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Bundesstiftung Baukultur stellt sich auf

(26.8.2004) Nach mehrjähriger Vorbereitungszeit rückt die Gründung der Bundesstiftung Baukultur in greifbare Nähe: Mit rund 1,5 Mio Euro jährlicher Grundfinanzierung durch die Bundesregierung ist die Arbeit der Bundesstiftung für die nächsten vier Jahre gesichert. Das Gründungsgesetz wird voraussichtlich im Oktober dieses Jahres das Bundeskabinett passieren. Im Bundestag hat das Stiftungsprojekt im Vorfeld breite Zustimmung von allen Fraktionen erhalten. Parallel zum parlamentarischen Verfahren konkretisieren die 21 Präsidiumsmitglieder des 1. Konvents der Baukultur derzeit die Aufgaben- und Themenschwerpunkte der Bundesstiftung. Damit verfügt Deutschland ab dem nächsten Jahr erstmalig über eine Institution auf Bundesebene, die dem Anliegen der Baukultur mehr Gehör verschafft und die gesellschaftliche Wertschätzung für die Qualität unserer gebauten Umwelt stärkt.

Die Gremien der Bundesstiftung

Die Bundesstiftung Baukultur wird eine unabhängige, auf Fachkompetenz gegründete Institution sein, die die Anliegen der Baukultur in der Öffentlichkeit vertritt. Mit ihren Gremien, wie sie im Gesetzesentwurf vorgesehen sind, repräsentiert sie alle Bereiche des Planens und Bauens - von Architekten und Ingenieuren, privaten und öffentlichen Bauherren über Landes- und Städteplaner, Vertreter der Denkmalpflege und Wohnungswirtschaft bis hin zu Stadtsoziologen, Architekturkritikern und -theoretikern. Ein "Konvent der Baukultur" bildet die demokratische Basis der Stiftung. Er setzt sich aus den Preisträgern aktueller Wettbewerbe, aus engagierten Bauherren und weiteren Persönlichkeiten des Bau- und Planungswesens zusammen. Der Konvent ist als dynamisches Gremium konzipiert, das alle zwei Jahre zusammentritt und die Schwerpunkte der Stiftungsarbeit berät.

Aus ihren Reihen schlagen die Konventmitglieder den Fachbeirat vor, das so genannte "Kuratorium" der Bundesstiftung. Das Kuratorium begleitet die Stiftungsarbeit kontinuierlich. Es bildet sämtliche im Konvent vertretene Disziplinen ab und sichert die Fachkompetenz der Stiftung. Seine Empfehlungen bilden die Grundlage, auf der der Stiftungsrat über Finanzen, Organisation und Arbeitsprogramm der Stiftung entscheidet. Als entscheidungsbefugte Instanz der Bundesstiftung gehören dem Stiftungsrat neben Vertretern des Konvents Mitglieder der Bundesregierung und des Bundestages an. Um die eigenen Beschlüsse umzusetzen, die laufenden Geschäfte zu führen und die Bundesstiftung nach außen zu vertreten, bestellt der Stiftungsrat wiederum einen Vorstand, der aus Direktor und Geschäftsführer besteht.

Aufgaben und Ziele

Der vorliegende Gesetzesentwurf definiert neben dem Aufbau auch die Aufgaben der Bundesstiftung Baukultur. So soll die Stiftung den öffentlichen Dialog über die Qualitätsmaßstäbe von Baukultur fördern sowie die Leistungen deutscher Architekten und Ingenieure national und international herausstellen. Sie hat die Aufgabe, ein bundesweites "Netzwerk" zu organisieren, das den Erfahrungsaustausch zwischen regional tätigen Akteuren und Institutionen der Baukultur optimiert. Schließlich soll sie regelmäßig Berichte zur Lage der Baukultur erarbeiten, die sowohl der Politikberatung als auch der Information der Öffentlichkeit dienen.

Entsprechend dieser Zielsetzungen formt das Präsidium des 1. Konvents der Baukultur - das Vorläufergremium des späteren Kuratoriums - derzeit die konkreten Kommunikationsinstrumente der Bundesstiftung aus. Ullrich Schwarz, Vorsitzender des Fördervereins Bundesstiftung Baukultur e.V., der die Arbeit von Konventpräsidium und Bundesministerium koordiniert, fasst die Beratungen des Präsidiums zusammen: "Die Bundesstiftung soll vor allem als Kommunikator wirken. Ihr Ziel ist es 'Baukultur in die Köpfe' zu bringen. Die Nutzer will sie zum Hinschauen anregen und ihre Wertschätzung von guter Baukultur fördern. Den Fachleuten will sie ein Forum zum Austausch, zum gemeinsamen Handeln und auch zur Kontroverse geben. Bei in- und ausländischen Bauherren schließlich will sie die Kompetenz der deutschen Architekten und Ingenieure verdeutlichen und das Siegel 'Made in Germany' als Qualitätsmarke einführen."

Eine bundesweite Plattform

Als Institution, deren Hauptziel die Verbesserung der gebauten Umwelt in Deutschland ist, stärkt die Bundesstiftung die Position der Planer. Entsprechend groß ist der Rückhalt des Stiftungsprojektes in den Fachkreisen, wie die prominente Besetzung des Konventpräsidiums zeigt: Ihm gehören international renommierte Planer und Planerinnen wie die Architekten Meinhard von Gerkan, Christoph Ingenhoven und Louisa Hutton, die Ingenieure Jörg Schlaich und Werner Sobek, aber auch bekannte Architekturkritiker und -theoretiker wie Werner Durth, Wolfgang Kil und Werner Sewing an. Über ihre Motive, sich für die Bundesstiftung einzusetzen, sagt Louisa Hutton: "Die Qualität unserer gebauten Umwelt ist keine Kosten-, sondern eine Bewusstseinsfrage. Solange privaten und. öffentlichen Bauherren die Möglichkeiten und der Mehrwert von innovativer zeitgenössischer Architektur nicht bewusst sind, werden sie sie auch nicht nachfragen. Hier kann die Bundesstiftung eine große Lücke füllen. Denn im Vergleich mit anderen Ländern fehlt in Deutschland eine unabhängige Institution, die sich für Bauqualität einsetzt und die Vorteile guter Baukultur an eine breite Öffentlichkeit kommuniziert."

Die Finanzierung der Bundesstiftung

Da die Stiftung langfristig einen wesentlichen Teil ihres jährlichen Etats privat finanzieren muss, beginnt im Herbst eine Fundraising-Kampagne. Ullrich Schwarz sieht darin eine Chance: "Zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik wird es eine bundesweite Institution geben, die die vielfältigen Anliegen der Baukultur vertritt. Ich bin überzeugt, dass Privatleute wie Unternehmen die Gelegenheit nutzen, ihr bestehendes Engagement für Baukultur durch einen finanziellen Beitrag zur Stiftungsarbeit auch öffentlich zu bekunden."

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