Deutscher Verzinkerpreis 2015 für den Hamburger Energiebunker
(26.10.2015) Bereits zum 14. Mal hat der Industrieverband Feuerverzinken den mit 15.000 Euro dotierten Deutschen Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung verliehen. Für die diesjährige Runde gab es 55 Einreichungen. Daraus vergab die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Mirko Baum, Preisträger des Jahres 2013, insgesamt fünf Preise und drei Anerkennungen, die sich auf die Kategorien Architektur und MetallÂgestaltung aufteilten.
1. Preis Architektur: Energiebunker Hamburg
- Architektur: HHS Planer und Architekten AG, Kassel
- Preisgeld: 5000 Euro
- Lokalisation: Google-Maps und/oder Bing-Maps
Die Zeugen der Bombennächte des letzten Krieges einer zivilen Nutzung zuzufügen, ist eine sowohl reizvolle als auch schwierige Herausforderung: Einerseits haben sie in ihrer monumentalen Monofunktionalität durchaus gestalterische Qualitäten, andererÂseits sind fast alle Eingriffe in ihre oft unzerstörbare Bausubstanz technisch und ökoÂnomisch kaum durchführbar. Bei der Umnutzung eines Hamburger Flakturmes aus dem Jahre 1943 zu einem „Energiebunker“ wurde dieses Problem auf eine sehr elegante Weise gelöst. Die Architekten trafen mit der Akzentuierung der regenerativen Energie nicht nur den Nerv der Zeit, sondern machten diese auch als ein konstruktives ManiÂfest deutlich sichtbar.

Eine filigrane feuerverzinkte Stahlstruktur umhüllt in einem respektvollen Abstand das Dach und die Südfassade des Bauwerks, während der Bunker selbst - teils als SkulpÂtur, teils als Mahnmal - praktisch unangetastet blieb. Das Filigrane des feuerverzinkÂten Stahls und das Schwere des Betons ergänzen sich bemerkenswert ästhetisch - ohne dabei die ursprüngliche Funktion des Bauwerkes zu verschleiern (siehe zudem Baulinks-Beitrag „,Energiebunker‘ Hamburg: Vom Flakturm zum Flaggschiff für regeÂnerative Energien“ vom 12.6.2014).
1. Preis Metallgestaltung: Schlüsselkreuz der St. Elisabeth Kapelle, Friesoythe
- Metallgestaltung: Atelier Eisenzeit - Alfred Bullermann, Friesoythe
- Preisgeld: 4500 Euro
Alfred Bullermann, Atelier Eisenzeit, sollte ein Wandkreuz für die kleine Kapelle des Pflegezentrums St. Elisabeth-Haus in Friesoythe gestalten und entwickelte dabei die Idee, das Kreuz aus vielen Schlüsseln aus der Kirchengemeinde zu ferÂtigen. In „Schlüsselpredigten“ wurde dazu aufgefordert, nicht mehr verwendbare Schlüssel aus dem persönlichen Besitz für das Kreuz zu spenden. Jeder gespendete Schlüssel steht für eine Geschichte, die in dem Kreuz erhalten bleibt.
Gefertigt wurde das etwa 2,2 m hohe dreidimensionale SchlüsÂselkreuz schließlich aus fast 3.000 Schlüsseln. Diese wurden in einer kastenförmigen Kreuzform zu einem Kreuz, das gleichÂzeitig leicht und massiv wirkt, durch Punktschweißen miteinanÂder verbunden (siehe Detailausschnitt). Die Oberfläche des Schlüsselkreuzes wurde nach behutsamer Sandstrahlung vorÂsichtig feuerverzinkt, damit sich die leichte Konstruktion nicht verziehen konnte. Die silberfarbene Zinkoberfläche wurde so belassen und gibt dem Kreuz zusätzlich ein harmonisches ErÂscheinungsbild und steht in gelungenem Kontrast zu dem bronzenen Korpus.
Die Verzinkerpreis-Jury ist der Meinung, „dass es dem Metallgestalter mit dieser ungeÂwöhnlichen, zeitgemäßen und zugleich sehr persönlichen Gestaltung gelungen ist, ein würdiges Kunstwerk für den sakralen Raum zu schaffen, das gleichzeitig bodenständig und alltagsverbunden ist und mit dem sich die Kirchenbesucher identifizieren können.“
2. Preis Architektur: Forschungsgewächshaus Campus Riedberg
- Architektur: Königs Architekten, Köln
- Preisgeld: 2000 Euro
- Lokalisation: Google-Maps
Das Forschungsgewächshaus Riedberg ist laut Jury „ein überzeugendes Beispiel für eiÂne fachgerechte Nutzung von feuerverzinktem Stahl und übertrifft in seiner AusfühÂrung die für diesen Gebäudetypus ohnehin typischen Standard“. Bei dem GewächsÂhaus handelt sich um ein spezielles seiner Art, das aufgrund besonderer funktionaler und topografischer Anforderungen des Ortes entwickelt wurde.

