Sommerhitze verhindert vereiste Brücken im Winter
- Forscher nutzen die im Untergrund gespeicherte Wärme
(pte/28.1.2007) Wissenschaftler der Universität der Bundeswehr München haben ein Verfahren entwickelt, das die Glatteisbildung auf Brücken vermeiden soll. Die Techniker integrieren dazu Kunststoffrohre in die Asphaltdecke der Brücke und leiten warmes Wasser hindurch. Durch die gute Leitfähigkeit des Asphaltes wird schon bei einer Wassertemperatur von zehn bis zwölf Grad Celsius die Vereisung an der Brückenoberfläche verhindert. "Das System funktioniert wie eine Fußbodenheizung für Fahrbahnen. Als Energiequelle wird die in den Sommermonaten im Untergrund gespeicherte Wärme genutzt", erklärt Stefan Beucher vom Institut für Konstruktiven Ingenieursbau.
Beim Einsatz des Systems kommt es jedoch auf den richtigen Zeitpunkt an. Da Glatteis meist schnell auftritt, müssen die Wetterdaten in den Tagen zuvor analysiert und richtig interpretiert werden. "Für eine Vorhersage steht uns eine umfangreiche Klimadatenbank zur Verfügung die wir statistisch auswerten. Wenn die Zeichen dann auf Glatteis stehen, aktivieren wir den Wasserkreislauf", erklärt Projektleiter Ingbert Mangerig. Die genutzte Wärme wird im Sommer gewonnen. Dazu wird Wasser zur Erwärmung durch das Rohrsystem im Asphalt geleitet, der sich im Sommer auf über 60° Celsius aufheizen kann. Die der Brückenfahrbahn entzogene Wärme wird dann in Tiefen bis zu 250 Meter mit Hilfe von Erdwärmesonden gespeichert. Für den Asphalt hat der Wärmeentzug den zusätzlich positiven Nebeneffekt, dass durch die Kühlung des Belages in der Fahrbahn weniger Spurrillen entstehen.
"Das System kann im Zuge von Fahrbahnsanierungen in den Asphaltbelag integriert werden. Es ist ein Alternative zu Taumittelsprühsystemen", sagt Beucher. Zu den Kosten des Systems konnte Beucher gegenüber pressetext keine genauen Angaben machen. "Eine pauschale Aussage ist hier nicht zu machen. "Die Wirtschaftlichkeit gegenüber Taumittelanlagen muss bei den einzelnen Projekten geprüft werden." Erste Tests des entwickelten Systems konnten die Wissenschaftler bereits durchführen. "Ein derartiges System ist weltweit noch nicht im Einsatz", sagen die Forscher. Lediglich in der Schweiz komme ein ähnliches System zur Anwendung. "Wir sind optimistisch, dass in naher Zukunft die ersten bundesdeutschen Brücken mit dem wartungsarmen System ausgestattet werden. Auf einer eigenen Versuchsbrücke auf dem Gelände der Universität haben wir schon erste Tests erfolgreich abgeschlossen", freut sich Prof. Mangerig. Das neue System könne zusätzlich auch bei Glatteisgefahr auf Bahnsteigen, Treppen oder Landebahnen genutzt werden (pressetext.de).
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