Fachwerkhaus mit Klimadecken ökologisch saniert
(7.12.2023) Nachdem das alte Fachwerkhaus im brandenburgischen Finowfurt, einem Ortsteil von Schorfheide (siehe Google-Maps), als Unterkunft für die Gesellen der Mühle ausgedient hatte, wurde es 1990 zunächst zum Sitz der Gemeindeverwaltung. Nun wurde das Gebäude mit ökologischen Baustoffen saniert und zum neuen Treffpunkt des Ortes.
Obwohl das Gebäude kontinuierlich genutzt wurde, breitete sich der Hausschwamm weitläufig aus, was eine umfangreiche Sanierung erforderlich machte. Manuela Mathäs, projektleitende Architektin der Spreeplan Projekt UG, die als Generalplaner für das Bauvorhaben fungiert, berichtet: „Finanziell war das für so eine 5.000-Seelen-Gemeinde nicht zu stemmen. Das war nur mithilfe öffentlicher Fördermittel machbar.”
Finanziert wurde das Bauvorhaben aus verschiedenen Töpfen. Schorfheide erhielt Mittel aus dem Leader-Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie aus dem Kreisentwicklungsbudget des Landkreises Barnim. Zudem wurden Schlüsselzuweisungen des Landes Brandenburg in Anspruch genommen. Diese finanziellen Mittel reichten aus, das anderthalbstöckige Gebäude mit einer Grundfläche von 200 m² in ein Dorf-Gemeinschaftshaus zu verwandeln. Heute bietet es eine Nutzfläche von 410 m² auf zwei Etagen.
„Wir haben bei der Sanierung ausschließlich auf ökologische Materialien gesetzt”, so die Architektin, die auf Baubiologie und Bauschäden spezialisiert ist. Die Innenseiten der Außenwände sind mit diffusionsoffenen und kapillaraktiven Platten aus expandiertem, natürlichem Perlitgestein gedämmt. In Böden und Decken fungieren Schaumglas-Schotter und Blähglas-Granulat aus recyceltem Altglas als kapillarbrechende, feuchteresistente Dämmlage.
Natur-Klimadecken aus Lehm von ArgillaTherm bilden das Herzstück der Sanierung. 380 m² der insgesamt 410 m² Nutzfläche wurden mit ihnen ausgestattet. In die Lehmmodule werden anschließend wasserführende Schlauchleitungen integriert, um die Räume von oben zu heizen und kühlen. Eine separate Zwangslüftung ist nicht nötig, da diese frei erfolgt. Das Lehm-/Tongemisch in den Modulen regelt die Luftfeuchtigkeit von alleine. Das Material wird bei der Herstellung unter enormem Druck trocken gepresst und kann bis zu 1,7 Liter Wasser/m² aufnehmen, ohne zu quellen. Wenn die Luft im Innenraum weniger gesättigt ist, geben die Module die Feuchtigkeit wieder in die Raumluft sukzessive ab.
„Wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, ist eine gute Temperierung und Feuchteregulierung besonders wichtig”, begründet Manuela Mathäs die Entscheidung für die Lehmmodule. Mit der Anhebung des Holzdaches konnte ein großer Saal im Obergeschoss geschaffen werden, der für Gemeindeversammlungen, Trauungen, Seminare, Vorträge oder kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann.
Die Saaldecke stellte jedoch eine besondere Herausforderung dar, weil die sichtbare Stahlrahmenkonstruktion, auf der das Dach ruht, die Deckenfläche unterbricht. Dadurch entstehen zwei separate Deckenfelder. Diese konnten einzeln an den Heizkreisverteiler angeschlossen werden, was eine spezifische Regelung für jedes Feld ermöglicht. Aufgrund der modularen offenen Bauweise des Systems war es möglich, alle Deckenfelder vollständig zu aktivieren.
Der Ortstreffpunkt „Müllers Ruh” umfasst im Erdgeschoss Büros und Räume für den Ortsvorsteher, den Dorfchronisten, die Schiedsstelle und den Personalrat der Gemeinde. Eine Bibliothek konnte ebenfalls integriert werden. Am Gebäude wurden außerdem Nistkästen für insgesamt 96 Mauerseglerpaare angebracht, um deren bisheriges Zuhause zu bewahren. Durch den Einsatz von Vogelstimmen vom Band wurden die Rückkehrer aus Afrika erfolgreich zur „Müllers Ruh” gelockt.
Weitere Informationen können per E-Mail an ArgillaTherm GmbH angefordert werden.
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siehe zudem:
- Lehm / Lehmbaustoffe
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