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Kalksandsteinindustrie diskutiert über Wege zur Klimaneutralität

(5.10.2020) Beim Klimaschutz steht nicht nur die Kalksandsteinindustrie in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Für das Ziel „Klimaneutralität“ müssen die gesamte Wirtschaft und die Gesellschaft erheblich umgebaut werden, damit von 2050 an keine neuen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangen. Darüber diskutierten hochrangige Experten aus Praxis und Lehre mit den Teilnehmern des diesjährigen Innovationsforums der Kalksandsteinindustrie, das am 16. September in Hannover stattfand.

Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung machte zu Beginn des Kalksandstein-Innovationsforums allen Teilnehmern klar, wie weit fortgeschritten die Folgen der Erderwärmung bereits sind. (Fotos © Henning Stauch/Bundesverband Kalksandsteinindustrie) 

Das Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz ist momentan so stark wie noch nie. Das führt in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen zu einem Umdenken - auch in der Kalksandsteinindustrie. „Deshalb nutzen wir den heutigen Tag, um uns mit den ökologischen und damit auch ökonomischen Herausforderungen allgemein und speziell für unsere Industrie auseinanderzusetzen und über Chancen und Potentiale der Kalksandsteinproduktion von morgen zu diskutieren“, sagte Jochen Bayer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie (BV KSI), in seiner Eröffnungsrede. Dabei gehe es auch um die Zulieferindustrien, Rohstoffproduzenten und den Transportsektor.

Herausforderung: Kalkproduktion

Da aktuell rund zwei Drittel der verursachten CO₂-Emissionen im gesamten Kalksand­stein-Produktionsprozess auf die Verwendung des Rohstoffs Kalk zurückzuführen sind, kommt auf dem Weg zur Klimaneutralität der Kalkindustrie eine besondere Rolle zu. Diese geht sogar noch ein Schritt weiter: „Energieeffiziente Öfen waren für die Kalkindustrie schon immer ein wesentliches Thema, da die Kalkproduktion hoch energieintensiv ist. Durch unsere Prozessemissionen sind wir aber auch CO₂-intensiv. Hier verstärken wir daher unsere Anstrengungen um ein Vielfaches. Denn wir haben uns zum Ziel gesetzt bis 2050 nicht nur klimaneutral zu produzieren, sondern durch unsere Produkte sogar klimapositiv zu werden!“, sagt Martin Ogilvie, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie.

Beträchtliche CO₂-Abgaben

Um das übrige Drittel an Emissionen aus der eigentlichen Kalksandsteinherstellung zu reduzieren, müssen die Herstellungsprozesse sowie der Maschinenpark der Kalksandsteinwerke entsprechend optimiert werden. Und das möglichst zeitnah. Denn bereits ab 2021 sind für alle Kalksandsteinwerke je nach Emissionshöhe CO₂-Abgaben in nicht unbeträchtlichem Umfang zu leisten. Hier ist auch die Zulieferindustrie gefragt, Lösungsansätze zu bieten. Wie diese aussehen können, zeigten Hersteller und Lieferanten von Werkskomponenten im Rahmen weiterer Vorträgen.

Wasserstoff für den Maschinenpark

Doch Maschinen sind das eine. Irgendwie müssen sie auch angetrieben werden. Prof. Robert Schlögl vom Max-Plack-Institut für chemische Energiekonversion hatte dazu eine Idee: „Mit Wasserstoff als alternative Brennstoffquelle können die Kalksandsteinindustrie und auch die vorgelagerte Kalkproduktion ihre CO₂-Emissionen stark reduzieren. Dabei sind drei Anstrengungen notwendig: Installation einer Wasserstoffinfrastruktur, Entwicklung von wasserstoffgeeigneter Produktionstechnik und Ausbau der Energieversorgung durch regenerative Energien.“

Und alle Maßnahmen bringen nichts, wenn keine Rohstoffe in das Kalksandsteinwerk und die fertigen Steine nicht zur Baustelle kommen. Das bestätigte auch Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln: „Der Transportsektor ist aus dem Kalk­sandstein-Lebenszyklus nicht wegzudenken. Doch künftig könnte das schwierig werden. Es sind bereits jetzt bundesweit mehrere Zehntausend Fahrerstellen offen, die nur schwer zu besetzen sind. Zudem gibt es momentan mehr Fahrer, die bald in Rente gehen, als Personen, die eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer beginnen.“

Damit ist klar, dass die Kalksandsteinindustrie in den nächsten Jahrzehnten vor erheblichen Herausforderungen steht, um ihren Teil zum Erreichen der Klimaziele beizutragen und in einem ersten Schritt, ihre Ökobilanz weiter zu verbessern. „Wir sehen diese Veranstaltung als Kick-off und Anstoß für die Veränderung einer ganzen Industrie und werden uns künftig alle Bereiche des Lebenszyklus von Kalksandstein detailliert anschauen und daraus entsprechende Maßnahmen einläuten“, resümiert Roland Meißner, Geschäftsführer des BV KSI, das Kalksandstein-Innovationsforum 2020.

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