Baulinks -> Redaktion  || < älter 2013/1804 jünger > >>|  

DAM: Interferenzen/Interférences prägen Architektur in Deutschland und Frankreich

DAM: Interferenzen/Interférences
  

(7.10.2013) Im Mittelpunkt der Ausstellung Interferenzen/In­terférences im Deutschen Architekturmuseum (DAM) stehen vom 3. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014 die Architekturräu­me Frankreichs und Deutschlands sowie die vielfältigen Wech­selbeziehungen, die sich im Verlauf zweier Jahrhunderte von der französischen Revolution bis zur Gegenwart über die Gren­zen hinweg entwickelten.

Wie in der Physik, wenn die in einem benachbarten elektro­magnetischen Feld auftretenden Störungen Interferenzen auslösen, bedingen sich die parallelen Geschichtsabläufe ge­genseitig: Theorien, Ideologien und Formensprachen zirkulie­ren in beiden Richtungen über die Grenzen hinweg, während Debatten über die Monu­men­ta­li­tät oder die Anwen­dung neuester Techniken aufeinander folgen.

Besonderes Augenmerk legt die Schau auf die wechselseitige Beeinflussung der Metro­polen, wie Paris und Berlin, sowie auf die Situation der Grenzregionen, deren Gestalt - wie im Fall von Straßburg, Metz, dem Rheinland und der Saar - durch Annexionen und Besetzungen nachhaltig geprägt wurde. Der Fluss der Ideen wird rekonstruiert, und es werden nicht nur Entwürfe und Visionen dokumentiert, die ihren Weg über die Grenze nahmen. Erinnert wird auch an den einige Male durch Krieg unterbrochenen Strom von Architekten und Stadtplanern, die sich als Kundschafter, Missionare und Vermittler in beiden Richtungen bewegten. Beginnend mit Friedrich Gilly und Karl Friedrich Schinkel wurden Reisen unternommen, wurde im anderen Land beobachtet und skizziert. Ande­re wurden im jeweils anderen Land dauerhaft aktiv - wie der aus Köln stammende Ja­kob Ignaz Hittorff, der 1810 nach Paris übersiedelte oder wie Finn Geipel, der in unse­ren Tagen parallel in Berlin und Paris lebt und arbeitet. Wieder andere - Architekten ebenso wie Intellektuelle oder Kritiker - pendelten hin und her und hinterließen ihre Spuren.

Interferenzen/Interférences erinnert nicht nur an die, die mit unterschiedlichen Moti­ven dafür sorgten, dass die Baukulturen beider Länder aufeinandertrafen und Wech­selwirkungen zustande kamen. Die Ausstellung dokumentiert auch die wechselnden Leidenschaften der Akteure zwischen Neugier, Bewunderung, Konfrontation, Rivalität, Dialog und Zusammenarbeit.

Eugène Beaudouin, Marcel Lods, Jean Prouvé - Cité de la Muette, Drancy, 1931–1935 (Foto: Marcel Lods) © Académie d’architecture, Cité de l’architecture et du patrimoine, Archives d’architecture du XXe siècle, Fonds Lods, Paris 

Gliederung der Ausstellung in neun Sektionen

Die neun Sektionen haben mit Köln, Mainz, Karlsruhe, Stuttgart, Saarbrücken, Kassel, Wiesbaden, Berlin, Straßburg, Metz, Thionville, Lyon, Reims, Marseille, Paris und noch anderen Orten und Landschaften nicht nur die Geschichtsräume der beiden Länder im Blick. Beginnend mit der Französischen Revolution und ihren Umwälzungen durchlaufen sie die Architekturen des Industriezeitalters und der Moderne über zwei Jahrhunderte und münden in die Gegenwart des vereinigten Europa.

1789-1848: Wechselnde Begeisterung für Gotik und Klassik

Die Periode zwischen der Französischen Revolution und der Julimonarchie wird von großen politischen Umwälzungen geprägt, die in Deutschland in den Ruf nach nationa­ler Einheit münden. Auch in der Baukultur zeichnen sich große Veränderungen ab, wo­bei zwei gegenläufige Bewegungen die Begegnungen deutscher und französischer Ar­chitekten nach 1789 bestimmen.

