ifo Architektenumfrage: Geschäftsklima so frostig wie letztmals vor 15 Jahren
(13.2.2002) Nach den Ergebnissen der vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts bei den freischaffenden Hochbauarchitekten in neun Bundesländern (ohne Baden-Württemberg, Berlin und die neuen Bundesländer) hat sich das Geschäftsklima zu Beginn des 4. Quartals 2001 gegenüber dem Vorquartal erheblich verschlechtert. Es ist mittlerweile so frostig wie letztmals vor gut 15 Jahren.
Die derzeitige Auftragssituation bezeichnete nur noch etwa jeder siebte Testteilnehmer als "gut" (Vorquartal: 17%); der Anteil der "schlecht"- Meldungen stieg gleichzeitig von 46% auf 50%. Noch vor knapp zwei Jahren waren die Erwartungen der Architekten von vorsichtigem Optimismus geprägt; nunmehr gingen jedoch, wie im Vorquartal, nur noch 10% der befragten Hochbauarchitekten von einer "eher günstigeren" Auftragssituation in etwa einem halben Jahr aus; eine "eher ungünstigere" Entwicklung erwarteten sogar 36% (Vorquartal: 29%).
Das geschätzte Bauvolumen aus den neu abgeschlossenen Verträgen (Neubauten ohne Planungsleistungen im Bestand) lag im Durchschnitt der Bundesländer im 3. Quartal 2001 unwesentlich über dem Volumen des Vorquartals.
Diese Entwicklung ist jedoch lediglich auf die sichtliche Belebung im gewerblichen Hochbausektor zurückzuführen. Bei einer spürbaren Zunahme der Schwankungsbreite der Auftragseingänge im Verlauf der letzten Jahre ist die Vergabe neuer Aufträge von gewerblichen Auftraggebern seit rund zwei Jahren in der Tendenz aufwärts gerichtet. Nach dem kräftigen Einbruch im Vorquartal war somit eine Reaktion "ganz normal". Die Planungsaufträge von öffentlichen Auftraggebern halbierten sich jedoch gegenüber dem Vorquartal.
Katastrophal entwickelte sich der Auftragseingang für die Planung von Ein- und Zweifamilienhäusern. Nachdem die Architekten bereits im Vorquartal starke Einbußen hinnehmen mussten, sackten die Planungsaufträge für Eigenheime nun bis auf den bislang niedrigsten registrierten Quartalswert ab (2. Quartal 1985). Innerhalb von weniger als 2 Jahren verringerte sich für die freischaffenden Hochbauarchitekten das Planungsvolumen für Ein- und Zweifamilienhäuser um fast 60%.
In Prozentpunkten ausgedrückt war der Rückgang im Mehrfamilienhaussektor sogar noch größer. Aufgrund des bereits recht niedrigen Niveaus - gegenüber dem 1. Quartal 1994 hat sich das Planungsvolumen in diesem Teilsegment bereits mehr als geviertelt - erscheint die Verschlechterung jedoch nicht ganz so spektakulär.
Die Auftragsbestände, die noch vor einem Jahr bei knapp 5 Monaten gelegen hatten, betrugen zum 30. September 2001 nur noch 4,4 Monate. Dies ist ein neuer Tiefstpunkt seit der Aufnahme dieser Frage in die vierteljährliche Erhebung.
siehe auch:
- IFO-INSTITUT
für Wirtschaftsforschung e.V.
- Meldung vom 9.2.2002: Bodewig auf der "bautec": Hohe Investitionen sichern Beschäftigung in der Bauwirtschaft und schaffen zukunftsfähige Infrastrukturen
- Meldung vom 6.2.2002: Wohnungsneubau auf tiefstem Stand seit 1988
- Meldung vom 19.12.2001: Abwärtstrend im Wohnungsbau setzt sich auch 2002 fort
- Meldung vom 19.12.2001: LBS meldet: Ohne mehr Neubau droht Wohnungsknappheit
- Meldung vom 7.12.2001: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB): Kein "Herumdoktern" an der Eigenheimzulage
- Meldung vom 8.10.2001: ifo-
Institut erwartet 2002 für die Bau-Branche weiteren Einbruch
- "öffentliche Hand" • "Architektenkammern" bei BAULINKS.de