Baulinks -> Redaktion  || < älter 2023/0353 jünger > >>|  

UNICEF: Dreifache Wasserkrise gefährdet das Leben von 190 Mio. Kindern

(22.3.2023, Weltwassertag) Vor der heute (22.3.) beginnenden Weltwasserkonferenz der Vereinten Nationen warnt UNICEF vor den lebensbedrohlichen Gefahren für Kinder durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitärversorgung und den Klimawandel. An dadurch ausgelösten Krankheiten sterben laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen täglich weltweit mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren.

Ein kleiner Junge sammelt das wenige Wasser, das er aus einem wegen der großen Dürre ausgetrockneten Fluss holen kann, in Somalia. (Foto © UNICEF / UN0607653 / Sebastian Rich) 

190 Mio. Kinder in zehn afrikanischen Ländern sind laut einer neuen UNICEF-Analyse durch eine dreifache Wasserkrise besonders gefährdet. Bei ihnen kommen zusammen ...

  • eine unzureichende Versorgung mit Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH),
  • eine hohe Last an durch schmutziges Wasser verursachten Krankheiten und
  • hohe Risiken durch den Klimawandel.

Diese dreifache Bedrohung ist der Analyse zufolge am akutesten in Benin, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Côte d'Ivoire, Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Somalia. Damit gehört West- und Zentralafrika zu den Regionen mit der größten Wasser- und Klima-Unsicherheit der Welt. Viele der am schlimmsten betroffenen Länder, insbesondere in der Sahelzone, leiden unter Instabilität und bewaffneten Konflikten, was den Zugang von Kindern zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zusätzlich erschwert.

„Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe“

„Während klima- und wasserbedingte Schocks weltweit zunehmen, verschärfen sich die Risiken für Kinder nirgendwo sonst auf der Welt so stark wie in Afrika“, sagte UNICEF-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. „Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten. Aber so herausfordernd die gegenwärtigen Bedingungen auch sind, ohne massive Gegenmaßnahmen könnte die Zukunft noch viel düsterer aussehen.“

Wegen des Wassermangels in ihrem Dorf müssen Hawa, ein 10-jähriges Mädchen, und ihre Freunde Wasser aus großen, in den Boden gegrabenen Brunnen holen. In der Hitze des Tages trägt sie 10 bis 30-Liter-Behälter auf dem Kopf, um die Gärtnerei zu bewässern. Dieser Vorgang wird bis zu 10 Mal am Tag wiederholt. (Foto © UNICEF / UN0431961 / Raphael Pouget 

In den zehn Hotspot-Ländern hat fast ein Drittel der Kinder unter fünf Jahren zu Hause keinen Zugang zu wenigstens einer Basis-Versorgung mit sauberem Wasser, und zwei Drittel haben nicht einmal einfache sanitäre Einrichtungen. Ein Viertel der Kinder hat keine andere Wahl, als die freie Natur als Toilette zu benutzen. Auch die Hygiene ist eingeschränkt, da drei Viertel der Kinder sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen können.

In der Folge tragen diese Länder auch die größte Last an Todesfällen bei Kindern aufgrund von Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, die durch unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene verursacht werden. Beispielsweise waren sechs der zehn Hotspot-Länder im vergangenen Jahr mit Cholera-Ausbrüchen konfrontiert.

Klimawandel und Konflikte verschärfen Wasserkrise

Die Hotspots gehören zu den Ländern mit besonders hohem Risiko, Klima- und Umweltbedrohungen ausgesetzt zu sein. Die Temperaturen steigen in Teilen West- und Zentralafrikas noch schneller an als im globalen Durchschnitt. Auch der Grundwasserspiegel sinkt, was einige Gemeinden dazu zwingt, doppelt so tiefe Brunnen zu graben wie noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig sind die Regenfälle unregelmäßiger und intensiver geworden, was zu Überschwemmungen führt, die die knappen Wasservorräte verseuchen.

Alle zehn Hotspot-Länder werden außerdem von der OECD als fragil oder extrem fragil eingestuft. Die Belastungen durch bewaffnete Konflikte drohen in einigen Ländern, bisherige Fortschritte bei sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zunichte zu machen. Beispielsweise haben in Burkina Faso Angriffe auf Wasseranlagen als Taktik zur Vertreibung von Menschen zugenommen. 2022 wurden 58 Wasserstellen angegriffen, im Vergleich zu 21 im Jahr 2021 und drei im Jahr 2020. Infolgedessen verloren mehr als 830.000 Menschen - mehr als die Hälfte davon Kinder - im letzten Jahr den Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Kinder beim Wasserholen vor ihrem Haus in Dedougou, im Westen von Burkina Faso. (Foto © UNICEF / UN0753029 / Frank Dejongh 

UNICEF-Forderungen zur UN-Wasserkonferenz

Die neue Analyse erfolgt im Vorfeld der UN-Wasserkonferenz 2023, die vom 22. bis 24. März in New York stattfindet. Weltweit führende Politiker, relevante Organisationen und andere Teilnehmer werden zum ersten Mal seit 46 Jahren in diesem Rahmen zusammenkommen, um die Fortschritte beim Ziel des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu überprüfen. Auf der Konferenz fordert UNICEF:

  • Schnelle Erhöhung der Investitionen in die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung, auch aus den für Klimaschutz vorgesehenen Mitteln.
  • Stärkung der Klima-Resilienz sowohl im Sektor der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung als auch in Städten und Gemeinden.
  • Priorisierung der am stärksten durch die Wasserkrise gefährdete Gemeinschaften in den politischen Richtlinien und Hilfsprogrammen.
  • Ausweitung von effektiven und zuverlässigen Systemen, bessere Koordination und größere Kapazitäten zur Bereitstellung von Wasser- und Sanitärversorgung.
  • Investitionen in die globale Initiative zur rascheren Umsetzung von SDG6, dem Entwicklungsziel der Vereinten Nationen für sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen, das bis 2030 erreicht werden soll.

„Investitionen in klimaverträgliche Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste sind nicht nur eine Frage des Schutzes der Gesundheit von Kindern heute, sondern auch der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen", sagte Wijesekera.

Die dreifache Wasserkrise wird in der UNICEF-Analyse durch folgende Kriterien definiert:

  • In diesen Ländern haben weniger als 50% der Menschen Zugang zu einer mindestens grundlegenden Wasser- oder Sanitärversorgung.
  • Sie gehören zu den Top-20-Ländern mit der höchsten Todesrate aufgrund von unsicherem WASH bei Kindern unter fünf Jahren.
  • Sie gehören zu den 25 Prozent der Länder mit dem höchsten Risiko von Klima- und Umweltgefahren.

Die Analyse basiert auf einer Zusammenstellung von Daten aus drei Quellen:

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH