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Studie empfiehlt: Trinkwasser-Versorgungslücken mit CO₂-Steuer schließen

(6.5.2016) Über 700 Millionen Menschen haben kein flie­ßendes Wasser. Eine Steuer auf Kohlendioxid könnte Abhilfe schaffen und gleichzeitig viel zum Klimaschutz bei­tra­gen. Das zeigt eine neue Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

„Bis 2030 könnte man in den meisten Ländern weltweit eine flächendeckende Versor­gung mit Trinkwasser finanzieren“, sagte Dr. Michael Jakob, Leitautor der Studie Mitte April in Berlin. Allein in Indien würde eine CO₂-Steuer rund 115 Milliarden US-Dollar im Jahr einbringen „und nur einen Bruchteil davon bräuchte man für sauberes Wasser - zusätzlich bliebe genug Geld für sanitäre Anlagen und Strom“, so der Wissenschaftler. Tatsächlich würde die benötigte Infrastruktur im zweitgrößten Land der Welt jeweils nur etwa vier Prozent der Einnahmen kosten. 


Abb. MCC (Bild vergrößern)

Nicht reichen würden die Mittel in wenigen Nationen, vor allem in Afrika südlich der Sahara. Hier sind die CO₂-Emissionen sehr niedrig und eine Steuer brächte wenig ein. „Doch diese finanzielle Lücke könnte geschlossen werden, wenn man berücksichtigt, dass Entwicklungsländer ihr Nutzungsrecht an der Atmosphäre noch nicht ausge­schöpft haben“, erklärt Jakob. „Vermeidung von Emissionen würde dann zu Aus­gleichs­zahlungen von Seiten der Industriestaaten führen.“

Die MCC-Studie, die neben Wasser, Sanitäranlagen und Strom auch die Entwicklungs­möglichkeiten bei Telekommunikation und Straßen untersucht, wurde am 15. April un­ter dem Titel „Carbon pricing revenues could close infrastructure gaps“ in der Zeit­schrift World Development veröffentlicht.

Für ihre Berechnungen gehen die Forscher davon aus, dass weltweit jedes Land ab sofort eine wachsende CO₂-Steuer einführt. Im Jahr 2020 müsste sie 40 US-Dollar pro Tonne CO₂ betragen und bis 2030 auf 175 Dollar ansteigen.

„Neben den Einnahmen für Infrastruktur würde man so zum internationalen Ziel beitra­gen, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen“, erklärt Dr. Sabine Fuss, MCC-Mitautorin der Studie und Gastwissenschaftlerin am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg. „Denn die Steuer bestraft die Nutzung fossiler Energien und schafft Anreize für CO₂-freie Technologien.“ Mit Geld, das nicht für die Versorgung gebraucht wird, könnten Folgen des Klimawandels abgefedert werden. Da­von seien gerade Entwicklungsländer betroffen, etwa durch den steigenden Meeres­spiegel.

Doch die steigenden Kosten für Kohle, Öl und Gas führen auch zu Problemen: „Mehr zahlen möchte niemand gerne - aber gerade hier liegt die Stärke der Idee, direkt aus den CO₂-Einnahmen lebenswichtige Infrastrukturen zu finanzieren“, sagt MCC-Kolle­ge Jakob. Die Zweckbindung erhöhe die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Gefahr von Unterschlagungen sinke. Ergänzend könnte man mit den Einnahmen Belastungen verringern, die gerade ärmere Bevölkerungsteile treffen - etwa die Mehrwertsteuer. „Klar ist: Wirklichen Klimaschutz gibt es nur, wenn er Teil einer nachhaltigen Gesamt­entwicklung wird - und umgekehrt“, betont Jakob. „Mehr Geld alleine reicht nicht. Ent­scheidend sind auch ein funktionierender Staat, demokratische Entscheidungsprozes­se und entsprechende Institutionen.“

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