Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) in der Kritik
(17.2.2014) Am 11.2. hat ARTE die Sendung „Der geplünderte Staat“ auf Recherchegrundlagen von Stefan Aust und Thomas Ammann ausgestrahlt. Gezeigt wurden Beispiele, bei denen ÖPP-Bauprojekte in eine Schieflage geraten sind. Die Risiken sind in der Tat beträchtlich. Autobahnbauten, Justizgebäude oder die schon berüchtigte Elbphilharmonie sind Beispiele für solche Projekte.
Mit Blick auf die Finanzierung ist das Problem, dass etliche ÖPP-Projekte eher unter Intransparenz leiden. So fordert beispielsweise der DAI nicht nur generell mehr Transparenz, es brennt dem Verband schon seit Jahren noch ein ganz anderes Phänomen unter den Nägeln: „Durch eine komplette Auslagerung von Planung, Bau und Betrieb geht in der öffentlichen Verwaltung viel Know-how verloren, das bei späterem Bedarf nur schwer wieder aufzubauen ist“, erklärt DAI Präsident Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart. Aber auch bei der Finanzierung sei Vorsicht geboten: Die kurzfristig offenbar günstige Lösung für die öffentliche Hand kann langfristig sehr viel teurer werden. Als Beispiel sei der kürzlich eingeweihte Landtagsneubau in Potsdam genannt, ebenfalls ein ÖPP-Projekt. Der DAI werde sich dafür stark machen, dass die tatsächlichen Kosten auch in den Haushalten ausgewiesen und damit transparent gemacht werden.
„Wichtig“, so Baumgart weiter, „ist uns aber auch und gerade der Architektenwettbewerb. Den sollte es geben - ÖPP hin oder her. Wettbewerbe bringen grundsätzlich eine höhere Qualität im Städtebau und in der Architektur und damit der Baukultur generell. Gerade in exponierten Lagen ist diese hohe Qualität aus unserer Sicht unerlässlich.“
Hauptverband weist Kritik an Öffentlich-Privaten Partnerschaften zurück
„ÖPP-Verfahren und Verträge machen öffentliche Bauprojekte termintreu, kostensicher und transparent. Sie sind ein wirkungsvolles Instrument, um den Instandhaltungsstau im Verkehrsbereich oder bei Schulen und Krankenhäusern zu beheben.“ So die Reaktion des Vorsitzenden des Arbeitskreises Öffentlich Private Partnerschaften (AK ÖPP) im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Mitglied des Vorstands der HOCHTIEF Solutions AG, Nikolaus Graf von Matuschka, auf die ARTE-Sendung. Die in dem Bericht erhobenen Vorwürfe seien bedauerlich und - so sie zuträfen - aufs Äußerste zu verurteilen, hätten aber nichts mit dem Vertragsmodell ÖPP zu tun, betont Matuschka.
So entspreche das von den Autoren erwähnte Projekt JVA-Rostock nicht den Kriterien von ÖPP-Projekten. Anders als in Rostock gehe es bei öffentlich-privaten Partnerschaften vor allem um die Optimierung der Bau- und Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes oder einer Infrastruktureinrichtung. Jeder Ausschreibung gehe eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung voraus. Matuschka weiter: „Auch die Bauindustrie ist davon überzeugt: ÖPP funktioniert nur im fairen Wettbewerb.“
Mit Nachdruck verwahrte sich Matuschka außerdem gegen den Vorwurf der Geheimniskrämerei von Banken, Bauunternehmen und öffentlichen Auftraggebern. Die deutsche Bauindustrie spreche sich bereits seit Langem für die Offenlegung sämtlicherer Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, aber auch der abgeschlossenen ÖPP-Verträge aus. Bisher habe die Bauindustrie dafür lediglich einige Kommunen und das Land Hessen gewinnen können. Matuschka: „Ich möchte hier noch einmal an alle öffentlichen Auftraggeber appellieren, sich der Transparenzinitiative der Bauindustrie zu öffnen, auch wenn die ÖPP-Beschaffungsvariante schon heute eher transparenter ist als die konventionelle. Nur so können wir den ÖPP-Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen“.
Matuschka forderte dazu auf, die Diskussion um ÖPP nicht ohne die
Auftraggeber und Nutzer zu führen: „Unsere öffentlichen Partner
bestätigen uns, dass sie mit ihren ÖPP-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- ÖPP-Plattform
- DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
- Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB)
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siehe zudem: