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Baukultur des Öffentlichen. Bauen in der offenen Gesellschaft


  
Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur
Michael Braum (Bild vergrößern)
  

(2.1.2012) Mehr Verantwortung, mehr Schönheit und mehr Identität für unsere Städte! So lauteten die Forderungen, welche die Bundesstiftung Baukultur am 12. Dezember einem Publikum aus 250 Gästen in der Humboldt-Box in Berlin-Mitte präsentierte. Vorgestellt wurde dabei die neue Publikation „Baukultur des Öffentlichen. Bauen in der offenen Gesellschaft“.

„Wir sollten unsere Energie nicht in Rekonstruktionen und den Neubau von Leuchttürmen stecken, sondern uns darum kümmern, dass unsere Städte wieder Unverwechselbarkeit zurückgewinnen. Man sieht unseren Häusern und Stadtquartieren doch an, welche Lobbyisten sich durchgesetzt haben!“ sagte Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur.

Nach Publikationen zu den Themen Bildung, Freiraum und Verkehr legt die Bundesstiftung mit „Baukultur des Öffentlichen. Bauen in der offenen Gesellschaft“ den vierten Band des Berichts der Baukultur vor. Politik und Verwaltung werden darin zu konkreten Schritten für eine bessere Baukultur aufgefordert. Architekten, Planer und Ingenieure, Gesellschafts- und Kulturwissenschaftler, sowie politische Entscheidungsträger stellen dabei die Baukultur des Öffentlichen auf den Prüfstand.

Ursula Baus, Architekturkritikerin aus Stuttgart, stellte die Publikation vor. Der nachhaltige Einsatz von Ressourcen, der Respekt vor dem Vorgefundenen, die Schaffung von Identität, die Anerkennung von Landschaft, das Recht auf Schönheit, die Notwendigkeit einer Streitkultur und die Transparenz von Entscheidungsprozessen - diese sechs „baukulturellen Konventionen“ stellte Michael Braum anschließend zur Diskussion.

  • Wie kann Baukultur aber in Zeiten knapper Mittel von Kommunen hochgehalten werden?
  • Sind die baukulturellen Konventionen purer Idealismus, oder gibt es Lösungen und Wege, um mehr Baukultur in die Innenstädte zu bekommen?
  • Was läuft schief bei der Planung und Vergabe öffentlicher Bauaufträge?

Das debattierte Michael Braum anschließend mit Christiane Thalgott, Stadtbaurätin der Stadt München i.R. (siehe u.a. Baulinks-Beitrag "Prof. Christiane Thalgott: Wohnen in der Stadt hat Zukunft" vom 14.10.2007), den Architekten Laura Fogarasi-Ludloff und Volker Staab, sowie dem Architekturhistoriker Michael Mönninger. Moderiert wurde das Gespräch von Olaf Bartels:

„Öffentliche Bauherren sollten denen Gehör verschaffen, die sich nicht zu Wort melden: den ganz normalen Nutzern der Städte“, sagte Christiane Thalgott, ehemalige Stadtbaurätin von München. Wie die Innenstädte aussehen, dürften nicht Konzerne bestimmen. „Kommunen müssen auch mal ‚nein’ sagen, wenn ein Bauvorhaben nicht mit dem Stadtbild vereinbar ist“, so Thalgott.

„Wir Architekten müssen uns früher zu Wort melden, zum Beispiel bei der Erstellung von Flächennutzungsplänen“, so Laura Fogarasi-Ludloff, die dem Team 11 angehört, einer Gemeinschaft aus elf Architektur- und Planungsbüros, die sich für eine bessere Planungs- und Vergabepraxis einsetzt. Laut Fogarasi-Ludloff sollten soziale und ökologische Kriterien bei Bauvorhaben in Innenstädten stärker berücksichtigt werden. Dennoch zähle vielerorts nur die Rendite.

„Ich sehe die Gefahr, dass sich Architekten in Nischen zurückziehen und sich zu Fassadendekorateuren degradieren“, sagte der Architekt Volker Staab.

„Die Baukultur kommt aus den Kommunen und dafür brauchen diese die notwendigen finanziellen Ressourcen“, sagte der Architekturhistoriker Michael Mönninger. Generell beklagte er einen allgemeinen Rückzug der Bevölkerung ins Private: „Die Menschen betrachten Stadtangelegenheiten nur noch unter Einkaufs- und Bequemlichkeitsaspekten. Baukultur interessiert die meisten vornehmlich als Suche nach Wohnungsqualität - was ja keine geringe Herausforderung für die baukulturelle Diskussion ist.“

Baukultur sei, so Michael Braum, gerade kein Luxus, sondern gehe alle an. „Um qualitative Mindestanforderungen zu erreichen, sollten Planungswettbewerbe selbstverständlich sein und öffentlich tagende ‚Beiräte für Baukultur’ eine breite Wirkung entfalten. Darüber hinaus müssen die Kommunen finanziell in die Lage versetzt werden, sich das auch zu leisten“, sagte Braum.

Mit der Veranstaltung BAUKULTUR_IM_DIALOG schloss die Bundesstiftung ihr 2011er Programm öffentlicher Veranstaltungen ab, mit dem sie in Leipzig, Karlsruhe, Frankfurt, Gütersloh und Freiburg präsent war.

Die bibliographischen Angaben zur aktuellen Publikation:

siehe auch für zusätzliche Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen:

siehe zudem:


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