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Neues Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude: DGNB startet mit Kommentierung

(28.11.2023) Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die Variante des Zertifizierungssystems für kleine Wohngebäude grundlegend überarbeitet und bis Anfang Januar 2024 zur Kommentierung bereitgestellt. Das System wird für Neubauten sowie für Sanierungen nutzbar sein und umfasst eine inhaltliche Fokussierung auf die Themen Klimaschutz und Kreislauffähigkeit, wogegen die Zahl der Kriterien stark reduziert wurde. Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist mit allen Anforderungen vom Bund vollumfänglich integriert. Zudem vereinfachen neu entwickelte Tools und Checklisten die Anwendung der Zertifizierung.

Einladung zur Kommentierung des überarbeiteten Zertifizierungssystems (Bild: DGNB) 

Der Geschäftsführende Vorstand der DGNB Johannes Kreißig erklärt: „Der Großteil der Immobilien in Deutschland sind Wohngebäude und viele davon sind dringend sanierungsbedürftig – deshalb liegen hier wichtige Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Mit unserem grundlegend überarbeiteten Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude bieten wir ein wirksames Planungs- und Optimierungsinstrument, das genau hier ansetzt. Ob Sanierung oder Neubau: Die Zertifizierung hilft Bauherren, Projektentwickelnden, Architekturschaffenden, Fertighausherstellern und Bauträgern dabei, ihre Projekte nachweislich zukunftsfit zu gestalten.”

Damit sind Gebäude gemeint, die über nutzungsgerechte, flexible und den Bedürfnissen anpassbare Grundrisse und Bauformen entsprechen. Es geht um Häuser, die langfristig werthaltig sind, ein Plus an Wohnqualität bieten und so geplant sind, dass sie über den gesamten Lebenszeitraum möglichst wenig Fläche, Energie und Rohstoffe verbrauchen – im Bau, während der Nutzung bis hin zum möglichen Rückbau.

Weiter erklärt Johannes Kreißig: „Als Nebeneffekt der Zertifizierung versprechen wir uns, dass Hauseigentümer ihre Mieter über Baumaßnahmen, die aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll sind, fundiert informieren können und diese bestenfalls an der Realisierung beteiligen. Außerdem ist eine übergeordnete Zielsetzung, alle Involvierten besser zu qualifizieren, was die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Wohnbereich angeht. Hier gibt es aktuell noch viel Unsicherheit aufgrund von fehlenden Kenntnissen oder Erfahrungen.”

Weniger Kriterien und inhaltliche Fokussierung

Das System der DGNB für kleine Wohngebäude welche bis heute gültig ist, stammt bereits aus dem Jahr 2013: sie ist nur für Neubauten anwendbar und umfasst ganze 28 Kriterien, zudem ist die Anwendung vergleichsweise aufwendig. Die DGNB macht nun mit der neuen Version einen großen Schritt zur verbesserten Anwendbarkeit bei kleinen Bauvorhaben durch die Reduzierung auf 16 Kriterien und durch die Ausweitung auf die Nutzbarkeit für Sanierungen. Das Zertifizierungssystem ist trotz der Verschlankung weiterhin mit den Anforderungen des Bundes zum Erhalt des QNG-Siegels harmonisiert. Dieses ist maßgebend für den Erhalt von Fördermitteln im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).

Die Aufwände im Rahmen der Auditierung reduzieren sich ebenfalls durch die Überarbeitung des Kriterienkatalogs dank hierfür entwickelte, praxistaugliche Checklisten und Tools. Im Kriterienkatalog wurden die Projektphasen zur besseren Orientierung benannt, in denen die jeweiligen Indikatoren zu berücksichtigen sind: von der Bestandserfassung über den Planungs-, Umsetzungs- und letztlich den Nutzungsprozess.

Der Klimaschutz ist ein inhaltlicher Schwerpunkt der Überarbeitung – um die Gebäude systematisch zur politisch geforderten Klimaneutralität zu führen, ist etwa die Erstellung eines individuellen Klimaschutzfahrplans gefragt, nach dem Credo die Gebäude als aktive Elemente der Energiewende zu stärken. 

Ebenso steht die Kreislauffähigkeit der Häuser verstärkter im Fokus als bisher: die Verwendung kreislauffähiger Materialien, Baustoffe oder Produkte wird deutlich unterstützt. 

Ein weiterer Fokus der Überarbeitung liegt auf der Berücksichtigung von Klimaanpassungsmaßnahmen sowie einer besseren Dokumentation, um eine möglichst lange Nutzung des Gebäudes zu gewährleisten. 

Webseite der DGNB mit Link zur Kommentierung (Bild: DGNB) 

Kriterien im Detail

Auf die Themenfelder der ökologischen, der ökonomischen und der soziokulturellen und funktionalen Qualität verteilen sich die Kriterien der neunen Version des DGNB Systems für kleine Wohngebäude. Teilweise wurden Anforderungen, die bislang der technischen Qualität oder der Prozessqualität zugeordnet waren, mit anderen Kriterien zusammengeführt.

Ökologische Qualität:

  • Klimaschutz und Energie
  • Risiken für die lokale Umwelt
  • Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung
  • Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen
  • Flächeninanspruchnahme
  • Biodiversität am Standort

Ökonomische Qualität:

  • Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus1
  • Wertstabilität
  • Projektvorbereitung
  • Bauprozess und Projektübergabe

Soziokulturelle und funktionale Qualität:

  • Thermische Qualität
  • Innenraumluftqualität
  • Akustik und Schallschutz
  • Visuelle Qualität Barrierefreiheit
  • Architektur und Funktionalität

Je nachdem, ob das Zertifizierungssystem bei einem Neubau, einer Sanierung oder Modernisierung angewandt wird, können die Anforderungen innerhalb der einzelnen Kriterien variieren.

Kommentierung

Bis einschließlich dem 7. Januar 2024 haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Anmerkungen über ein Online-Formular unter dgnb.de/kommentierung an die DGNB zu übermitteln.

Gefragt sind Anmerkungen zur methodischen Praxistauglichkeit der konkreten Indikatoren sowie der Erfüllbarkeit der darin formulierten Anforderungen, oder auch allgemeine Hinweise zur Fokussierung der Themen. Kommentare mit der Zielsetzung, Partikularinteressenten zu vertreten sind dagegen unerwünscht. Wenig Aussicht auf Umsetzung haben Vorschläge, die geforderten Ambitionen beim Klimaschutz herabzusetzen.

Gültig ist die bereitgestellte Version zur Kommentierung für Einfamilienhäuser und auch Gebäude mit bis zu fünf Wohneinheiten. Bei allen größeren Wohnprojekten gilt die im Frühjahr veröffentlichte Version 2023 des DGNB Systems für Neubauten bzw. die Version 2021 des DGNB Systems für die Sanierung von Gebäuden. 

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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