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AIV-Schinkel-Wettbewerb „über:morgen”: 13 Arbeiten ausgezeichnet

(22.3.2024) Die Preisträger des 169. AIV-Schinkel-Wettbewerbes stehen fest. Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) rief diesmal den Förderwettbewerb unter dem Titel „über:morgen” aus. Die Aufgabenstellungen wurden in den Fachsparten Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung und Freie Kunst bearbeitet.

Fachsparte Architektur

Projekt Furi – tanz aus der Reihe

Schinkelpreis Architektur für Antonia Stöcker (TU Braunschweig)

Bild: Antonia Stöcker 

Jurybeschreibung und -begründung (gekürzt): Der Entwurf stellt einen Ansatz dar, um traditionelle Reihenhaustypologien in bedarfsgerechte und zukunftsorientierte Wohnformen umzustrukturieren. Durch Umstrukturierung und Optimierung kann eine bisher von zwei bis drei Personen bewohnte Struktur zukünftig Platz für bis zu acht Personen bieten. Das Konzept basiert auf dem empirisch erprobten „Haus 0”, welches als repräsentativ für Bestandshäuser der 1960er bis 1990er Jahre steht und standortunabhängig anwendbar ist. Ein Anbau an der Außenseite des Hauses bildet eine Erweiterung nach oben und zur Gartenseite hin. Im Erdgeschoss entsteht so eine zusätzliche Küche, die als weiterer Individualraum genutzt werden kann, was das Erdgeschoss unabhängig von den Obergeschossen bewohnbar macht. Der Anbau ermöglicht zudem den Zugang zum Mittelgeschoss durch den Einsatz eines sogenannten Treppenmöbels, das als Türschrank dient und verschiedene Nutzungsszenarien ermöglicht, je nachdem, wie die Türöffnungen geöffnet und geschlossen werden.

Es wurden Überlegungen zur Finanzierung und Organisation eines solchen Projekts formuliert. Es wird aufgezeigt, wie Eigentümer motiviert werden können, ihr Haus umzubauen, sowie wie das Interesse von Investoren geweckt werden kann. Zudem wird dargestellt, wie die Stadt solche Projekte unterstützen kann und dabei Mehrwerte für die Allgemeinheit schafft. „Der Dreiklang aus Anreizen und Regelungen für die beteiligten Akteure, reduzierter baulicher Ergänzung und geschicktem baukonstruktiven Ausbau zeichnet diese Arbeit aus.”

Berlin´s Blocks to Rewilding Plots

2. Diesing-Preis gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung für Terry Feng, Kim Lee, Bingzhi Li (University of Edinburgh)

Bild: Terry Feng, Kim Lee, Bingzhi Li 

Das atmende Haus

2. Diesing-Preis gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung für Johannes Oechsler (TU Braunschweig), David Oechsler (TU Dresden), Joschua Gosslar (TU Braunschweig)

Bild: Johannes Oechsler, David Oechsler, Joschua Gosslar 

Obdach

Sonderpreis Denkmal und Handwerk gestiftet von dem Verband Restaurator im Handwerk für Jan Schwaiger (FH Potsdam)

Bild: Jan Schwaiger 

Berliner Küchen

Sonderpreis Innovation gestiftet von dem Verband der Privaten Bauherren e.V. für arvin Winkens, Manuel Rademaker, Ida Steffen, Jan Schwartz (FH Potsdam)

Bild: Marvin Winkens, Manuel Rademaker, Ida Steffen, Jan Schwartz 

Fachsparte Städtebau

Experimentier Quartiere

Schinkelpreis Städtebau für Nora Hippe, Selina Reinhardt, Lena Spengler (HTWG Konstanz)

Bild: Nora Hippe, Selina Reinhardt, Lena Spengler 

Jurybeschreibung und -begründung (gekürzt): Im Rahmen der Aufgabe wurde ein zukünftiges städtebauliches Leitbild entwickelt und auf ein selbst gewähltes Gebiet im Jahr 2054 angewendet. In der Arbeit „Experimentier Quartiere” wurden fünf Experimentierquartiere für das Zentrum Spandaus entwickelt, um gesellschaftliche Herausforderungen wie Wirtschafts-, Klima- und Sozialkrisen zu bewältigen. Diese Quartiere sind: Optimierungsquartier, Glückskiez, Innovationsfabrik, Autarkiefeld und Wohnlabor.

