Zentraler Busbahnhof Pforzheim: So geht's auch!
(9.12.2015) Der neue Zentrale Busbahnhof (ZOB) in Pforzheim präsentiert sich als prägnante urbane Ortsmarke, die dem ehemals unwirtlichen Raum östlich des historischen Bahnhofgebäudes eine neue Gestalt gibt (siehe Google-Maps). Die Formensprache des historischen Bahnhofgebäudes wird durch ein Design unserer Zeit ergänzt: Die geschwungenen Ränder der Dachsegmente sind aus typischen Radien und Schleifen von Fahrzeugbewegungen (Schleppkurve) abgeleitet. Realisiert wurde das Bauwerk u.a. mit rund 6.500 m² Aquapanel Cement Board Outdoor an den Unterdecken und einer Außenwand.
Den Architektenwettbewerb für das zentral in der Stadt gelegene Überdachungsbauwerk hatte 2012 Metaraum Architekten aus Stuttgart für sich entschieden und wurde mit sämtlichen Leistungsphasen beauftragt. Anstatt einer monotonen Reihung überdachter Steige haben die Architekten einen Stadtraum und Ort mit hohem Wiederkennungswert geschaffen. Die Unterteilung der Überdachung in drei Flächen ordnet den ZOB dem Maßstab des Hauptbahnhofs unter und erhält dessen optische Dominanz und Stellenwert im Stadtgefüge.
Der neue ZOB zählt mit 180 Metern Länge und 45 Metern Breite zu den größten Busbahnhöfen Süddeutschlands und überdacht 13 barrierefreie Bussteige sowie barrierefreie Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Bahn. Das neue Drehkreuz soll die bisher über die Stadt verteilten drei Busbahnhöfe zusammenfassen; der gesamte Busverkehr soll über den neuen Standort führen - mit circa 1.700 Abfahrten pro Tag.
Anspruchsvolles Konzept der Überdachung
Der ZOB nimmt die Dynamik der Bausverkehrs mit seinen Radien und Schwüngen auf. Die Öffnungen über den Fahrspuren bringen Licht und Sonne auf die Bussteige, strukturieren die Untersichten und schaffen durch das Licht- und Schattenspiel ein bemerkenswertes Raumerlebnis. Zu den Gleisflächen des Bahnhofs hin wurden Teile der Dachflächen heruntergeführt und bilden so eine räumliche Begrenzung des ZOB:
Nutzer-Informationen wie Hinweisschilder, Zeitangaben, dynamisches Fahrgastinformationssystem und Sitzgelegenheiten finden sich in kleinen Funktionsinseln. Damit ist eine optische Klarheit und einfache Orientierung gegeben. Die Oberflächen bestehen aus geschlossenen, leicht zu reinigenden und kratzfesten Materialien analog zur Formensprache und farblichen Gestaltung der Dachuntersichten. Die Bodenbeläge der Bussteige wurden gepflastert, mit Glimmereinstreuung ähnlich dem Farbton der Oberfläche des Stützentragwerks.
Beleuchtung
Geplant und umgesetzt wurden zwei sich ergänzende Beleuchtungssysteme: Die Illuminierung der Ränder und Dachausschnitte mittels durchlaufender Lichtbänder ist integraler Bestandteil der Architektur, unterstreicht die Dynamik der Form und wirkt einer nächtlichen Verödung des Bahnhofareals entgegen.
Foto: Knauf Aquapanel / E. Reinsch
Die Beleuchtung der Deckenfläche und der Bussteige wiederum erfolgt über Leuchtenblätter mit Halogen-Metalldampflampen – als Grundbeleuchtung und gerichtete Ausleuchtung der Funktionseinheiten auf den Bussteigen. Dachflächen, Stützen, Bodenbeläge, Ausstattung und Beleuchtungskonzept bilden so ein architektonisches Ganzes.
Tragwerkskonstruktion
Das ungerichtete Tragwerk in Stahlbauweise besteht aus den Hauptelementen Stütze und Trägerrost. Die Trägerroste falten sich im Übergang zum Bahngleisbereich nach unten. Die Stützen bestehen aus Verbundquerschnitten, deren innen liegende und kreuzförmig angeordnete Querschnittsteile aus Stahl bestehen. Die Fußpunkte der Stützen sind in beiden Richtungen gelenkig ausgebildet. Nach oben werden die Stützen durch angeschweißte Laschen biegesteif an den Trägerrost angeschlossen: Träger und Stützen bilden Mehrfeldrahmen in beiden Richtungen.
Dachtragwerk
Das Primärtragwerk der Dachscheibe besteht aus Trägerrosten mit Trägerscharen in den beiden Hauptrichtungen, die sich an den Überdachungsrändern ausrichten. Die Stützen befinden sich unter Schnittpunkten der beiden Trägerscharen.
Sie bestehen aus geschweißten Stahlhohlprofilen mit guter Biege- und Torsionssteifigkeit. Die Konstruktionshöhe beträgt maximal ca. 500 mm und nimmt zu den Dachrändern hin ab. Die freien Dachränder sowie die Öffnungsbereiche der Lichtaugen sind mit gekrümmten Trägerquerschnitten eingefasst.
Decken- und Wandbeplankung
Zur Beplankung der Decken und Wände entschied man sich für Aquapanel Cement Board Outdoor. Die Bauplatte lässt sich vergleichsweise leicht biegen und formen. Mit einem auf Portlandzement basierenden Kern ist sie beständig gegen Feuchtigkeit und Witterung, geprüft bei Frost-Tau-Wechsel und nicht brennbar.
Auf der Unterkonstruktion aus Grund- und Traglattung wurde die zementgebundenen Bauplatten mit den korrosionsgeschützten Aquapanel Maxi Schrauben SN 25 montiert, im Verband mit einer Fugenbreite von 3 bis 5 mm. Eingesetzt wurden die Zementbauplatten mit den Abmessungen 1.250 x 2.000 mm, die bei Bedarf zugesägt wurden. Nach vollständiger Montage wurden alle Fugen mit Aquapanel Fugenspachtel und einem 10 cm breiten Fugenband geschlossen. Anschließend wurde die Decke komplett armiert sowie die Oberfläche verputzt, glatt gefilzt bzw. gespachtelt. Offene Fugen an den Konstruktionsrändern konnten mit Kompriband oder Winkeln geschlossen werden.
Bautafel:
- Objekt: Zentraler Busbahnhof Pforzheim
- Bauherr: Stadt Pforzheim
- Architekten: Metaraum Architekten BDA, Stuttgart
- Verarbeiter: Jaeger Ausbau GmbH +Co KG Rhein Main
Weitere Informationen zu Aquapanel Cement Board Outdoor können per E-Mail an Knauf Aquapanel angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- vorgehängte hinterlüftete Fassade im Fassaden-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Fassade bei Baubuch / Amazon.de