Zahlreiche deutsche Intellektuelle zieht es an die Seine, darunter auch junge Archi­tekten, die wegen der Bauten oder zur Ausbildung nach Paris kommen. Dazu gehören unter anderem Friedrich Gilly und später sein Schüler Karl Friedrich Schinkel. In den von den französischen Armeen in Deutschland hinterlassenen Départements und Vasallenstaaten planen Ingenieure und Architekten königliche Residenzen und neuar­tige Infrastrukturen in Orten wie Kassel und Mainz. Der König von Württemberg gibt den auch von ihm geschätzten Lieblingsarchitekten Napoleons, Percier und Fon­taine ein Landschloss in Auftrag, und Schinkel bezieht sich bei seinem Entwurf für den ersten Berliner Museumsbau auf ihre Arbeiten.

Kurz darauf entwickelt sich eine neue romantische Sicht auf mittelalterliche Burgen und gotische Kathedralen. Im Zentrum dieser Bewegung steht Köln, wo die Vollendung des Domes zur nationalen Aufgabe erhoben wird. Zur Diskussion steht dabei auch der deutsche oder französische Ursprung der Architektur des Mittelalters. So scheint es kein Zufall zu sein, dass Sainte-Clotilde, die erste neugotische Kirche in Paris, nach einem Entwurf des aus Köln stammenden Franz Christian Gau errichtet wird.

1848-1870: Der Morgen des Industriezeitalters

In den Jahren zwischen den europäischen Revolutionen um 1848 und dem französisch-preußischen Krieg von 1870-1871 wird die Baukultur einerseits durch ihren Geschichts­bezug und anderseits von den Veränderungen der Städte infolge der industriellen Re­volution bestimmt. Es bildet sich eine neue Architektur heraus, die von Fabriken über Markthallen zu Kaufhäusern und Bahnhöfen reicht und auf die Erfordernisse der Moder­nisierung antwortet. Der Umbau des Pariser Stadtgebiets, den der Präfekt Georges-Eugène Haussmann ab 1853 im Auftrag von Napoleon III. durchführt, lässt auf den Trümmern der alten Stadt eine neue einheitliche Stadtlandschaft entstehen. An ihr wiederum orientieren sich seit den 1860er Jahren auch die Planungen zur Erweiterung deutscher Großstädte, wie James Hobrechts Vorschlag für Berlin.

Mit der Gründung neuer Architekturfakultäten an den Technischen Hochschulen wan­deln sich in Preußen und anderen deutschen Ländern die Ausbildungsprogramme, die bis dahin ausschließlich auf dem Modell der Pariser École des beaux-arts und der École polytechnique beruhten, welche allerdings weiterhin noch häufig von deutschen Stu­denten besucht werden.

Eine kleine Gruppe von industriellen und Philanthropen sucht mit experimentellen Bau­vorhaben Lösungen für die drängende Wohnungsfrage der Arbeitermassen zu finden. Das von Charles Fourier und Victor Considérant entwickelte Ideal des Phalanstère inspiriert eine Reihe ungewöhnlicher Projekte, so Wilhelm Stiers Entwurf einer Armen­stadt in Berlin oder das von dem Fabrikanten Jean-Baptiste Godin in Guise errichte­te Familistère.

1870-1900: Nationales Denken und neues Stadtleben

Der Krieg von 1870-1871 hat weitreichende Auswirkungen auf Architektur und Städ­tebau. Die symbolisch in der Spiegelgalerie von Versailles beschlossene Gründung des Deutschen Reichs verstärkt die Rolle Berlins und hat ein spektakuläres Wachstum der Städte des neuen Staates zur Folge. In den annektierten Gebieten der Reichslande Elsass-Lothringen finden, insbesondere in Straßburg und Metz, anspruchsvolle Stadt­erweiterungen statt.

Auch in den Memorialbauten hinterlässt der Krieg seine Spuren. Das bedeutendste französische Erinnerungsmal an ihn schafft Auguste Bartholdi mit dem Löwen von Belfort. In Berlin baut Franz Schwechten die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, und im ganzen Reich entstehen Hunderte von Denkmälern, die Kaiser Wilhelm I. oder sei­nem Kanzler Bismarck gewidmet sind.

Zugleich bleibt die Architektur des neuen Reichs stark dem französischen Geschmack verpflichtet. Das noch lange für viele Städte des Reichs gültige Vorbild der Hauss­mannschen Stadterneuerung verblasst allmählich zugunsten ins Umland aufgelöster Stadtformen, in deren Zentren sich allerdings weiterhin die Mietskasernen zusammen­ballen.

