Deutscher Verzinkerpreis 2013 entschieden
(14.10.2013) Seit einem Vierteljahrhundert verleiht der Industrieverband Feuerverzinken den Deutschen Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung. Dieser Tradition folgend wurden auch bei der diesjährigen 13. Preisvergabe wieder bemerkenswert gelöste Bauaufgaben in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.
Eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Prof. Manfred Hegger vergab 10.000 Euro Preisgeld und wählte einstimmig einen ersten, zweiten und dritten Preisträger sowie zwei Anerkennungen und eine Belobigung.
Die rund 60 Einreichungen - und vor allem die prämierten Objekte - zeigen das breite Anwendungsspektrum von feuerverzinktem Stahl und die große Bedeutung des Feuerverzinkens unter dem immer wichtiger werdenden Postulat der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit.
1. Preis: Fußgängerbrücke über die Adler in Königgrätz
- Preisträger: baum & baros Architekten, Roetgen und Aachen
- Preisgeld: 4.000 Euro
Die Urteil der Jury: Den Architekten Mirko Baum und David Baroš ist mit dem Entwurf für diese Fußgängerbrücke ein Brückenschlag zwischen der historischen Altstadt und dem Universitäts Campus von Königgrätz in beeindruckender Weise gelungen. Die materialoptimierte Lösung als unterspannter Träger, der gleichzeitig auch wesentliche Elemente eines Polonceau-Trägers besitzt, fügt sich sehr harmonisch in die mit Bäumen gesäumten Uferzonen ein.
Die typische Polonceau-Geometrie besteht aus Dreiecken, bei denen sich die Querschnitte der zug- und druckbeanspruchten Stäbe deutlich unterscheiden (siehe auch Wikipedia). Die hier gewählte konstruktive Ausformulierung stellt in Bezug auf die Proportionen bei einer Spannweite von über 70 Metern ein harmonisches Ganzes dar. Die vollständig feuerverzinkte Oberfläche verstärkt diese Wirkung noch.
Die Konstruktion besteht aus drei im Abstand von ca. 2,25 m nebeneinander angeordneten Fachwerkträgern, deren horizontale Steifigkeit durch Verbände aus sich kreuzenden Diagonalen erreicht wird. Der Gehbelag besteht aus engmaschigen Gitterrostelementen, deren Unterkonstruktion auch die Beleuchtung aufnimmt.
Alle Anschlüsse sind geschraubt. Durch die Vorfertigung aller Konstruktionsglieder sowie die Wahl ihrer Abmessungen wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass der Korrosionsschutz durch Feuerverzinken optimal gewährleistet wird. Auf eine Beschichtung der feuerverzinkten Oberflächen wurde bewusst verzichtet. Dadurch wird mit der Zeit die natürliche Patina das Spiel zwischen glänzend und matt sowie hell und dunkel anregend beeinflussen. Ein rundum würdiger erster Preisträger.
2. Preis : Busbahnhof Haldensleben
- Preisträger: Schulitz + Partner Architekten BDA und Ingenieure, Braunschweig
- Preisgeld: 2.500 Euro
Die Urteil der Jury: Der neue Busbahnhof der Stadt Haldensleben ordnet den bislang diffusen Raum vor dem Bahnhof und gibt ihm über seine primäre Verkehrsfunktion hinaus Bedeutung als öffentlicher Treffpunkt. Diese wird durch die prägnante Gestalt als fast industriell wirkender Ring gesteigert.
Die Konstruktion ist außergewöhnlich leicht und wirtschaftlich. Feuerverzinkter Stahl als vorherrschendes Material trägt zu niedrigen Kosten bei und verspricht eine lange Lebensdauer. Durch die Fischbauchträger des Dachrings entsteht ein Körper, der bei Tag geschlossen wirkt und sich bei Nacht durch die innenliegenden Lichtquellen und Streckmetallgitter scheinbar auflöst. Die komplette Konstruktion wurde vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch verschraubt. Hervorzuheben ist auch die gelungene Platzmöblierung mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten, Windschutz und Vegetation.
3. Preis: Technisches Betriebszentrum der Landeshauptstadt München
- Preisträger: Auer +Weber & Assoziierte, München
- Preisgeld: 1.500 Euro
Die Urteil der Jury: Das neue Betriebszentrum der Landeshauptstadt München fasst unterschiedlichste Nutzungen der ehemaligen Bauhöfe des Tiefbaureferates in einer gemeinsamen Infrastruktureinrichtung zusammen. Die schlüssig, nach rationalen Kriterien entwickelte Gebäudestruktur beinhaltet Werkstätten, Lagerflächen, Büros, eine Cafeteria sowie zahlreiche Stellplätze für Dienst- und Mitarbeiterfahrzeuge.
Die städtebaulich wohltuende Zusammenfassung der heterogenen Funktionen in einer kompakten, klaren Bauform wird durch eine umlaufende, netzartige äußere Fassadenbekleidung aus feuerverzinktem Streckmetall unterstützt. Geschickt werden dabei auch verschiedenste additive Elemente wie Fluchtbalkone, Außentreppen und Rampen in das Bauvolumen integriert.
