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Blob-Architektur verändert die Metropolen

(7.10.2013) Außerirdisch anmutende Gebäude erobern die Stadtzentren der Welt. Die kuriosen Konstruktionen erinnern mal an eine geschmolzene E-Gitarre, eventuell an ei­nen pilzartigen Sonnenschirm oder an ein gelandetes UFO. Ihre ungewöhnlichen geo­metrischen Formen jenseits des rechten Winkels werden durch modernste computer­gestützte Verfahren ermöglicht.

Eines der weltweit bekanntesten Gebäude dieser Stilrichtung ist das Experience Music Project in Seattle (siehe Foto von Darwin Bell). „The Blob“, wie es liebevoll genannt wird, vereint die wichtigsten Elemente der gleichnamigen Architekturströmung - wei­che und fließende Formen, die sich zu einem komplexen Gebilde zusammenfügen. Die metallische Außenfassade reflektiert ein atemberaubendes Farbenspiel von Gold über Silber bis hin zu strahlendem Violett. Ein weiterer typischer Vertreter der Blob-Archi­tektur sind die Golden Terraces in Warschau (siehe Foto von Bartek Okonek). Ihr wel­lenförmiges Dach wurde aus 4.700 einzelnen Glaselementen geschaffen und legt sich wie eine erstarrte Flüssigkeit über den Innenhof des mehrstöckigen Shopping-Centers.


Eight Spruce Street von Frank O. Gehry (© Tectonic Photo), Bild vergrößern
    

Die Auswahl zeigt deutlich, wie drastisch sich die Blob-Bauten von ihrer unmittelbaren Umgebung abheben. Beim Kunsthaus Graz ist dieser optische Kontrast besonders auffällig, da es inmitten der Grazer Altstadt von roten Ziegeldächern umringt ist (siehe Foto von Maleen Diestel). Die einzigartige „Bubble“ des berühmten Ausstellungshauses erinnert an einen überdi­mensionalen Wassertropfen oder eine riesige Seifenblase. So wundert es nicht, dass der Begriff der „liquiden Architektur“ auch als Synonym für Blob-Architektur verwendet wird.

Die lokale Bevölkerung hat in jedem Fall die passenden, meist skurrilen Spitznamen für die skulpturalen Bauten parat. So ist das futuristische Selfridges Building in Birmingham (siehe Foto von Neil Nickolds) wegen seiner wabenartigen Außenfassade und dem emsigen Treiben der Besucher des Einkaufszentrums auch als der Bienenstock bekannt. Ein ehemaliger Bürgermeis­ter Londons hingegen bezeichnete sein Rathausgebäude, die Londoner City Hall, spöttisch als „Glashoden“ (siehe Foto von Kyle Gradinger). Höflicheren Vorschlägen zufolge tagt die Stadtverwaltung wahlweise in einem deformierten Ei, einem Motorradhelm oder einer Zwiebel.

Unstrittig ist jedoch, dass die Blob-Architektur mit ihren organischen, fließenden For­men wie kaum eine zweite Designströmung für eine Abkehr von konventionellen archi­tektonischen Vorstellungen steht und immer wieder zu überraschen weiß: Nächstes Jahr soll in Paris das vom Stararchitekten Frank O. Gehry entworfene Ausstellungsge­bäude Fondation Louis Vuitton pour la Création eröffnet werden:

Fondation Louis Vuitton pour la Création
Fondation Louis Vuitton pour la Création (© Nicole Mercy) 

Die immense Glaskonstruktion erinnert auf den ersten Blick an ein gewaltiges Schiff mit einer Vielzahl von Segeln. Was genau zu sehen ist, das ist jedoch wie bei allen bei Blob-Gebäuden immer von der eigenen Perspektive und Vorstellungskraft abhängig.

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