Der Bau besteht aus drei unterschiedlich hohen Hallen (5.00 , 7.50, 10.50 m), die sich sinnvoll den Hang hinaufstaffeln, um die Lichtausbeute der einzelnen Hallen zu maxiÂmieren. In der höchsten Halle nimmt ein langgestreckter Massivbau mit NebenfunktioÂnen wie Technik- und Sozialräumen geschickt den Erddruck des Geländeversprunges auf. Auch die Trennungen der unterschiedlichen klimatischen Anforderungen der einÂzelnen Forschungsbereiche sind konstruktiv überzeugend gelöst.
3. Preis Architektur: Druck- und Versandzentrum des LZfD Karlsruhe
- Architektur: hotz + architekten, Freiburg
- Preisgeld: 1.000 Euro
- Lokalisation: Google-Maps
Der Neubau des Druck- und Versandzentrums des Landeszentrums für DatenverarbeiÂtung (LZfD) auf dem Areal der ehemaligen Grenadierkaserne fügt sich behutsam zwiÂschen die denkmalgeschützten Nachbargebäude ein. Der 80 x 11 m große monolithiÂsche Baukörper mit seiner vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus feuerverzinkten Stahlblechen besticht durch Klarheit und Stringenz in seiner Gestaltung:
Die sichtbaren Schraubbefestigungen der Fassadenplatten verleihen dem langgeÂstreckten Eingeschosser eine optische Simplizität, die das Druck- und Versandzentrum in angenehmer Weise zurückhaltend und reduziert in das bauliche Umfeld integriert.
3. Preis Architektur: Grundschule am Wasserturm, Karlsruhe
- Architektur: h.s.d. architekten bda, Lemgo
- Preisgeld: 1000 Euro
- Lokalisation: Google-Maps
Die Schule bildet laut Jury „mit ihrer ausdrucksstarken Fassade aus feuerverzinkten Tafeln einen sehr eigenständigen und definierten Ort mit hohem Identifikationswert, der sich durch spannungsvolle innen- und außenräumliche Qualitäten auszeichnet“:
Das Bild, das durch die lebendige Oberfläche der feuerverzinkten Tafeln entsteht, ist eine Reminiszenz an die historische Vergangenheit des Ortes, an dem in früheren ZeiÂten DB-Personenwaggons, sogenannte Silberlinge, instandgesetzt wurden. Die spanÂnungsvolle Fassade lebt zudem vom plastischen Spiel der geschlossenen und verglasÂten Flächen und verleiht dem Gebäude eine mutige und zeitgemäße Erscheinung.
Die drei Anerkennungen gab es für ...
- Loku Paalama - Hängebrücke im Dschungel Sri Lankas
Architektur/Bau: Engineers Without Borders - Karlsruhe Institute of Technology e.V., Karlsruhe
Preisgeld: 500 Euro - Glasdach über dem Kleinen Ratshof im Rathaus Lüneburg
Einreicher: pmp Architekten Padberg + Partner, Hamburg
Preisgeld: 500 Euro - Toranlage des Wohn- und Geschäftshauses „RIVA 1", Dortmund
Metallgestaltung: Werkstatt für Metallgestaltung Michael Stratmann, Essen
Preisgeld: 500 Euro
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Industrieverband Feuerverzinken e.V.
- Deutscher Verzinkerpreis 2013 (14.10.2013)
- Deutscher Verzinkerpreis 2011 (24.10.2011)
- Deutscher Verzinkerpreis 2009 (19.10.2009)
- Deutscher Verzinkerpreis 2007 (14.11.2007)
- Deutscher Verzinkerpreis 2005 (5.10.2005)
- Deutscher Verzinkerpreis 2017: Der erste Preis geht an die Saar (16.11.2017)
- 20-seitiges Special „Feuerverzinkte Fassaden im Langzeit-Test“ (21.11.2016)
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- Europäischer Architekturpreis 2015 „Energie + Architektur“ an Sanierungsprojekt (20.4.2016)
- Saniertes Kollegiengebäude Mathematik des KIT erhält Deutschen Hochschulbaupreis 2016 (4.4.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- „Feuerverzinken Special - Dauerhaftigkeit in der Praxis“ mit Projekten von 1942 bis 1993 (23.9.2015)
- Feuerverzinkte Blechfassade mit bildgebender Perforation (23.9.2015)
- Lochblech für die luftig lichte Objektfassade oder auch als Sonnenschutz (18.10.2011)
- Metallfassaden - geprägt, gestanzt und "fotorealistisch" gelocht (19.5.2008)
siehe zudem:
- vorgehängte hinterlüftete Fassade im Fassaden Magazin von Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Fassade bei Amazon