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Dachsteine sorgen für saubere Luft

(16.11.2007, upgedatet am 8.3.2008)Das Problem der Luftverschmutzung in Großstädten und Ballungsgebieten zählt europaweit zu den meistdiskutierten Themen. Vor allem die Belastung der Luft durch Stickoxide (NOx), Benzole und Aldehyde nimmt stetig zu. In Duisburg wurde jetzt der "erste industriell gefertigte, umweltaktive Dachstein der Welt" vorgestellt. Drei Mehrfamilienhäuser der Evonik Wohnen GmbH (Essen) werden zur Zeit mit den neuen ClimaLife-Dachsteinen der Firma Nelskamp (Schermbeck) eingedeckt. Ihre Oberfläche ist mit Mikrobeton verarbeitet, der Titandioxid enthält. Dieses wiederum spaltet mit Hilfe von Tageslicht u.a. gesundheitsschädliche Stickoxide auf und wandelt sie in ungefährliche Substanzen um. Der Regen erledigt den Rest und spült alles ab.


Die neue Technologie baut vor allem Schadstoffe ab, die als Autoabgase oder durch Schornsteine in die Luft gelangen. "Ein großer Schritt für den Umweltschutz," ist Heiner Nelskamp von der Technologie überzeugt. Grundlage ist ein neuer Baustoff der HeidelbergCement-Gruppe. "Jedes Jahr werden rund 30 Millionen Quadratmeter Dachfläche in Deutschland mit Dachsteinen aus Beton neu eingedeckt - ein riesiges Potenzial für saubere Luft in Städten und Gemeinden."

Reduzierung des Sommer-Smog-Problems

"Das Titandioxid in der Oberfläche des neuen Dachsteins wirkt als Katalysator, die Umwandlung der Schadstoffe erfolgt also immer wieder neu - ein 'Dach-Leben lang'", betont Peter Linten von HeidelbergCement. Speziell im urbanen Raum, wo die meisten Schadstoffe aus der Verbrennung von Öl und Gas aus Heizungen, Kraftwerken und Fahrzeugen entstehen, sei eine Verringerung von Stickoxiden über die Dachflächen besonders wirksam.

Stickoxide verschärfen auch die Ozon-Belastung. Die Verminderung lindert daher auch Sommersmog-Probleme. Linten ergänzte, dass zur Zeit weitere Produkte rund ums Haus - zum Beispiel für Fassaden oder Pflastersteine - mit dem Titandioxid-Zement getestet werden (siehe auch Beitrag "Pflastersteine sorgen für saubere Luft" vom 18.9.2006). "Wenn viele Flächen umwelt-aktiv werden, haben die Städte vielleicht ein Problem weniger oder zumindest deutlich verringert." Denn vor allem aus Brüssel kommen ständig neue Anforderungen an die Reinhaltung der Luft in den Ballungszonen.

Mit dem geschützten Signet "TXActive" das europaweit photokatalytisch aktive Produkte kennzeichnet, wird dem Eigentümer "geprüfte Qualität" garantiert. Denn das Unternehmen überwacht das Endprodukt auf Einhaltung ihrer Standards.

Evonik Wohnen: "Schnell handeln für den Klimaschutz!"

Die Evonik Wohnen GmbH aus Essen, mit mehr als 60.000 Wohnungen eine der größten privaten Wohnungsgesellschaften in Deutschland, war schnell bereit, Pilotprojekte anzubieten. "Wenn es um den Klimaschutz geht, müssen wir zügig handeln und die praktikablen Lösungen gemeinsam mit den Industriepartnern durchsetzen", stellte Reiner Kathenbach, Leiter Technik/QM fest. "Wir modernisieren jährlich ca. 1.000 Wohnungen nach EnEV-Standard. Damit schonen wir die Umwelt und den Geldbeutel unserer Mieter. Die Sanierung der Dachflächen ist dabei eine wichtige Facette im Rahmen der energetischen Aufwertung unserer Wohnungsbestände", so Kathenbach.

Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen

Die Wirksamkeit der Photokatalyse zur Verringerung der Stickoxide in der Luft wird bereits seit den 90er Jahren erfolgreich in Japan angewandt. Nach einem von der EU geförderten Projekt in Italien konnte das auch messtechnisch nachgewiesen werden: Unter optimalen Bedingungen, also bei maximaler Sonneneinstrahlung, ließ sich eine NOx-Reduzierung in wenigen Stunden bis zu 90 Prozent erzielen. Bei schlechtem Wetter sind es immer noch bis 70 Prozent. Bildlich gesprochen geht eine Studie der TU Hannover davon aus, dass ein 200 m² großes und mit ClimaLife-Dachsteinen gedecktes Dach den Schadstoffausstoß von ca. 17.000 Fahrkilometern eines Euro 4-Benzin-Pkws pro Jahr klimafreundlich neutralisieren kann.

Der Prozess wird durch die ultravioletten Strahlen des Sonnenlichts ausgelöst, daher läuft die Reaktion auch bei diffusem Licht ab. Als Reaktionsprodukt entsteht in sehr kleinen Mengen wasserlösliches Nitrat. Dieses wird vom Regen abgespült. Im natürlichen Stoffkreislauf steht es Pflanzen als Nährstoff zur Verfügung, wenn nicht vorher eine Kläranlage den Stoff ausfiltert.

Die neuen umweltaktiven Dachsteine werden zunächst in den zwei gängigsten Modellen des Unternehmens Nelskamp, der Finkenberger Pfanne und der S-Pfanne, in jeweils vier Farbvarianten angeboten. Obwohl die Dachsteine eine extrem glatte Oberfläche haben und dadurch der Regen Schmutzteilchen und die umgewandelten Substanzen schnell abwäscht, wirken sie in der Optik "natur-matt". Das liegt an der Oberflächenstruktur. Es wird ein heller Schleier freigesetzt, so lange das Produkt neu ist. "Er verschwindet aber nach einiger Zeit von allein," erklärt Heiner Nelskamp.

Update vom 8.3.2008: Von einer "beispiellosen Resonanz des Marktes" sprach Nelskamp auf der Dach+Holz (5. bis 8. März 2008 in Stuttgart). "Die neue, umwelt-aktive Oberfläche ClimaLife wurde bereits drei Monate nach ihrer Einführung zum Renner", stellte Marketingleiter Korni Ufermann fest. Wohnbaugesellschaften ordern demnach große Mengen, Fertighausfirmen böten das neue Produkt als Standard-Ausstattung an und auch aus dem Ausland würden sich die Anfragen häufen. "ClimaLife wurde als Nischenprodukt für besonders ökologisch bewusste Bauherren geplant. Die breite Resonanz auf dem Markt zeigt, dass wir auf einen allgemeinen Trend getroffen sind." (siehe auch Beitrag vom 8.3.2008)

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