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Die Fünf von der Shortlist des Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreises 2019


  

(12.11.2018) Am 2. November 2018 wählte die Jury des Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreises 2019 aus den eingereichten Projekten die 5 aussichtsreichsten Kandidaten aus. Sie stehen nun auf der Shortlist, aus der in einer zweiten Jury-Sitzung der Preisträger ermittelt wird. Insgesamt wurden für den Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2019 beim Verlag Ernst & Sohn 25 Wettbewerbsbeiträge eingereicht - darunter auch Turmbauwerke und Bauwerke zur Energiegewinnung.

Shortlist zum Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2019 (ohne Rangfolge!)

Rethebrücke (Hamburg; siehe Google-Maps)

Foto © Martin Grassl 

Mit einer Spannweite von 104 m ist die neue Rethebrücke im Hamburger Hafen eine von Europas größten Doppelklappbrücken. Erstmalig wurde bei einer so großen Klappbrücke gänzlich auf eine mechanische Verriegelung der Klappen in der Brückenmitte verzichtet. Durch die konstruktive Ausbildung der Hauptträgerspitzen als Finger können trotzdem Querkräfte und Momente übertragen werden, indem sich beim Schließvorgang die Finger gegenseitig aufeinander abstützen. Mit dieser innovativen, riegellosen Fingerkonstruktion werden der Instandhaltungsaufwand minimiert und ein reibungsloser Verkehr im Hafen ermöglicht.

Trumpf Steg (Ditzingen; siehe Google-Maps)

Foto © schlaich bergermann partner 

Der Trumpf Steg verbindet mit einer Hauptspannweite von 20 m zwei Areale des Hauptsitzes der Firma Trumpf in Ditzingen. Die leichte Schalenkonstruktion besteht aus nur 20 mm starken, doppelt gekrümmten Edelstahlblechen. Dem Kraftfluss folgend, führen die mit Trumpf-Lasermaschinen geschnittenen Öffnungen zu einem logisch-konsequenten Zusammenspiel von statischer Funktion und Ästhetik. Die Tragfunktion ist dadurch ablesbar, und das hocheffiziente und optimierte Tragwerk ist auf das Wesentliche reduziert. Die Grundidee eines auf Zug gespannten Orangennetzes wird hier passend materialisiert und mit klassischer Formfindung, parametrischem Design sowie modernsten Fertigungsmethoden kombiniert.

Taminabrücke (Kanton St. Gallen, Schweiz; siehe Google-Maps)

Foto © Tiefbauamt Kanton St. Gallen 

Im Zuge der neuen Erschließung des Taminatales im Kanton St. Gallen wurde eine Talquerung in 200 m Höhe erforderlich. Der Grundgedanke bestand in der stützenfreien Überspannung der Taminaschlucht mit einer Bogenkonstruktion und einer ebenfalls stützenfreien Überbrückung der Seitenfelder bis zu den Widerlagern mit einer biegesteifen Rahmenkonstruktion. Innovativ an der Konstruktion ist insbesondere die hybride Tragkonstruktion bestehend aus Bogen- und Rahmensystemen sowie die neuartige Umsetzung als asymmetrischer Hauptbogen. Durch das großzügige Bogenkonzept in Verbindung mit einer stützenfreien Überspannung der seitlichen Hangbereiche mit biegesteifen Rahmenkonstruktionen wurde eine Reduzierung der Stützungspunkte auf ein Minimum erreicht. Die Taminabrücke ist bereits ein regionales Wahrzeichen.

Schutzdach für die Ausgrabungsstätte am Göbekli Tepe (Türkei; siehe Google-Maps)

Foto © Doğuş Group 

Das archäologische Ausgrabungsfeld am Göbekli Tepe in der Osttürkei weist monumentale, ringförmige Bauanlagen aus der Zeit von ca. 10.000 v. Chr. auf und ist der älteste bekannte Ritualbau der Menschheit. Mit einer Membrankonstruktion wurde ein Schutzdach realisiert, das ein geringes Gewicht und eine gute Transportierbarkeit bietet. Eine Herausforderung war die Abstützung des Daches auf nur wenigen möglichen und unregelmäßig verteilten Gründungspunkten. Aufgrund der daraus resultierenden großen Spannweiten und Exzentrizitäten wurde die Konstruktion des umlaufenden Stegs zusammen mit dem Dachring als vertikaler Tragring in Form eines gekrümmten Fachwerkträgers konzipiert. Die leichte und weitspannende Konstruktion wird den Bedürfnissen archäologischer Forschung und nachhaltigem Tourismus gerecht.

Kienlesbergbrücke (Ulm; siehe Google-Maps)

Foto © P. Blaha 

Die Kienlesbergbrücke überquert am Ulmer Hauptbahnhof mehrere bestehende Gleise sowie den Albabstiegstunnel der ICE-Neubaustrecke Stuttgart-Ulm. Neben dem Straßenbahnverkehr nutzen die neue Brücke auch Fußgänger, Radfahrer und Busse. Die markante Wellenform nimmt Bezug zur historischen Neutorbrücke und bietet Aufenthaltsqualität für Passanten. Der komplexe Tragwerksentwurf sowie die Montage der Brücke im anspruchsvollen Baufeld mittels Längsverschub gelten als herausragende Ingenieurleistungen. Die Kienlesbergbrücke verdeutlicht in bester Weise das interdisziplinäre Zusammenspiel, welches Brückenbaukultur ausmacht und ist modernes Wahrzeichen an eigentlich unwirtlicher Stelle - so die Jury.

Preisverleihung

Der endgültige Preisträger wird im Rahmen einer zweiten Jury-Sitzung ausgewählt, zu der die Einreicher weitere Unterlagen und vertiefende Informationen zur Verfügung stellen können. Alle nominierten Projekte der Shortlist werden im Rahmen der Festveranstaltung am 12. Februar 2019 im Deutschen Museum in München in Vorträgen präsentiert. Im Anschluss daran wird der Preisträger des Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2019 bekanntgegeben.

Der Verlag Ernst & Sohn und das Deutsche Museum München laden interessierte Teilnehmer sehr herzlich zu diesem Festakt ein.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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