Steildach in der Krise
(16.11.2020) Nicht Corona, sondern eine sinkende Neubauquote und eine nach wie vor grottenschlechte Auftragslage in der Sanierung sorgen am deutschen Markt auch 2020 für ein Umsatzminus bei den Dachbaustoffen für geneigte Dächer - so das Ergebnis einer aktuellen Marktstudie von Branchenradar.com. Demnach sinken in Deutschland die Herstellererlöse voraussichtlich um knapp 1% gegenüber 2019 auf insgesamt 946 Mio. Euro. Die Kontraktion erfasse alle Dachmaterialien mit Ausnahme von Eindeckungen aus Metall. Allerdings stellt die Ziegelindustrie im Nachbarbeitrag für das erste Halbjahr 2020 ein leichtes Plus bei den Dachziegeln fest.
Die Ursachen für den nun bereits seit 2012 anhaltende Abschwung sind leicht ausgemacht:
- Der Anteil von Steildächern bei neu errichteten Gebäuden schrumpft sowohl im kleinvolumigen Wohnbau wie auch im Geschosswohnbau konstant.
- Dächer von Einfamilienhäusern werden vermehrt als Pultdächer ausgeführt, wodurch pro Gebäude weniger Dachmaterial benötigt wird als bei einem Sattel- oder Walmdach. Der Trend zu kubischen Baukörpern mit geringerer Geschossfläche verschärft die Lage weiter.
- Außerdem verringert sich das Sanierungsvolumen Jahr für Jahr - nicht zuletzt, weil Fachkräfte für Dachsanierungen fehlen und die Handwerksbetriebe nicht in der Lage sind, die Personalressourcen aufzustocken.
- In der Folge erhöhen sich die Preise für Dachneueindeckungen überproportional, wobei die zumeist nachträgliche Einbringung von Dämmungen die Sanierungskosten zusätzlich treiben.
Alles in allem sind die Rahmenbedingungen für die Hersteller verzwickt und man steht den Herausforderungen nahezu ohnmächtig gegenüber. Denn trotz hohem Organisationsgrad in verschiedenen Verbänden entwickelt man - etwa im Gegensatz zur Gebäudetechnik - auf politischer Ebene kaum Durchschlagskraft. Dabei gäbe es durchaus gute Argumente, liegt doch beispielsweise die Sanierungsrate bei Steildächern mittlerweile bei unter einem Prozent. Das bedeutet, dass eine Neueindeckung im Durchschnitt alle 100(!) Jahre erfolgt.
Insofern sind daher auch die Aussichten für die beiden kommenden Jahre wenig erfreulich. Branchenradar.com geht von einem weiteren leichten Rückgang der Herstellererlöse aus.
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siehe zudem:
- Dachpfannen, Metalldächer, alternative Dachbaustoffe und Dachdämmstoffe im Dach-Magazin auf Baulinks
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