Betonkosmetik: Mineralische Betonlasuren für die neuen Meisterhäuser in Dessau
(22.9.2015) Nicht immer wird das Realität, was Architekten planen. Speziell bei Sichtbeton weichen Idee und Umsetzung gerne voneinander ab – besonders, wenn es sich dabei um Ortbeton handelt: Statt ebenmäßigen und homogenen Oberflächen legt das Entschalen Kiesnester, große Poren, Abplatzungen, einbetonierte Fremdkörper, Marmorierungen, Ausblühungen und/oder Verfärbungen frei. Vor derlei Diskrepanz bleiben selbst prominenteste und engagierteste Bauvorhaben nicht verschont - auch nicht die neuen alten Meisterhäuser in Dessau (siehe Google-Maps).
vor der Betonkosmetik (Bild vergrößern)
nach dem Finish
vor der Sichtbetonreparatur (Bild vergrößern)sanierte Fläche
Mineralische Lasuren von Keim und die Experten der Berliner Arbeitsgemeinschaft Betonlasur mussten jetzt das architektonische Konzept der beiden neuen Gebäude in Dessau retten. Sie stehen als 1:1-Skulpturen dort, wo kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ein Bombentreffer für Verwüstung sorgte. Damals fielen das 1926 erbaute Direktorenhaus und die benachbarte, einst von Moholy-Nagy bewohnte Doppelhaushälfte zusammen. Während letzteres nie mehr aufgebaut wurde, pflanzte man 1956 auf den noch intakten Keller des Direktorenhauses ein Einfamilienhaus mit Satteldach auf.
Zur Erinnerung: Der Lange Weg zur Annäherung
Während die verbliebenen Meisterhäuser in den vergangenen Jahren nach und nach restauriert wurden, blieben Brache und Satteldach unangetastet. Erst 2002 wuchs die Idee einer Rekonstruktion heran, begleitet von ausgiebigen Diskussionen um Sinn oder Unsinn derselben. Mehrere Architekturwettbewerbe blieben ohne bauliches Ergebnis, erst 2010 sollte sich das änern. Der Gewinner dieses Wettbewerbs, das Architekturbüro BFM in Berlin, präsentierten eine Wiederherstellung, die nur ansatzweise mit Rekonstruktion zu tun hatte und hat. Statt detailgetreuer Nachbauten lässt das Konzept die Häuser als scharfkantige, monolithische Volumen wieder erstehen.
Die Kuben bestehen aus Dämmbeton, vor Ort als glatte Flächen errichtet; wo einst Öffnungen waren, ist die Hülle ausgeschnitten und mit transluzenten Gläsern in schmalen schwarzen Rahmen geschlossen. Die Abstraktion ist gewollt, statt das konkrete Abbild zu vermitteln, produziert das Konzept eine Unschärfe, ein vages Bild dessen, was einst war. Dieses Prinzip potenziert sich im Inneren, das überhaupt nichts mehr mit der Raumaufteilung von einst zu tun hat, dessen Wände und Decken sich völlig von der Hülle lösen. Eine ausgesprochen eigenwillige und zunächst irritierende Idee, die sich aber nach einer Annäherungsphase als ausgesprochen sinnfällig erweist - siehe auch Baulinks-Beitrag „Heller Leichtbeton als Sichtbeton für die wiederaufgebauten Dessauer Meisterhäuser“ vom 24.6.2014.
Nun ist die monolithische Wirkung letztlich auch eine Frage der Oberflächen-Homogenität des Dämmbetons. Weil die aber nicht in dem Maße gewährleistet war, wie von den Planern verlangt, stand schnell die Überarbeitung mit einer Lasur fest. Neben der Angleichung von Grauverschiebungen, der Aufhellung des insgesamt zu dunklen Betons, dem „Nachschärfen“ der Kanten und dem Ausbessern von Schäden ließen sich so auch die konischen, ausgespachtelten Ankerlöcher der Schalungen verbergen.
Betonlasuren homogenisieren
Für die Umsetzung dieser Homogenisierung war die Berliner Betonlasur AG zuständig, die bereits die Betonoptik zahlreicher prominenter Bauten zu retten hatte. Für die beiden Meisterhäuser nutzte man die leicht weiß pigmentierte mineralische Lasur Keim Concretal - manuell mittels Bürsten appliziert. „Das war durchaus eine Herausforderung, weil besonders die Ankerlöcher schwer zu überarbeiten waren“, so Oliver Jungheim von der Arbeitsgemeinschaft rückblickend.
„Wir planten ursprünglich zunächst einen hydrophobierenden und dann zwei lasierende Arbeitsgänge.“ Tatsächlich setzte das Team drei Lasurgänge um, nur so ließen sich die Helligkeitsunterschiede auf der Fläche wie gewünscht angleichen. Auch die Deckenuntersichten im Außenbereich wurden so an die Gesamtwirkung beschichtungstechnisch angeglichen.
„Eigentlich haben wir mit der Lasur die Idee der Unschärfe auf der Oberflächenebene weitergeführt und dem Konzept noch mehr Konsequenz verliehen“, resümiert Oliver Jungheim, der selbst Architekt ist. „Auch wenn sich die Sache einfach anhört, gerade das Lasieren war schwierig angesichts der großen, ungegliederten Flächen, auf denen aber keinerlei Ansätze erlaubt waren“.
Weitere Informationen zur Concretal-Lasur können per E-Mail an Keimfarben angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- KEIMFARBEN GmbH
- Berliner Betonlasur AG
- Bruno Fioretti Marquez Architekten
- Stiftung Bauhaus Dessau
- Meisterhäuser Dessau
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- weitere Details...
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- „Bauwerksrisse kurz und bündig“ für interessierte Laien und Baupraktiker (5.12.2014)
siehe zudem:
- Betonsanierung und Betonbau im Rohbau-Magazin und im Fassaden Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Betonbau bei Amazon