den angestrebten 2.500 Megawatt nur 1.400 Megawatt realisiert.
Der Bundesverband Solarwirtschaft fordert unter anderem eine Abschaffung bzw. deutliche Verringerung der finanziellen Belastung solarer Eigen- oder Direktversorgung (EEG-Umlage). Energieversorger und Stadtwerke würden längst Mieter mit preisgünstigen Solartarifen bedienen, wenn Solarstrom vom Dach des Vermieters nicht weiterhin künstlich verteuert werde. Körnig kritisiert: „Es stinkt zum Himmel, dass Mieter für Solarstrom vom eigenen Hausdach mit sechs Cent je Kilowattstunde zur Kasse gebeten werden, während die größten Energieverbraucher in der Industrie weitgehend von den Kosten der Energiewende befreit werden.“
Der BSW Solar-Hauptgeschäftsführer warnt zudem deutlich davor, den Fördermechanismus von Photovoltaikanlagen generell auf ein Ausschreibungsverfahren umzustellen. Um eine breite Akteursstruktur und Akzeptanz der Energiewende zu sichern, müssten Ausschreibungen auf große Solarparks begrenzt bleiben. Anders als bei ebenerdigen Solarparks würden Förder-Auktionen von Solarstromanlagen auf Dächern scheitern, so die Auffassung vieler Energie- und Finanzexperten. Dies liege an den deutlich komplexeren, heterogeneren und kleinteiligeren Projekt- und Investorenstrukturen, Finanzierungs- und Planungsprozessen.
Die Erzeugungskosten von Solarstrom sind in den letzten Jahren deutlich gefallen. In der jüngsten Ausschreibungsrunde lag der durchschnittliche Gebotspreis für Solarstrom aus großen Solarparks bei nur noch 7,5 Cent je Kilowattstunde.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
- SolardachCheck und weitere EnergieSparRatgeber
- Förderratgeber von co2online und Fördermitteldatenbank von fe.bis
- Geschäftsklimaindex in der deutschen Photovoltaik-Branche auf Siebenjahreshoch (12.4.2017)
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siehe zudem:
- Solarstromspeicher und Photovoltaik im alternative Energien Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Photovoltaik bei Amazon