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Jüdisches Museum Berlin: Libeskind formt Bäume aus Stahl

(28.10.2007) Am 25. September wurde der Glashof, ein Erweiterungsbau für das Jüdische Museum Berlin, mit einem Festakt eröffnet. Das nach Plänen von Daniel Libeskind errichtete Veranstaltungszentrum wurde als Stahl-Glas-Konstruktion harmonisch in den U-förmigen Innenhof des denkmalgeschützten Museums-Altbaus eingefügt (siehe Bing-Maps und/oder Google-Maps).


Durch eine geschickte Synthese aus Alt und Neu verbindet Daniel Libeskind die scheinbar gegensätzlichen Ziele einer wirkungsvollen räumlichen Präsenz und der respektvollen Zurückhaltung gegenüber dem angrenzenden Denkmal. Die drei Hofwände des Kammergerichts bilden den neuen Raum - gemeinsam mit der hinzugefügten gläsernen Gartenfassade (siehe auch Bild ganz unten) und dem alles überspannenden Dach.

Den Themen Leichtigkeit und Integration des Vorhandenen folgend, ließ sich Libeskind bei seinem Entwurf vom jüdischen Laubhüttenfest inspirieren: Die Hütten, die für das Fest aus Ästen errichtet werden, erinnern an die improvisierten Unterkünfte der Juden bei Ihrem Auszug aus Ägypten. Weil jedoch der "Glashof" bis zu 500 Menschen Platz bieten soll, wurden aus Ästen und Zweigen imposante Bäume - in Form von vier stählernen, 13 Meter hohen Stützenbündeln. Die Idee, Baumkronen aus Stahl zu formen, forderte nicht nur von den beauftragten Stahlbaufirmen äußerste Sorgfalt und großes technisches Können. Sie mündet zugleich in einer der unkonventionellsten Verwendungen von Stahl im aktuellen Bauen.

Die insgesamt zwölf, in vier Bündeln zusammengefassten Stützen wurden als quadratische und rhombische Hohlkastenquerschnitte gefertigt, verschweißt und am Ende scharfkantig geschliffen. Das Deckentragwerk mit seinen großen Spannweiten besteht aus 500 mm hohen Stahlträgern in Kombination mit individuell gefertigten Sonderprofilen. Diese, wie auch alle übrigen Stahllieferungen, stellten die Unternehmen ArcelorMittal, Dillinger Hütte, Georgsmarienhütte, Saarstahl, Salzgitter sowie ThyssenKrupp Steel dem Bauherrn als Materialspende zur Verfügung.

Bei der Montage der bis zu acht Tonnen schweren Stützensegmente war außergewöhnlich präzises Arbeiten notwendig: Nicht nur die statische Verformung des Stahls bei Beanspruchung musste berücksichtigt werden, auch Maßveränderungen aufgrund der zahlreichen Schnittstellen und Schweißpunkte.

Obwohl insgesamt 340 Tonnen Stahl verwendet wurden und jede der Stützen 60 Zentimeter breit ist, wirkt die vielgliedrige Komposition aus Pfeilern und Streben leicht und dynamisch.


Mit dem Glashof erhielt das Jüdische Museum Berlin einen vielseitig nutzbaren, mit modernster Veranstaltungstechnik ausgestatteten Saal. Das Gebäude ist in der Dokumentation "Der Glashof -Veranstaltungszentrum für das Jüdische Museum Berlin" des Stahl-Informations-Zentrums umfassend dargestellt (Bestellnummer D595 und im PDF-Format downloadbar).

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