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Altbausanierung: Wecksignale für den Dornröschenschlaf

(13.4.2009) Allein in Baden-Württemberg gibt es rund 2,2 Millionen Wohngebäude. 70% davon wurden vor 1977 errichtet. Der größte Teil ist noch nicht saniert und hat einen vielfach höheren Heizbedarf als neue bzw. energetisch modernisierte Häuser. Dieser hartnäckige Sanierungsstau könnte sich jedoch schon bald auflösen - so die Hoffnung einiger Experten: Ein neues Argument für Hausbesitzer, ihren Altbau zu sanieren, ist der bundesweite Energieausweis. Seit Januar benötigen alle Wohngebäude, die neu vermietet oder verkauft werden, dieses Gütesiegel. „Der Energieausweis macht auf einer Skala von grün bis rot das Niveau der Heizkosten transparent“, sagt Claudia Rist, die Leiterin des Landesprogramms Zukunft Altbau vom Umweltministerium Baden-Württemberg. „Mieter und Käufer werden vor der Schlüsselübergabe nun verstärkt Wohnungen mit der Farbe grün auswählen. Hier winken moderate Heizkosten und ein hoher Wohnkomfort.“


Wärmebild eines ungedämmten Altbaus. Die roten Stellen zeigen hohe Wärmeverluste.

Einen weiteren Schub bei der Altbausanierung erhoffen sich Politiker, Wissenschaftler sowie Vertreter der Bau- und Immobilienbranche von dem Erneuerbaren-Wärme Gesetz der Stuttgarter Landesregierung. Für bestehende Wohngebäude wird es am 1. Januar 2010 wirksam, sobald alte zentrale Heizkessel durch neue ersetzt werden. „In Baden-Württemberg dürfen dann in Wohngebäuden nur noch Heizanlagen eingebaut werden, die durch mindestens 10 Prozent erneuerbare Energien unterstützt werden - das ist bundesweit einzigartig“, erklärt Rist.

Auch der relativ niedrige Ölpreis sei eine Chance für mehr Energieeffizienz im Altbau, ergänzt Dr. Volker Kienzlen, der Geschäftsführer der landesweit tätigen Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA): „Hausbesitzer sollten die finanziellen Mittel, die sie durch die gefallenen Energiepreise sparen, in die energetische Sanierung investieren.“ Wer die günstige Gelegenheit jetzt etwa für eine Fassadendämmung nutze, sei bei erneut steigenden Preisen im Vorteil. Und steigende Preise seien über kurz oder lang wieder zu erwarten. Ob allerdings ein niedriger Ölpreis motiviert, in Heizkosten senkende Maßnahmen zu invetieren, ist für viele Experten eher fraglich.

Zur Erinnerung: Tanja Gönner, Umweltministerin aus Baden-Württemberg, erhielt die höchste Auszeichnung der deutschen Solarbranche, den Deutschen Solarindustriepreis 2008, in der Kategorie Solarthermie für die erfolgreiche Gesetzesinitiative für ein Erneuerbare-Wärme-Gesetz in ihrem Bundesland - siehe dazu Beitrag vom 24.11.2008 sowie "Landesregierung BW beschließt bundesweit ersten Entwurf für ein Wärmegesetz" vom 13.7.2007.

Anteil am Energieverbrauch in Deutschland

zur Erinnerung: Bis 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch von derzeit 8 auf 20 Prozent gesteigert werden. (aus dem Beitrag "Leitfaden in der Energiedebatte ... von Viessman" vom 24.3.2009)

Das Energieeffizienzpotenzial in Altbauten ist groß. Oft liegt der Heizbedarf bei umgerechnet 20 Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Mehr als zwei Drittel der Heizkosten könnten Hausbesitzer einsparen, wenn sie alles tun, was technisch möglich ist. Dazu zählen u.a. die Dämmung von Dächern, Wänden und Fenstern. Sind diese ungedämmt, entweichen jeweils 20% der Heizenergie, weitere fünf bis zehn Prozent gehen durch eine ungedämmte Kellerdecke verloren. „Steht eine Generalsanierung an, kann manchmal sogar das Niveau eines Passivhauses erreicht werden“, so Kienzlen. „Der Heizenergiebedarf liegt dann vielleicht nur noch bei 1,5 Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr.“

Soll der Energieverbrauch in diese Richtung sinken, sind neben der Dämmung der Gebäudehülle auch neue Heiztechniken nötig: Sie minimieren die Wärmeverluste von bis zu 30% auf nur noch rund 8%. Dazu gehören Brennwertheizungen und Holzpelletkessel, die etwa durch Solarkollektoren idealerweise ergänzt werden. Die Ausgaben rentieren sich in vielen Fällen bereits nach wenigen Jahren, die Vermietungs- und Verkaufserlöse steigen.

Damit der Sanierungserfolg maximiert werden kann, rät Claudia Rist von „Zukunft Altbau“ zu einem überlegten Vorgehen: „Dazu gehört die Einschaltung eines Gebäudeenergieberaters.“ Der Energieberater prüft das komplexe System Haus auf Herz und Nieren und schlägt ein optimales Sanierungskonzept vor - inklusive finanzieller Förderung.

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