Die im Denken der Architekten allgegenwärtige Geschichte wird zum Ausgangspunkt weiterreichender Strategien der Denkmalpflege. Viollet-le-Duc führt die Restaurie­rung des Schlosses Pierrefonds zu Ende und versteht dies als ein Lehrstück des Ratio­nalismus. Phantasievoll, aber stärker auf Ergebnissen der Bauforschung aufbauend, sucht derweil Bodo Ebhardt, die Ruine der Hohkönigsburg zu einer symbolischen Re­sidenz des deutschen Kaisers im Elsass umzugestalten.

1900-1914: Reformkultur und neue Ästhetik

Um die Jahrhundertwende verändern sich Großstadtkultur und Architektur unter dem Druck der sozialen Bewegungen und aufgrund der Bemühungen einer neuen Generation von Schriftstellern, Künstlern und Architekten. Gleichzeitig intensivieren sich die Aus­tauschprozesse zwischen unterschiedlichsten Bewegungen, Formen und Diskursen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erreichen die Schriften Friedrich Nietzsches Frankreich, in Deutschland hingegen stoßen die Ideen Henri Bergsons auf reges In­teresse.

Als Reaktion auf die Ballung der Bevölkerung in den Städten und als Antwort auf die soziale Frage werden neue Städtebaustrategien entwickelt. Das aus Großbritannien übernommene Konzept der Gartenstadt findet erste Anwendungen in Hellerau bei Dresden und im Stockfeld an der Peripherie von Straßburg, später auch in Staaken bei Berlin und andernorts.

Ausstellungen befördern die Auseinandersetzung mit der Architektursprache monu­mentaler Bauten. So antwortet die Jahrhunderthalle von Max Berg 1913 in Breslau ge­wissermaßen auf die Pariser Maschinenhalle von 1889 und auf die ersten Betonbauten von François Hennebique und Auguste Perret in Paris.

In Paris verändern der Kunsthändler Siegfried Bing mit seiner Galerie und der Kritiker Julius Meier-Graefe mit seinen Zeitschriften die französische Kulturszene. Das deut­sche Kunstgewerbe zeigt bei der Pariser Weltausstellung 1900 und dann 1910 beim Salon d’Automne nicht nur kühne, mit dem Historismus brechende Formen, sondern zugleich bis dahin unbekannte Kooperationsformen zwischen Kunst und Industrie, wie sie der 1907 gegründete Deutsche Werkbund befördert hatte.

Dominikus Böhm, Rudolf Schwarz: Entwurf für einen Kirchenbau. Perspektive, um 1922 (Foto: Uwe Dettmar) © Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main 

1914-1939: Konkurrierende Moderne

Während des Ersten Weltkriegs findet der Eisenbeton neue Anwendungsfelder in Mili­tärbauten, zugleich wird die Standardisierung des Bauwesens vorangetrieben. Die Zer­störung zahlreicher Baudenkmale löst auf französischer Seite eine verschärfte natio­nalistische Polemik aus und macht Städte wie Reims nach dem Krieg zu städtebauli­chen Versuchsfeldern.

Beide Länder verfolgen aufmerksam die unterschiedlichen Wege der jeweiligen Archi­tekturmoderne. In Paris bleibt die Vorherrschaft der École des beaux-arts unange­fochten, wogegen das Bauhaus neue Ausbildungsmodelle erprobt. Der Deutsche Werkbund, der 1925 an der Exposition des arts décoratifs (Kunstgewerbeausstellung) in Paris noch nicht teilnehmen kann, findet 1927 mit der Stuttgarter Weißenhofsied­lung viel Beachtung und ist auch 1930 beim Pariser Salon des Artistes décorateurs außerordentlich erfolgreich. Auf der Pariser Weltausstellung von 1937 scheint sich Al­bert Speers Deutscher Pavillon außer mit seinem sowjetischen Gegenüber auch mit dem Eiffelturm messen zu wollen.

Albert Speer: Das Deutsche Haus auf der Weltfachausstellung in Paris (1937). Nachtaufnahme mit Feuerwerk vor dem Eiffelturm, 1937 (das ganze Foto)

Nach dem Krieg erfordert die Bekämpfung der Wohnungsnot größte Anstrengungen. Während im Deutschland der zwanziger Jahre allenthalben moderne Wohnsiedlungen errichtet werden, folgt der französische Wiederaufbau eher der Gartenstadtidee. Da­her vergehen einige Jahre, bis die Frankfurter und Berliner Siedlungen auch den Woh­nungsbau im Umland von Paris beeinflussen. In einem Klima des Chauvinismus, der ge­genüber der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg noch zugenommen hat, entwickeln sich die Fachzeitschriften dank der Beiträge engagierter Kritiker, die man in einigen Fällen als regelrechte Doppelagenten bezeichnen kann, zu den herausragenden Medien für den Austausch von Ideen und Formen.