Im Optimierungsquartier gibt es dank strikter Überwachung und Kontrolle keine Umwege und Überflüsse mehr; im Glückskiez kann durch konsequente körperliche Betätigung inkl. Sunrise Yoga die Lebenserwartung verdoppelt werden; und im Wohnlabor ist alles möglich vom gemeinschaftlichen und flexiblen Wohnen bis zum Partnertausch. Innovation und Digitalisierung sowie Vorstellungen vom gemeinschaftlichen und flexiblen Wohnen und Zusammenleben werden in der Arbeit gleichermaßen kritisiert. Die Verfasser konfrontieren auf ironische und sarkastische Weise mit einer Welt, in der heutige Trends auf die Spitze getrieben und zum unhinterfragten Dogma erhoben worden sind.

„Die hier skizzierte Stadt des über:morgens erscheint viel zu nahe, viel zu vorstellbar, viel zu sehr im Heute angelegt, um als ferne Dystopie abgetan werden zu können. Das beunruhigt zutiefst, und das soll es auch. […] Das Zusammensein unterschiedlicher Bauepochen und deren Verknüpfung mit den unterschiedlichen Experimentierquartieren gelingt hier auf sehr überzeugende Weise.”

Grüner Ring 

1. Diesing-Preis gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung für Jonas Rehwagen, Maksym Ognievoi (TU Dresden)

Bild: Jonas Rehwagen, Maksym Ognievoi 

Berlin für alle

Sonderpreis interdisziplinär nachhaltig bauen gestiftet von eZeit Ingenieure GmbH für Lea Göhner, Lina Plauschin, Max Hoffmann (TU Dresden) 

Bild: Lea Göhner, Lina Plauschin, Max Hoffman 

Allmende

Sonderpreis Brandenburg gestiftet von dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg für Nathalie Tyrol, Anja Vogel, Pia Anna Scharnagl, Luca Gruber (Hochschule Weihenstephan Triesdorf)

Bild: Nathalie Tyrol, Anja Vogel, Pia Anna Scharnagl, Luca Gruber 

Fachsparte Landschaftsarchitektur

What if when the pumps stop

Schinkelpreis Landschaftsarchitektur für Moritz Wette, Felix Ridder, Giorgio Bruno (TU Berlin), David Seitz (Universität Leipzig)

Bild: Moritz Wette, Felix Ridder, Giorgio Bruno, David Seitz 

Jurybeschreibung und -begründung (gekürzt): Die Arbeit „What if when the pumps stop? Hygro Polis – eine Vision der anthropozänen Folgelandschaft in Berlin-Rummelsburg im Zeitalter von Wasserknappheit” verwandelt den Bereich zwischen Plänterwald, Spree und Industrieareal in eine grau-grüne, sich über die Stadt ergießende Waldlandschaft. Im Umfeld des transformierten Heizkraftwerks Klingenberg entsteht ein Wohnquartier mit zentralen kulturellen Einrichtungen. Die Spree und ihre Ufer werden in einen von Wasseradern durchzogenen Auenwald umgestaltet. Betrachtungsrahmen ist der Einzugsbereich des Flusses in der Lausitz, wo durch das Abstellen der Pumpen und die Flutung der Tagebaue die Speisung der Spree stark zurückgehen wird – bei Cottbus bis zu 70%. Dieser Teil wird anschaulich visualisiert. Weitere Diagramme zeigen eine Steigerung der Biodiversität im entworfenen Szenario. Energieversorgung und Wasserkreisläufe sind vielfältig ausgearbeitet.

