Schutzkonzepte für die Elektroinstallation
(9.6.2015) Von einer schadhaften Elektroinstallation geht nicht nur die Gefahr eines elektrischen Schlags aus, der Menschen töten kann. Es können zudem Brände entstehen und damit große Sachwerte zerstört werden. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) führt in der aktuellen IFS-Brandursachenstatistik für 2014 immerhin 33% der Brände auf Elektrizität zurück.
Blitzeinschläge, beschädigte Isolierungen oder ein defekter Haartrockner haben das Potential, lebensbedrohlich zu sein. Leben retten können geeignete Schutzmaßnahmen, die auf die jeweilige Gefahrensituation abgestimmt und mit einander koordiniert sind. Die Nachrüstung bei bereits bestehenden Gebäuden ist in der Regel unkompliziert und vergleichsweise kostengünstig. Wichtige Einzelkomponenten sind ...
- Fehlerstromschutzschalter (FI-Schutzschalter)
- Leitungsschutzschalter (LS-Schalter)
- Brandschutzschalter
- Blitz- und Überspannungsschutz
Fehlerstromschutzschalter (FI-Schutzschalter)
Sind elektrische Leitungen marode oder beschädigt, dann fließt ein Teil des Stromes nicht über die Installationsleitungen, sondern sucht sich andere Wege. Es ist ein sogenannter Fehlerstrom entstanden. Der FI-Schutzschalter erkennt diese kleinen Fehlerströme noch bevor etwas passiert und unterbricht sofort den Stromkreis. Auch durch beschädigte Elektrogeräte können Fehlerströme entstehen. Wenn diese in der Hand gehalten werden, können lebensgefährliche Ströme über den Menschen abfließen. Der FI-Schutzschalter erkennt auch diesen Zustand. FI-Schalter schützen vor allem in besonders gefährdeten Bereichen, im Badezimmer oder im Garten und sind heute für Stromkreise mit Steckdosen vorgeschrieben.
Leitungsschutzschalter (LS-Schalter)
Steigt der Stromverbrauch auf einen für die Leitung unzulässigen Wert an (weil beispielsweise besonders viele Elektrogeräte an dieser Leitung betrieben werden), so überhitzt sich die Leitung. Die Folge dieses Überstroms ist eine Beschädigung an der Leitungsisolierung. Daraus können Fehlerströme entstehen, die sich im schlimmsten Fall zu einem Brand entwickeln können. Der LS-Schalter unterbricht die Stromzufuhr, noch bevor der viele Strom Schaden anrichten kann. Der LS-Schalter lässt sich im Übrigen auch mit dem FI-Schutzschalter zum FI/LS-Schalter kombinieren. Das erhöht die Verfügbarkeit der Elektroinstallation und die Übersichtlichkeit im Stromkreisverteiler.
Brandschutzschalter
Für zusätzliche Sicherheit sorgt der Brandschutzschalter. In Kombination mit LS- bzw. FI/LS-Schaltern soll dieser für einen umfassenden Brandschutz in der Elektroinstallation sorgen. Ein Brandschutzschalter kann gefährliche Fehlerlichtbögen erkennen. Diese entstehen, wenn z.B. ein Nagel oder eine Quetschung von außen die Isolierung der Leitungen zerstört hat. Auch lose Kontakte durch schlecht montierte Steckdosen und Schalter oder ein Leitungsbruch sind gängige Auslöser für Fehlerlichtbögen.
Der Brandschutzschalter misst kontinuierlich das Hochfrequenzrauschen von Strom und Spannung in Intensität, Dauer und den dazwischen liegenden Lücken. Integrierte Filter mit entsprechender Software werten diese Signale aus und veranlassen bei Auffälligkeiten innerhalb von Sekundenbruchteilen das Abschalten des angeschossenen Stromkreises. Er überwacht nicht nur die Elektroleitungen sondern auch alle angeschlossenen Elektrogeräte und bietet somit hochwertigen Schutz.
Dreistufiger Blitz- und Überspannungsschutz
Überspannungsschutzstecker von Dehn (z.B. erhältlich bei Amazon), Foto: Dehn/Initiative ELEKTRO+ (Bild vergrößern)
340.000 Blitz- und Überspannungsschäden in Deutschland verzeichnete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft für das Jahr 2013. Der Schaden, der Hausbesitzern dadurch entsteht, beläuft sich auf mehrere hundert Millionen Euro. Was viele Eigentümer nicht wissen: Der Blitzableiter für den äußeren Blitzschutz reicht keinesfalls aus, um die Leitungen und Geräte im Haus vor einer Überspannung aufgrund von Blitzeinwirkung oder durch Schalthandlungen im elektrischen Versorgungsnetz zu bewahren. „Beim inneren Blitzschutz empfehlen wir das dreistufige Konzept“, so Hartmut Zander von der Initiative ELEKTRO+. Dieses besteht aus dem
- Blitzstrom-Ableiter,
- Überspannungsableiter sowie dem
- Endgeräteschutz.
Der Blitzstrom-Ableiter - nicht zu verwechseln mit dem äußeren Blitzableiter - wird vom Elektrofachmann am elektrischen Hausanschlusskasten installiert und leitet hohe Blitzteilströme zur Erde ab. Der Überspannungsableiter im Stromkreisverteiler reduziert die verbleibende Überspannung im Leitungsnetz des Hauses oder der Wohnung. Der Überspannungsableiter in der Steckdose schützt schließlich das dort angeschlossene Endgerät
Schutzeinrichtungen regelmäßig kontrollieren
FI-Schalter, LS-Schalter, FI/LS-Schalter, Brandschutzschalter sowie der dreistufige Blitz- und Überspannungsschutz bilden zusammen ein in der Regel zuverlässiges Schutzkonzept gegen die Risiken der Nutzung elektrischer Energie. Damit Schutzeinrichtungen nicht selbst zur Gefahr werden, sollten diese gemeinsam mit der Elektroinstallation von Zeit zu Zeit von einem Elektrofachmann auf Funktion und Sicherheit hin überprüft werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- 36 mm breiter Blitz- und Überspannungsschutz von ABN by Schneider Electric (24.10.2022)
- Schlanker Fehlerstrom-Schutzschalter mit Überstromschutz (FI/LS) neu von ABB (24.10.2022)
- TÜV Rheinland rät: Sicherungen dreimal jährlich aus- und einschalten! (11.1.2019)
- Überarbeiteter Deckel für OBO Bettermanns begehbares Kabelrinnensystem BKRS (27.6.2018)
- Neuer Brandschutzschalter von Schneider Electric erkennt Fehlerlichtbögen und verhindert Flammenbildung (2.11.2017)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Merkblatt für den sicheren (Feuerwehr-)Einsatz an stationären Lithium-Solarstromspeichern (16.1.2015)
- Neue Elektro+ Broschüre „Fundamenterder“ berücksichtigt geänderte DIN 18014 (7.1.2015)
- „Baustellen-Fibel der Elektroinstallation“ vom VDE-Verlag (10.11.2014)
- Stromanschlüsse und Stromkreise auch im Einfamilienhausbau zukunftsorientiert planen (1.9.2014)
- Wer haftet bei Überspannungsschäden? Müssen Erdkabel regelmäßig kontrolliert werden? (18.7.2013)
- Elektrosicherheit bei Hochwasser und nach Abzug des Wassers (23.6.2013)
siehe zudem:
- Elektroinstallation im Haustechnik Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Haustechnik bei Amazon