1939-1949: Besetzungen und Wiederaufbau

Die französische Niederlage führt 1940 zu einer erneuten Annexion von Elsass-Lothrin­gen durch das Dritte Reich. Während zur Schaffung eines Groß-Straßburg als Haupt­stadt eines neuen Gaus beiderseits des Rheins ein Wettbewerb ausgelobt wird, planen im ehemaligen Département Moselle, dessen französischsprachiger Bevölkerungsteil deportiert worden war, Architekten aus Deutschland wie Emil Steffann und Rudolf Schwarz den Wiederaufbau zerstörter Dörfer und die Modernisierung der Industriere­gion.

Im Gegensatz zur vier Jahre dauernden Besatzung Frankreichs durch die Nationalso­zialisten ist der ebenso kurze Zeitraum zwischen der Kapitulation und der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 besonders reich an Kontakten und Projekten. Bei den Demonstrativbauvorhaben für die französische Besatzungszone und die Saar brin­gen Marcel Lods für Mainz und Georges-Henri Pingusson für Saarbrücken Gestal­tungsmodelle ins Spiel, wie sie Le Corbusier für Saint-Dié entwickelt hatte.

Marcel Lods, Adolf Bayer, Wiederaufbau Mainz, Bebauungsplan, Unité d’habitation Wallstraße, 1946, NL Bayer \ 40 © Stadtverwaltung Mainz - Stadtarchiv 

Trotz der großen Anstrengungen von französischer Seite, die Prinzipien des funktio­nalistischen Städtebaus zu verbreiten und für deutsche Architekten Studienreisen zu französischen Wiederaufbauprojekten zu organisieren, werden ihre Projekte von eini­gen französischen Militärs torpediert und auch von der lokalen Bevölkerung abgelehnt. Obwohl so die meisten der in diesen Jahren erarbeiteten Pläne nicht verwirklicht wer­den, wirken sie dennoch noch jahrelang nach.

1949-1961: Modernisierung, Dialoge und Ausstellungen

In den zwölf Jahren zwischen der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 und dem Bau der Berliner Mauer 1961 beziehen sich Bundesrepublik und DDR in Fragen der Industrialisierung der Bauproduktion parallel zueinander auf Frankreich. Wie bei den „ZUP“, den Sonderbauzonen an den Stadträndern, die ab 1953 in Frankreich ausge­wiesen werden, wird in beiden deutschen Staaten beim Bau von Großsiedlungen das französische Vorfertigungssystem Camus verwendet.

1957 findet in West-Berlin eine Internationale Bauausstellung statt, die Interbau, deren organischer und fließender Städtebau als ein Schaufenster der „Freien Welt“ gegenüber der Fluchtlinienplanung der Stalinallee in Ost-Berlin gedacht ist. Im Jahr darauf ist die französische Beteiligung an dem internationalen Wettbewerb „Haupt­stadt Berlin“, bei dem Entwürfe für die hypothetische Hauptstadt eines wiederverei­nigten Deutschlands gesucht werden, größer als die jeder anderen Nation.

Eckhard Schulze-Fielitz, Raumstadt, 1959 (Foto: Philippe Magnon) © Collection fonds régional d’art contemporain du Centre, Orléans (das ganze Bild)

Bleibenden Ausdruck erhalten die Interferenzen in diesen Jahre vor allem im Kirchen­bau. Die Fachzeitschrift L’Art sacré widmet sich den Notkirchen der deutschen Ar­chitekten Otto Bartning und Emil Steffann, während der Glasmeister Gabriel Loire im Auftrag von Egon Eiermann blaue Fensterwände für die neue Kaiser-Wilhelm-Ge­dächtniskirche entwirft, die in der Ruine des Vorgängerbaus entsteht. Auch der Auf­trag an Jean-Charles Moreux für die Hamburger Kirche Sankt Ansgar kommt durch das Netzwerk zustande, das sich zwischen den Protagonisten des modernen Sakral­baus gebildet hat.

