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Längste Fußgängerbogenbrücke der Welt ist stählern

(10.6.2007) Am 31. März 2007 wurde sie für den Verkehr freigegeben: Die neue Fußgänger- und Radwegbrücke, die nun die Städte Weil am Rhein und das französische Huningue verbindet. Mit einer freien Spannweite von 235 Metern ist sie die längste Fußgänger-Bogenbrücke der Welt.

Grundlegender Entwurfsgedanke des Architekten Dietmar Feichtinger aus Wien war, den Flusslauf in einem Bogen zu überspannen, als Symbol für die starke Verbindung zwischen den beiden Nachbarländern. Der bewusst gewählte, geringe Bogenstich gibt der Brückenform große Spannung und Eleganz - die technische Herausforderung ist ablesbar. In ihrer Seitenansicht ist die Stahlkonstruktion symmetrisch zur Rheinachse und versucht durch ihre Leichtigkeit und Transparenz Teil der Flusslandschaft zu werden.

Wesentlich für die Wahl von Lage und Form der Brücke ist die Sichtbeziehung zwischen der "Hauptstraße" in Weil am Rhein und der "Rue de France" in Huningue mit einem historischen Turm im Hintergrund (siehe Google-Maps). Der asymmetrische Brückenquerschnitt mit einer "starken" und "schwachen" Seite, einem geneigten Bogen und eingeschnürtem Deck, passt sich dieser Sichtbeziehung an. Sie macht die neue Rheinquerung zu einem einzigartigen Bauwerk. In die Stahlbögen und ovalen Handläufe ist eine dezente Beleuchtung integriert - sie unterstreicht nachts auch aus der Ferne die verbindende Form.

Dass die 248 m lange Hauptbrücke ihre Lasten - immerhin 1.021 Tonnen Konstruktionsstahl - sicher in die Fundamente abgeben kann, dafür sorgten die Tragwerksplaner Leonhardt, Andrä und Partner aus Berlin. Sie dimensionierten den Stahlquerschnitt der nördlichen, senkrecht stehenden doppelten Bogenträger wie auch der korrespondierenden Hauptträger als sechseckigen Stahl-Kastenträger mit den Abmessungen 1000/700 mm bzw. 600/400 mm. Stahlrohre mit einem Durchmesser von 600 mm bzw. 300 mm bilden den Querschnitt des in 16° Neigung stehenden südlichen Bogenträgers sowie des südlichen Hauptträgers. Trotz der asymmetrischen Anordnung ergibt sich ein ausgewogenes System. Der architektonische Anspruch einer "schwachen" und einer "starken" Seite wurde damit im Tragwerk umgesetzt.

Eine orthotrope Platte, d.h. längs und quer versteifte Stahlbleche, bildet das Brückendeck. Aus den geometrischen Beziehungen ergeben sich 5,5 bis 7,0 m lange Querträger. Nur 14 m liegt der Bogenhochpunkt über der mit einem Dünnbelag versehenen Laufebene. Diagonal angeordnete Hänger als offene, galvanverzinkte Spiralseile mit einem Durchmesser von 30 bis 60 mm verbinden die Bögen mit den Hauptträgern des Decks.

Die Konstruktion fertigte das Stahlbauunternehmen Max Bögel weitestgehend im Werk vor. In einer Feldwerkstatt direkt am Rhein erfolgte dann die Endmontage sowie das Aufbringen der letzten Deckbeschichtung. Schwerlastkräne hoben die Stahlkonstruktion auf Pontons, ehe sie über ein Spannseilsystem in ihre vorbestimmte Lage eingeschwommen werden konnte.

Offiziell wurde die rund neun Millionen Euro teure Fußgängerbrücke nach ihrer Freigabe im März noch nicht für den grenzüberschreitenden Verkehr genutzt. Aufgrund der Präsidentschaftswahlen in Frankreich wird die Einweihung der Rekordbrücke erst Ende Juni 2007 stattfinden.

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