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Innovationspreis für Brücke aus kalt gebogenem Glas mit 7 m Spannweite

(16.11.2008) Anlässlich der „glasstechnology live 2008“, dem Innovationsbereich der glasstec in Düsseldorf, präsentierte die Firma Seele eine begehbare Ganzglasbrücke aus kalt gebogenem Glas mit einer Spannweite von sieben Metern. Die Konzeption und das Design der „Brücke 7“ lag in der Hand des Instituts für Baukonstruktion und Entwerfen, Lehrstuhl 2 (IBK2) der Universität Stuttgart und wurde mit Seele sowie dem Ingenieurbüro Engelsmann Peters ausgearbeitet.

Zur Erinnerung: Floatglas wird von der Glasindustrie in ebenen Platten hergestellt. Um gebogene Glasbauteile zu erhalten, werden die ebenen Glasscheiben üblicherweise bei Temperaturen von über 640°C verformt. Nachteile dieser Technik sind ...

  • die Kosten der jeweiligen Form,
  • die Begrenzung durch die Größe des Biegeofens,
  • die optischen Beeinträchtigungen durch das thermische Verfahren und
  • die Toleranzen beim Erkalten des Glases.

Um solche Probleme zu vermeiden, wurde das Glas der „Brücke 7“ kalt gebogen. Beim Kaltbiegen werden die Glasscheiben vor dem Laminiervorgang, also vor dem Verkleben der einzelnen Glasschichten, auf einer Form als Glaspaket abgelegt. Die dadurch entstehenden Spannungen in jeder einzelnen Glasscheibe werden durch das anschließende Laminieren des Glaspakets quasi eingefroren.

Eine Herausforderung an die Tragwerksplanung war das statische System der experimentellen Glasbogenbrücke. Es besteht aus einem Zweigelenkbogen mit einem Verhältnis von „Stich“ (Bogenhöhe) zu Spannweite von 1/18; dies entspricht einem besonders schlanken Bogen. Eigengewichtslasten und Nutzlasten werden über die Bogentragwirkung des Glasbodens in die beiden Brückenwiderlager abgetragen. Die Glasbrüstungen dienen der Stabilisierung bei ungleichen Lasten. Für die Holmlasten wird in den gebogenen Glasbrüstungen ebenfalls die Bogentragwirkung aktiviert. So entsteht ein System, bei dem die tragende Konstruktion des Glasstegs und des Glasgeländers optisch vollkommen aufgelöst ist. Der Materialeinsatz von Stahl wird dabei auf Verknüpfungselemente zwischen Geländer und Steg reduziert. Glasklar überspannt die Brücke in einem eleganten Bogen sieben Meter frei, es entsteht ein Eindruck von Schwerelosigkeit.

Die Brücke ist bereits das zweite Kooperationsprojekt der Firma Seele und des IBK2, das mit dem Innovationspreis "Architektur und Glas" bedacht wurde: Im Jahr 2006 wurde die Auszeichnung für eine Ganzglastreppe vergeben - siehe Beitrag "Weltweit größte freitragende Ganzglastreppe auf der glasstec 2006" vom 26.10.2006.

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