Trotz wie beliebig eingestreuter, kleinteiliger städtebaulicher Struktur (Kooperation Städtebau) überzeugte die Arbeit durch Balance zwischen Abstraktheit und Konkretheit und ein bis in die Darstellung hohes Niveau. „Besondere Stärke liegt darin, dass der zu erwartende Wassermangel zum Kern einer gesellschaftlichen Vision gemacht wird, im Sinne einer Latourschen politischen Ökologie der Nässe: „Wetness ist für alle da” lautet der zentrale Slogan der zukünftigen ,Hygropolis´.” 

Dickes B an der Spree

Sonderpreis für interdisziplinäres nachhaltiges Planen und Bauen gestiftet von eZeit Ingenieure GmbH für Robin Tammer, Simeon von Russow, Floris Duqeusnoy (BHT Berlin)

Bild: Robin Tammer, Simeon von Russow, Floris Duqeusnoy 

Fachsparte Konstruktiver Ingenieurbau

re-bridge

Schinkelpreis Konstruktiver Ingenieurbau, Schinkel-Italienreise-Stipendium gestiftet von der Hans-Joachim Pysall-Stiftung, Sonderpreis Herausragende Ingenieurleistung gestiftet von der Baukammer Berlin für Marlene Rackow, Jessica Klinge, Lenika Walter, Anna Schildhauer, Till Meyer, Miriam Hannemann (Hochschule Wismar) 

Bild: Marlene Rackow, Jessica Klinge, Lenika Walter, Anna Schildhauer, Till Meyer, Miriam Hannemann 

Jurybeschreibung und -begründung (gekürzt): Die Arbeit „re-bridge” beschäftigt sich mit den vorgestellten Spenderbrücken der Auslobung, katalogisiert sie und versucht, möglichst viele Bauteile wiederzuverwenden. Dazu entwickeln sie prototypische neue Brückentragwerken aus den zur Verfügung gestellten Bauteilen. Die alten vorgespannten Balken sollen hierbei zukünftig als Druckglieder verwendet werden. Einer dieser Prototypen wird exemplarisch vertieft wobei die alten Spannbetonbalken im Stabbogen der neuen Brücke verwendet werden. 

Eine zweite Intervention ist ein Fahrradsteg, der entlang der wieder aufgebauten Siemensbahn aus bestehenden Bauteilen errichtet werden soll.

Der dritte Vorschlag besteht in einer Hubbrücke über die Spree, für welche die Schulenburgbrücke integral verwendet werden soll.

„Die Arbeit ist gut organisiert, überlegt und strukturiert. Sie ist sehr gut dargestellt und konstruktiv nachvollziehbar. […] Der Ansatz der Verfasser, neue Typologien zu entwickeln, erzeugt den Wunsch nach einer weiterführenden Vertiefung des Themas unter wissenschaftlicher Begleitung.”

Spree Metropons 

Sonderpreis Kooperation von Fachsparten gestiftet von dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) für Tatiana Angie Bautista Forero, Claudius Pompe, Jonas Schoeller (BHT Berlin)

Bild: Tatiana Angie Bautista Forero, Claudius Pompe, Jonas Schoeller 

Zur Erinnerung: Der AIV-Schinkel-Wettbewerb wurde erstmalig 1852 unter den Vereinsmitgliedern ausgeschrieben. Seitdem werden in diesem Förderwettbewerb Jahr für Jahr jungen Architekten, Ingenieuren und Künstlern in nunmehr neun Fachsparten (Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur, Kunst und Bauen, Konstruktiver Ingenieurbau, Ver- und Entsorungstechnik, Straßenbau und Verkehrswesen, Eisenbahnbau, Wasserbau) Aufgaben gestellt mit dem Ziel, deren Kreativität und Phantasie für die Lösung zukunftsorientierter Planungsaufgaben herauszufordern.

Weitere Informationen zum AIV-Schinkel-Wettbewerb stehen unter aiv-berlin-brandenburg.de/aiv-schinkel-wettbewerb zur Verfügung.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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