1961-1989: Krise des Neuen Bauens und Wiederentdeckung der Urbanität

Während immer mehr Studenten die Ausbildungsstätten im Nachbarland besuchen, entstehen neue Bauten aus sich überkreuzenden Aktivitäten, wie das deutsche Haus der Cité universitaire in Paris von Johannes Krahn oder seine Arbeiten für die franzö­sischen Kulturinstitute in Deutschland, die von Pierre Vago und Fritz Bornemann gemeinsam errichtete Universitätsbibliothek in Bonn oder das Kernforschungszentrum von Erich Schelling in Grenoble. Einen einmaligen Sonderfall aber stellt zweifellos die Zusammenarbeit des Architekten Werner Ruhnau mit dem Maler Yves Klein beim Bau des Musiktheaters von Gelsenkirchen dar.

Bei den jetzt in großer Zahl errichteten Großsiedlungen setzt sich eine Parallelentwick­lung fort, die schon in den Jahren zuvor begonnen hatte. Fast gleichzeitig gerät in Frankreich und Deutschland das vorherrschende Gestaltungsmodell in die Kritik. Es werden flexiblere Lösungen gesucht, die aber die industrielle Massenproduktion nicht in Frage stellen sollen. Die Trabantenstadt Toulouse-Le Mirail findet so großen An­klang, dass ihre Erbauer, die Architektengemeinschaft Georges Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods, zu mehreren Wettbewerben in der Bundesrepublik ein­geladen werden und schließlich in Berlin den Auftrag zu einem Neubau für die Freie Universität erhalten. In Paris realisiert zur gleichen Zeit der Deutsche Martin Schulz van Treeck im Sanierungsgebiet des 19. Arrondissements sein spektakuläres Projekt der „Orgues de Flandres“.

Ein neu erwachtes Interesse an Urbanität lässt Forderungen nach einer kompakteren Stadt und einer abwechslungsreicheren Architektur aufkommen, auf die das Programm der Berliner IBA antwortet. Für diese Internationale Bauausstellung, die das Wohnen in der Innenstadt thematisiert, werden zwischen 1979 und 1987 beispielhafte Bauten realisiert.

1989 bis heute: Im Herzen eines neuen Europas

In den zwei Jahrzehnten nach der deutschen Wiedervereinigung nimmt die interna­tionale Mobilität weiter zu. An der Neugestaltung des vereinigten Berlins beteiligen sich mehrerer französische Architekten, so Jean Nouvel, Dominique Perrault und Claude Vasconi. Weitere Internationale Bauausstellungen folgen dem erfolgreichen Berliner Vorbild und haben eine bemerkenswerte Ausstrahlung auf die französische Städtebaupolitik. Das gilt vor allem für die IBA Emscher Park mit ihrer vorbildlichen Neustrukturierung des weiträumigen Industriegebietes an der Ruhr.

Die Arbeitsfelder der Architektur, des Städtebaus und der Landschaftsplanung beider Länder durchdringen sich heute auf vorher nicht gekannte Weise. Beispielhaft für die­se Entwicklung steht das Werk Finn Geipels und seine zeitweilige Zusammenarbeit mit Nicolas Michelin. In der anderen Richtung ist das Büro TER des Landschafts­planers Henri Bava zu nennen, das in vielen deutschen Städten tätig ist.

Räume des Austausches zwischen den Regionen haben sich vor allem zu beiden Sei­ten der Grenze gebildet, die zunehmend an Bedeutung verliert. Die Stadtentwicklungs­pläne von Straßburg, die in Kooperation mit der Stadt Kehl über den Rhein hinweg rei­chen, werden zum Vorbild grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Das symbolisiert der zur Landesgartenschau von 2004 angelegte „Garten der zwei Ufer“, in dem die Fußgängerbrücke von Marc Mimram als zentrales Bindeglied der beiden Länder fun­giert.

Die bibliographischen Angaben zum Ausstellungskatalog:


  •   
    Interferenzen/Interférences: Architektur. Deutschland - Frankreich 1800-2000 (bei Amazon erhältlich)
  • Herausgeber: Jean-Louis Cohen, Hartmut Frank
  • Texte von Barry Bergdoll, Andreas Beyer, Anne-Marie Châtelet, Jean-Louis Cohen, Hartmut Frank, Christian Freigang, Wolfgang Voigt, Christiane Weber, Volker Ziegler u.a.
  • ca. 468 Seiten mit 330 meist farbigen Abbildungen
  • Format 23 x 28 cm. Hardcover
  • ISBN 978 3 8030 0770 4

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH