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Aachens „Werkquartier am Guten Freund“ in verklinkerter Modulbauweise

(13.10.2022) Mit dem neuen Bürokomplex „Werkquartier am Guten Freund“ in Aachen vollendet die Landmarken AG die Konversion einer Militärbrache: Bereits 2018 wurde auf dem benachbarten, 15.500 m² großen Grundstücksteil das öffentlich geförderte und mehrfach ausgezeichnete Wohnquartier „Guter Freund“ realisiert. Um auch Kinderbetreuung, Seniorentagespflege, Einzelhandel oder Büroflächen im Quartier berücksichtigen zu können, kam 2020 das Werkquartier 1 hinzu - bei dem Landmarken erstmals auf Modulbauweise setzte. Innerhalb von 1½ Jahren nach Auftragsvergabe stellte ALHO das fünfgeschossige Bauwerk fertig (siehe auch Google-Maps; gegebenenfalls muss die Globusansicht aktiviert werden):

alle Fotos © ALHO 

Das sogenannte „Werkquartier am Guten Freund“ ist ein vom Aachener Büro pbs architekten entworfener Bürokomplex, der aus zwei fünfgeschossigen Bauteilen besteht. Das Besondere dabei: Obwohl beide Bauten einander gleichen, ist das Werkquartier 1 nicht massiv, sondern aus Stahl-Modulen gebaut. Die Anforderung, dass das Gebäude schnell bezugsfertig sein musste, führte dazu, dass die Landmarken AG sich erstmals mit dem schnellen Bauen mit Modulen auseinandersetzte. Der Kontakt zu ALHO ergab sich auf der Expo Real: „Immer mehr Auftraggeber erkennen, dass der Modulbau eine innovative, zukunftsweisende Alternative zur konventionellen Bauweise ist“, so die Erfahrung von Peter Orthen, Geschäftsführer der ALHO Systembau. „Weil unsere Bauzeiten vor Ort erheblich kürzer sind - in der Regel sprechen wir bei einem zwei- bis dreigeschossigen Bauwerk von ca. fünf bis zehn Montagetagen und einer Gesamtausbauzeit von rund drei bis fünf Monaten - rückt die Modulbauweise mit ihrem Geschwindigkeitsvorteil als Problemlöser in den Fokus.“

Zwar sollte im Idealfall die Entscheidung für die Modulbauweise so früh wie möglich getroffen werden, damit Architekten und Generalunternehmer bereits von Anfang an Hand in Hand planen können. Das Werkquartier 1 beweist jedoch: Auch systemunabhängige Entwürfe sind modular umsetzbar und können den architektonischen, wirtschaftlichen und technischen Anforderungen der Bauaufgabe sicher gerecht werden.

220 vorgefertigte Raummodule – auch außerhalb des rechten Winkels

Zusammen mit pbs architekten wurde unter der Leitung des Architekten Olaf Peters der Entwurf für das 9.600 m² umfassende Bürogebäude dem ALHO Modulbauraster angepasst. Parallel zum Ausheben der Baugrube auf felsigem Grund, dem Setzen der Fundamente bzw. den Rohbauarbeiten für eine Teilunterkellerung - ebenfalls von ALHO projektiert und umgesetzt - ging es im März 2020 an die Vorfertigung der insgesamt rund 220 Stahlmodule.

Da der Gebäudegrundriss das Baufeld entlang der umgebenden Straßen voll ausnutzen sollte und damit teilweise außerhalb des rechten Winkels verläuft, mussten rund 30 Stahl-Module abweichend vom Standardraster trapezförmig zulaufend konstruiert werden. „Doch das kann unsere Produktion auf hochmodernen Werksstraßen in der ALHO Raumfabrik problemlos leisten“, berichtet ALHO-Projektleiter Björn Schleifenbaum.

Serielle Vorproduktion bietet viele Vorteile

Olaf Peters (pbs architekten) sieht in der seriellen Vorproduktion der Module im Werk den Schlüssel die verkürzte Bauzeit vor Ort - zum Vorteil für die Bauherren aber auch für die Architekten: „Die eingespielte serielle Produktion im Werk minimiert potentielle Fehler und Bauablauf - störende Witterungseinflüsse können weitestgehend ausgeschlossen werden. Diese Produktionsweise ermöglicht eine gesteigerte Ausführungsqualität. Nach dem Aufstellen der Module steht ein bereits weit ausgebauter Rohbau auf der Baustelle, denn Fensterelemente, Trennwände und Sanitäreinheiten werden bereits ab Werk eingebaut. Vor Ort kann dann direkt mit den weiteren Ausbauarbeiten und der technischen Gebäudeausrüstung begonnen werden.“

Hochwertige Fassaden

Dass die Modulbauweise auch in Sachen Fassadengestaltung konventionell errichteten Gebäuden in nichts nachstehen muss, zeigt das Bauwerk sehr deutlich, denn es wurde gestalterisch identisch zum massiv errichteten Werkquartier 2 geplant: „Keramische Klinkerriemchen in Floating-Buttering-Verfahren im wilden Verband verlegt und mit liegenden schmalen Fensterbändern gegliedert, strukturieren die großen Gebäudeflächen. Graue Alufelder lockern die strenge Fensterreihung auf:


  

Die zum Atrium hin weiß verputzte Innenfassade sorgt für einen gelungenen Kontrast und eine freundliche Aufenthaltsatmosphäre. „Architektonisch ging es vor allem darum, eine schlichte Gleichförmigkeit oder eine rein additive Gestaltung auf Basis der Module zu vermeiden. Es sollte eben keine Assoziationen mit einem Plattenbau aufkommen - Vorurteile gegenüber der Modulbauweise, die immer noch in einigen Köpfen sind,“ erklärt Olaf Peters (pbs architekten) das Konzept.

Rund 10.000 m² flexible Bürofläche

Hochwertige Materialien kennzeichnen die hellen, lichtdurchfluteten Innenräume des Büro- und Verwaltungsgebäudes, die mit strapazierfähigen und pflegeleichten Bodenbelägen wie Keramikfliesen, Vinyl und Nadelflies ausgestattet wurden.

„Unsere Wünsche bezogen auf Gebäudestruktur, Raumaufteilung aber auch auf die Materialqualität haben wir den Planern in einem detaillierten Raumbuch frühzeitig mitgeteilt“, berichtet Arthur Kochel, Leiter der Unit FO Stadtmarken bei der Landmarken AG. Er ergänzt: „Wir haben im Sinne einer großzügigen Raumwirkung sehr stark darauf geachtet, nur wenige Stützen im Innenbereich zu zeigen.“ Das Resultat ist u.a. das über 100 m² große und nahezu stützenfrei konstruierte Foyer im Erdgeschoss. Über eine großflächige Pfosten-Riegel-Glasfassade leitet es zudem visuell direkt in den grünen Innenhof über. Und auch im 4. OG befindet sich an der nördlichen Gebäudespitze ein 113 m² großer, ebenfalls stützenfrei konstruierter Saal. Mit seinem großen Eingangsfoyer, dem praktischen Stuhllager hinter Faltwänden, vor allem aber dem grandiosen Blick über Aachen bietet er den idealen Rahmen für repräsentative Meetings.

Vorbereitet für die Zukunft


  

Drei Treppenhaus- und Aufzugsanlagen stellen die barrierefreie Erschließung der vier Obergeschosse sicher. Sie steuern bereits die derzeit noch ungenutzte Flachdachfläche des Gebäudes an, wo in einer späteren Erweiterung einmal ein Rooftop-Garden mit Flugdach für stimmungsvolle Events über den Dächern der Stadt entstehen soll.

„Baulich flexibel wollten wir auch bezogen auf die Grundrissorganisation bleiben: Obwohl derzeit alle Geschosse stringent mit sich aneinanderreihenden Büro- und Besprechungsräumen und ergänzt um Teeküchen, Sanitär- und Nebenraumzonen aufgebaut sind, erlaubt das ALHO Bausystem mit seiner freitragenden Stahlskelettstruktur und den nichttragenden Wänden eine hohe Flexibilität. Innerhalb des bestehenden Mietverhältnisses oder nach Auszug kann damit die Anordnung und Organisation der Grundrisse in Teilen verändert oder sogar komplett neu aufgebaut werden“, beschreibt Artur Kochel einen besonderen Vorteil der Modulbauweise aus Sicht von Projektentwicklern und Investoren.

Nachhaltig auf vielen Ebenen

Schnell und unkompliziert können Wände versetzt oder geöffnet werden, auch das Aufstocken und Anbauen ist ohne viel Schmutz und Lärm jederzeit möglich. Die ursprüngliche Investition in das Bauwerk ist so unabhängig von der mittel- und langfristigen Mietentwicklung gesichert. „In der Nutzungsphase – und darüber hinaus – können Modulgebäude in Sachen Wirtschaftlichkeit besonders punkten. Über den gesamten Lebenszyklus von der Erstellung, über die Nutzung, eventuelle Umnutzung, Rückbau und Recycling weisen sie signifikant niedrigere Life Cycle Costs auf als herkömmlich errichtete Bauten“, erinnert Peter Orthen, Geschäftsführer der ALHO Systembau.

Dem stimmt auch Olaf Peters (pbs architekten) zu: „Die optimierte Modul-Vorpro­duk­tion im Werk minimiert den Ressourcenverbrauch sowie Verschnitt und Abfälle, die extrem verkürzte Bauzeit vermindert die Verkehrs- und Lärmbelastung der Umgebung. Auch Stahl als Baustoff mit seinem hohen Recyclinganteil wirkt sich positiv auf die Nachhaltigkeit aus, ebenso die potentielle Rückbaubarkeit des Gebäudes bei gleichzeitig hohem Wiederverwertungspotential der zuvor verbauten Materialien und Modulstruktur. Somit beinhaltet die modulare Bauweise wesentliche Aspekte von Cradle to Cradle bzw. eines Circular-Economy-Prinzips.“

Zudem schafft die flexible Anpassungsfähigkeit der Gebäude an den aktuellen Raumbedarf maximale Flächeneffizienz und prädestiniert die Modulbauweise für die urbane Nachverdichtung und somit für die Nutzung bereits vorhandener Strukturen – ein ebenfalls wichtiger Aspekt nachhaltigen Agierens.

Apropos innerstädtische Nachverdichtung: Auch in Sachen Baulogistik war ALHO gefordert. Denn das knapp bemessene Baufeld in Aachen bot nicht nur sehr wenig Platz für die Anlieferung der Raummodule, sondern auch kaum Lagerfläche für Baumaterialien. ALHO arbeitete mit einem bereits im Vorfeld detailliert konzipierten Materialmanagement, das auch den Einsatz unterschiedlicher Schwerlastkräne beinhaltete. „Dass die Baumaßnahme mitten in der Corona-Pandemie umzusetzen war, stellte neben allen anderen Herausforderungen dann nur noch eine kleine zusätzliche Hürde dar, die dank effizienter Protokoll- und Hygienemaßnahmen aber keine Beeinträchtigung des Bauerfolgs zur Folge hatte“, sagt Björn Schleifenbaum abschließend. Gleichwohl konnten pünktlich im Dezember 2020 die Mieter einziehen.

Weitere Informationen zu Bürogebäuden in Modulbauweise können per E-Mail an ALHO angefordert werden.

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