Mit der sorgfältig konstruierten Außenhaut aus silbrig schimmernden, filigranen Streckmetallelementen werden die vielfältigen und differenzierten Fügungen zwischen Innen und Außen zusammengefasst und der Eindruck eines homogenen, kraftvoll plastisch gegliederten Baukörpers erzeugt. In ihrer Großflächigkeit ist die prägnante Fassade des Betriebszentrums ein beeindruckendes und gelungenes Beispiel für den Einsatz und die Gestaltungsmöglichkeiten feuerverzinkter Bauteile.
Anerkennung: Justizvollzugsanstalt (JVA) Düppel, Berlin
- Preisträger: MGF Architekten GmbH, Stuttgart
- Preisgeld: 1.000 Euro
Die Urteil der Jury: MGF Architekten realisierten mit dem Gebäude für den offenen Strafvollzug der JVA Düppel die Idee des „Gefängnis im Grünen“. Eingebettet mitten in Berlin-Zehlendorf und an einer von altem Baumbestand gesäumten Allee wird Resozialisierung mehr als nur Worthülse.
Prägendes Element in der stringenten Fassade sind die hochformatigen Fenster- und Türöffnungen aus feuerverzinktem Stahl mit einer zusätzlichen Beschichtung. Im geschlossenen Zustand sind sie flächenbündig zur Ziegelfassade. Im geöffneten Zustand besitzen die zu Drehelementen modifizierten Gitterstäbe - als eine Notwendigkeit der Funktion als JVA - eine gestalterische Qualität, die den Freigänger fast vergessen lässt, wo er sich befindet.
Anerkennung: Schaustelle - Raum für Experimente, München
- Preisträger: J. Mayer H. Architekten, Berlin
- Preisgeld: 1.000 Euro
Die Urteil der Jury: Die Münchner Pinakothek der Moderne ist in 2013 wegen Sanierungsarbeiten zeitweise geschlossen. Die multifunktionale temporäre Kunstplattform „Schaustelle“ übernahm vorübergehend Teile des Museumsbetriebs und generierte als zartes Raumgefüge eindrucksvolle Innen- und Außenräume mit einfachsten konstruktiven Mitteln. Durch die Verwendung von modularen, feuerverzinkten Bauelementen wurde mit dem Blick auf den Wiedergebrauch ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion geleistet.
Belobigung: Zaun Friedhof Bad Berka
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Preisträger: Metallbau und Kunstschmiede Andreas Schwarz, Hetschburg
Die Urteil der Jury: Herr Schwarz hat durch seinen bedachten und sorgfältigen Umgang mit sensiblem historischen Material einen wertvollen Beitrag geleistet. Mit Fingerspitzengefühl und handwerklicher Perfektion hat er Bestand und Nachfertigung zusammengefügt und durch eine Feuerverzinkung geschützt:
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Industrieverband Feuerverzinken e.V.
- Deutscher Verzinkerpreis 2011 verliehen (24.10.2011)
- Deutscher Verzinkerpreis 2009 verliehen (19.10.2009)
- Deutscher Verzinkerpreis 2007 entschieden (14.11.2007)
- Deutscher Verzinkerpreis 2005 - Herausragende Architektur und Metallgestaltung ausgezeichnet (5.10.2005)
- Deutscher Verzinkerpreis 2017: Der erste Preis geht an die Saar (16.11.2017)
- Innovationspreis Feuerverzinken 2016 für feuerverzinkte Bewehrung, Kalthalle, Ausstellung (9.11.2016)
- Online-Detailkatalog für Powerpanel H₂O im Außenbereich mit CAD-Daten (9.12.2015)
- Zentraler Busbahnhof Pforzheim: So geht's auch! (9.12.2015)
- Deutscher Verzinkerpreis 2015 für den Hamburger Energiebunker (26.10.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- European Steel Design Award 2013 u.a. für die Antarktische Forschungsstation Bharati (24.9.2013)
- „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues“ für Könige und Donaubrücke (13.1.2013)
- Experiment: Getrenntes Doppelhaus mit geätzter, feuerverzinkter Fassade (12.12.2012)
- Dokumentationen 2012 zum Stahl-Architekturpreis und zum Nachwuchspreis (11.11.2012)
- Farbige Stahlpaneele prägen Fassade des neuen Airport-Hotels in Berlin (15.10.2012)
- Edelstahl-Studie: Künftige Verfügbarkeit von Chrom und Edelstahlschrott kritischer als Rohöl (26.9.2012)
- Forschungsprojekt zu modularen (Stahl-)Bausystemen für nachhaltige Architektur (22.9.2012)
- Zinkkorrosionskarte zur Bestimmung der Schutzdauer einer Feuerverzinkung (21.9.2012)
- Feuerverzinkte Fassaden richtig ausschreiben (21.9.2012)
- Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues vom Bauforumstahl erstmals ausgelobt (4.9.2012)
- CNC-geschnittene Zäune und Geländer passend zur aktuellen Blob-Architektur (3.8.2012)
siehe zudem:
- Stahlbau und Fassadensysteme sowie Architektur-Awards im Architektur Magazin von Baulinks
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