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Könnerschaft im Handwerk dank Materialisierung von Erfahrungswissen

(1.5.2018) Warum sind Handwerker Könner? Aufgrund ihres Erfahrungswissens, der von ihnen verwendeten Materialien und Methoden sowie durch herausfordernde Kundenaufträge - das ist Ergebnis des transdisziplinären Projektes „Objekte der Könner. Materialisierungen handwerklichen Erfahrungswissens zwischen Tradition und Innovation“ (OMAHETI) an der Universität Göttingen. Das Projekt verbindet verschiedene wissenschaftliche, berufspraktische und berufspolitische Interessen mit dem Ziel, die Erkenntnisse bis 2019 in neue Ausstellungsformate zu überführen.

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Erster, knapp 40 Minuten langer Dokumentarfilm im Rahmen des OMAHETI-Projekts: „Lehm: Baustoff der Zukunft“

„Durch die Zusammenarbeit von Forschenden der Wirtschaftswissenschaft, Wirtschaftspädagogik, Wirtschaftsgeschichte und Kulturanthropologie konnten wir ein Gegenbild zu dem seit über hundert Jahren heraufbeschworenen ‚Verschwinden des Handwerks‘ entwerfen“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Kilian Bizer vom Volkswirtschaftlichem Institut für Mittelstand und Handwerk. Dem statischen Traditionsbegriff haben seine Kollegen und er eine neue These entgegengesetzt: Die Könnerschaft, die durch Handwerksausbildung und anschließende, jahrelange Berufsbetätigung erworben wird, befähigt zur beständigen Innovation. „Das Handwerk ist durch die Akkumulation von Erfahrungswissen, durch das der Handwerker beständig neue Herausforderungen im Zusammenspiel von Körper, Sinnen und Denken löst, nachhaltig und zukunftsfähig“, betont die Kulturanthropologin Prof. Dr. Regina Bendix vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie.

Traditionelles Handwerk aus ungewohnter Perspektive: Erfahrungswissen ist Innovationspotential (Foto © Reiner Janke) 

Anhand zweier sehr unterschiedlicher Handwerksbereiche - dem Orgelbau und dem Lehmbau - zeigten die Forscher auf, was erfahrungsbasiertes Wissen im Handwerk ausmacht und wie daraus Neuerungen entstehen. „Mehr Raum für Innovationen herzustellen, muss deshalb Ziel wirtschaftspolitischer Förderung für innovationsorientiertes Handwerk sein“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Mittelstand und Handwerk Benjamin W. Schulze. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei Jahre geförderte Projekt kombinierte Feldforschung mit Handwerkern in Werkstätten und auf Baustellen, qualitative Interviews mit Akteuren der jeweiligen Institutionslandschaft, umfangreiche Befragungen zur Arbeitszufriedenheit sowie Experimente zu den Konditionen von Wissensweitergabe.

Auf der Grundlage dieser Forschung entstanden zwei Dokumentarfilme, die für die Aus- und Weiterbildung im Handwerk geeignet sind, aber auch einer breiten Öffentlichkeit Einblick in die Bedeutung handwerklichen Erfahrungswissens und Könnens geben:

  • „Lehm: Baustoff der Zukunft“ und
  • „Klang und Intonation: Erfahrungswissen von Rainer Janke“

 „Die Filme erzählen auf eindrückliche Weise Geschichten besonderer Könnerschaft und Innovationskraft von Handwerkern, die darauf basieren, dass Kopf und Hände fein aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten“, erklärt Dr. Dorothee Hemme vom Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie.

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Zweiter, gut 56 Minuten langer Dokumentarfilm im Rahmen des OMAHETI-Projekts: „Klang und Intonation: Erfahrungswissen von Rainer Janke“

„Ihr wisst mehr, als ihr denkt!“

Aus den Forschungsergebnissen sollen in einem weiteren Schritt verschiedene Ausstellungsformate entwickelt werden, die unter dem Titel „Ihr wisst mehr, als ihr denkt!“ das Potenzial von Erfahrungswissen an eine breitere Öffentlichkeit und insbesondere an junge Menschen vermitteln. An der Förderung der Ausstellung interessierte Personen oder Firmen können sich per E-Mail an Katharina Kastendieck vom Fundraising der Universität Göttingen wenden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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