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WDR markt: Solaranlagenhersteller verschweigen Probleme

(29.4.2008) Hersteller und Installateure von Solaranlagen verschweigen den Kunden häufig mögliche Probleme oder gar Mängel der eingebauten Anlagen. Das berichtete das WDR Wirtschaftsmagazin "markt" am Montag, 21.4.2008. So können in Gebieten mit hartem Wasser die Wärmetauscher in vielen Solaranlagen verkalken. Die Folge sind hohe Wartungskosten, die die Anlagen unwirtschaftlich machen können. Doch weder Hersteller noch Installateure weisen die Kunden nach Recherchen von "markt" auf dieses Problem hin. Dadurch steigen schlimmstenfalls sogar am Ende die Öl- oder Gasrechnungen für betroffene Heizkessel, da dieser durch das Kalkproblem sogar mehr Energie verbraucht.

Nach Einschätzung des in der Sendung zitierten, staatlich vereidigten Sachverständigen Christian Keilholz hat die Branche derzeit ein generelles Qualitätsproblem. Eine gut konstruierte Solaranlage könne wirklich die Heizkosten spürbar senken. "Aber viele Solarmonteure sind nicht in der Lage, die passende Solaranlage für den individuellen Zweck zusammenzustellen und zu montieren." Wenn es später zu Problemen komme, versuchten sie häufig, den Mangel wegzudiskutieren oder durch Einstellungsveränderungen zu vertuschen.

In einem von "markt" geschilderten Fall hatte ein Verbraucher die Solaranlage eines Marktführers einbauen lassen, war jedoch weder vom Hersteller noch vom Installateur darauf aufmerksam gemacht worden, dass bei seinem sehr harten Trinkwasser die Anlage schnell verkalken könne. Nun hat er Entkalkungskosten von 600 bis 800 Euro pro Jahr - doch weder Hersteller noch Installateur sehen sich in der Lage, dem Mann zu helfen (siehe dazu auch "Leitfaden für Solar- und Heizungsspeicher - die '7 Grundregeln der Speichertechnik'" vom 21.9.2005).

Hintergrund: Warum verkalken Rohre gerade in Solaranlagen?

Solaranlagen speichern die gewonnene Wärme in einem Wärmespeicher / Solarspeicher. Darin herrschen nach einem sonnigen Tag Temperaturen von über 90°C. Über einen Wärmetauscher wird die Sonnenwärme an das Brauchwasser übergeben. Es fließt dazu durch eine Spirale aus Kupferrohren, die im oberen Ende des Speichers angeordnet sind. In der Spirale kann das Brauchwasser ebenfalls bis zu 90°C heiß werden und wird später durch Beimischung von Kaltwasser wieder auf "verträgliche" Temperaturen gebracht. Diese Konstruktion mit innen liegendem Wärmetauscher wird von mehreren Herstellern verwendet und gehört zu den meistverkauften Solarsystemen in Deutschland. Eigentlich gilt sie auch als besonders effizient - jedoch verursacht gerade diese Konstruktion die Verkalkung im besonderen Maße, denn wenn hartes Wasser auf mehr als 60°C erwärmt wird, wird Kalk abgelagert. Die Röhren verstopfen, die Leistung des Wärmetauschers sinkt ebenso wie die Menge des durchfließenden Wassers.

Kalkhaltiges Wasser ist kein spezielles Problem für Solaranlagen. Bekanntermaßen sind auch andere Geräte wie Durchlauferhitzer, Waschmaschinen oder Wasserkocher davon betroffen. Klassische Heizungsanlagen wie Öl- oder Gaskessel sind dagegen von der Problematik in der Regel nicht betroffen, da sie das Wasser auf unter 60°C aufheizen. Nur wenn wiederum das Trink- incl. Duschwasser nicht ausreichend aufgeheizt wird, ergibt sich eine Legionellengefahr: Laut aktueller Studien findet die Vermehrung Legionellen in einem Temperaturbereich zwischen 25 bis 50°C statt, das optimale Wachstum liegt bei 35 bis 37°C. Erst ab 50°C wird das Wachstum gehemmt, ab 55°C kommt es langsam zum Absterben, während Temperaturen über 60°C in der Regel nicht überlebt werden - siehe auch Beitrag "Legionellen in rund 28% aller häuslichen Wasserversorgungsanlagen" vom 14.2.2007.

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