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Monolithisches Ziegelmauerwerk punktet in hochpreisigen Ballungsgebieten

(6.10.2020) Ein Unterhachinger kann sich Unterhaching oft nicht mehr leisten: So ist in der zweitgrößten Gemeinde im Landkreis München die aktuelle Situation auf den Punkt zu bringen. Letzter Rettungsanker ist für viele Wohnungssuchende die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Unterhaching (GWU). Bereits vor vielen Jahren wurde von der GWU der Beschluss gefasst, dass sich nur Personen, die in Unterhaching wohnhaft sind oder dort arbeiten, für eine Wohnung vormerken lassen dürfen. Die Warteliste ist lang. Fast 450 Bewerber hoffen auf Wohnraum – mit Wartezeiten bis zu sechs Jahren.

Fotos © Unipor/ München 

Auch die soeben von der GWU an der Biberger Straße fertiggestellte Wohnanlage ist bereits komplett bezogen. Auf einer Grundstücksfläche von rund 6.300 m² entstanden 70 hochwertige, aber bezahlbare Wohnungen. Parallel zur Biberger Straße wurden drei zwischen 35 und knapp 40 m lange Gebäuderiegel gesetzt, mit größtenteils nach Ost-West orientierten Wohnungen (siehe Google-Maps). In der Regel sind pro Geschossebene drei Wohnungen an das Treppenhaus angebunden. Ein klassischer Dreispänner also, bei dem jedoch nur eine Wohnung durchgesteckt ist, die beiden anderen liegen längs nebeneinander. Das ermöglicht drei annähernd gleichgroße Wohneinheiten, die sich gut organisieren lassen und denen allen ein großer Balkon vorgesetzt ist.

Zum besseren Schallschutz und aus städtebaulichen Gründen rückte das Architekturbüro ASA Alexander Schwab Architekten die Bebauung 15 Meter vom Fahrbahnrand ab. Der Kindergarten in der hinteren Zeile ist außerdem mit dem bereits bestehenden Kindergarten in der Walter-Paetzmann-Straße über eine zusammenhängende Spielplatzfläche grundstücksübergreifend verbunden. Die großzügige Begrünung der Außenflächen sorgt ferner für eine deutliche Aufwertung der bisherigen Brachfläche. Durch einen oberirdischen Parkplatz an der Walter-Paetzmann-Straße wie auch die gemeinschaftliche Tiefgaragenrampe an der Biberger Straße wird der gesamte Planungsbereich frei von jedem motorisierten Verkehr gehalten.

Spezieller Bauherr

Eine Wohnbaugesellschaft als Bauherr ist für jedes Architekturbüro eine spannende Aufgabe. Der Architekt arbeitet mit Bauprofis zusammen, die eine klare Zielsetzung in den Baukosten haben und diese konsequent einhalten (müssen). Zugleich werden in der Qualität am Bau keine Abstriche gemacht: Denn als späterer Betreiber der Wohnanlage sind Folgekosten in Betrieb und Erhaltung fest in der Kalkulation des Gesamtprojektes enthalten. Kosten sparen, ohne Qualität zu verlieren, ist dabei ein ständiges Thema.

Ein erster Ansatz ist schon die kompakte Bauform. Ihr günstiges Verhältnis von Außenfläche und Volumen ist energetisch von Vorteil: Für viel Wohnfläche wird vergleichsweise wenig Außenfassade benötigt, und in deren Instandhaltung fallen später weniger Kosten an. So fügt sich Mosaikstein an Mosaikstein, doch die wesentlichen Stellschrauben sitzen woanders: Wohnbaugesellschaften oder andere Investoren, die die Immobilie später eigenverantwortlich betreiben, entscheiden sich sehr oft gegen ein WDV-System. Neben vielen Eigenheimbesitzern setzt kaum eine Zielgruppe so konsequent auf monolithische Wandsysteme – und hierbei besonders auf den natürlichen Baustoff Mauerziegel. So ist es auch in der Biberger Straße: Für die Außenfassade waren von Anfang an Wärmedämmziegel zwingend vorgegeben.

Für Geschossbauten bietet beispielsweise die Unipor-Gruppe ein in Statik und Schallschutz ideal abgestimmtes Mauerziegelprogramm an. An erster Stelle stehen dabei die Coriso-Wär­me­dämmziegel - siehe den ersten Baulinks-Beitrag dazu „Enthüllung in Orange: Neuer 0,08er Unipor mit Mineral-Granulaten gefüllt“ vom 12.1.2007.

Statisch und schallschutztechnisch erfüllte bei einer Ziegelwandstärke von 36,5 cm der WS10 Coriso alle technischen Vorgaben für dieses Projekt - siehe u.a. „Leipfinger-Bader erhält Zulassung für gefüllten Geschossbau-Mauerziegel“ vom 29.6.2010. Mit einem 15 mm dicken Innenwand-Kalkputz sowie 20 mm Kalk-Zement-Faserleichtputz außen erreicht die Gesamtkonstruktion einen U-Wert von 0,26 W/m²K. Wichtig hierbei ist eine exakt gleichmäßig dünne Lagerfuge, die jedoch mit dem Mörtelschlitten problemlos und gleichzeitig wirtschaftlich aufgetragen werden kann.

Auch in den Detailpunkten setzten die Protagonisten bei dem GWU-Projekt voll auf den Mauerziegel:

  • So schafft der hoch druckfeste „Coriso Sockelziegel“ den erforderlichen Sockelrücksprung für die über das Erdreich erfolgende Abdichtung sowie Perimeterdämmung.
  • An den Deckenauflagern reduzieren speziell für den Geschosswohnungsbau entwickelte, hochwärmedämmende Deckenrandelemente der Unipor-Gruppe den Wärmedurchgang sowie die Schallübertragung zwischen Geschossebenen wirkungsvoll.
  • Die energetischen Problemstellen Sturz und Rollladenkasten entschärfen Ziegel-Wärmedämmstürze beziehungsweise Ziegel-Rollladenelemente.
  • Selbst für den Rollladengurt gibt es einen maßgeschneiderte Stein: Gurtziegel mit dazugehörigen Einsätzen für den wärmegedämmten Gurtdurchlass.

Stahlbeton findet man bei diesem Projekt in der Tiefgarage sowie den Kellergeschossen, in wenigen tragenden Wohnungstrennwänden und in Treppenhäusern sowie Aufzugsschächten. Bei den Innenwänden entschieden sich Bauherr und Architekt für doppelt beplankte Trockenbauwände. Standard ist Gipskarton „GK“, für die gemäßigten Feuchträume wurde die imprägnierte Ausführung „GKI“ verwendet. Bei dieser Konstruktionsentscheidung stand der Wunsch im Vordergrund, Grundrisse jederzeit ohne großen Aufwand an Nutzerbedürfnisse anpassen zu können.

In Summe wurden in der Biberger Straße alle ehrgeizig gesetzten Ziele erreicht. Trotz hochwertiger Bauausführung liegen die Mieten im „sozialverträglichen Bereich“. Preisgünstiger Wohnraum bedingt aber auch geringe Nebenkosten, seien es die Heiz- oder Stromkosten. Vernünftige Heizkosten ermöglicht der Anschluss an eine Geothermieanlage. Für die Stromgewinnung wurden dem flach geneigten Aluminiumdach Photovoltaikelemente aufgesetzt. Mit dem Strom ist es ein wenig komplizierter als vermutet: Der Hauseigentümer stellt die Dachflächen für den Bau und Betrieb einer Photovoltaikanlage zur Verfügung. Der Erbauer und Betreiber der Photovoltaikanlage ist die Genossenschaft Bürger-Energie-Unterhaching (BEU). Diese wiederum verkauft den Strom an eine Münchener Firma, die den Strom zusammen mit zugekauftem Ökostrom Mietern kostengünstig anbietet. Um solch ein Prozedere zu ermöglichen wurde Mitte 2017 von der Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) novelliert.

Bautafel

  • Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Unterhaching (GWU)
  • Planung: ASA Alexander Schwab Architekten
  • Mitwirkung bei der Projektsteuerung/ Objektüberwachung/ Ausschreibung/ Vergabe: Catterfeld Welker GmbH
  • Grundstücksfläche: 6.313 m²
  • Wohnfläche gesamt: 4.807 m²
  • Errechneter Jahresheizwärmebedarf in kWh/(m²/Jahr):
    • Haus 1: 57,87
    • Haus 2: 44,18
    • Haus 3: 40,62
  • Geschätzter Jahresenergiebedarf: 257.400 kWh
  • Dämmwert Außenwand (U-Wert): 0,26 W/m²K
  • Bauzeit: Juni 2017 bis März 2019
  • Baukosten: circa 12,15 Mio. Euro brutto (Kostengruppe 300 - 500), circa 2.527 Euro/m²

Weitere Informationen zum WS10 Coriso können per E-Mail an Unipor angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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