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Oberflächenveredelungen für das Haus, das sich selbst reinigt

(17.11.2005) Mit Nanotechnologie kann man z.B. Fliesenkleber optimieren und ohne übliche Haustechnik die Raumluft verbessern oder die Selbstreinigung von Oberflächen unterstützen: Mit einem selbstreinigenden Dach, selbstreinigendem Glas, selbstreinigender Fassade oder extrem reinigungsfreundlichen Fliesen können sich Häuser und Gebäude nun schon fast von selber sauber halten.

Schluss mit schmutzig auf dem Dach

2004 hat die ERLUS AG den Tondachziegel ERLUS Lotus im Markt eingeführt und damit erstmals das Prinzip der Selbstreinigung auf das Dach gebracht. In Kürten im Bergischen Land wurde im September bereits das 2.500ste Dach mit der Innovation aus Niederbayern gedeckt. Das wichtigste Argument für Architekten, Dachdecker und Bauherren: Ein ERLUS Lotus-Dach bleibt im Vergleich zu herkömmlichen Dachziegeln viele Jahre lang sauber. Die eingebrannte Oberflächenveredelung der Tondachziegel zerstört die Schmutzteilchen, Fettablagerungen, Ruße, Moose und Algen mit Hilfe des Sonnenlichts. Der nächste Regen wäscht sie ab.

Die Selbstreinigung wirkt dabei ab 10° Celsius, 20 Grad Dachneigung und bereits bei einem Lichteinfall von 30 Prozent des durchschnittlichen Tageslichts. Somit kann der Dachziegel auch auf Nordseiten eingesetzt werden. Zuletzt konnte sich ERLUS Lotus bei einer Langzeitauslagerung von mit Lotus beschichteten und unbeschichteten Tondachziegeln an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg beweisen: Die Tondachziegel wurden über einen Zeitraum von 1,5 Jahren bei einem durch Vliesvorhänge um 50 Prozent reduzierten Lichteinfall dauernder Feuchte ausgesetzt. Während die Ziegel ohne Oberflächenveredelung unter diesen widrigen Bedingungen bereits signifikante Ablagerungen aufwiesen, waren die mit Lotus beschichteten Dachziegel nach wie vor sauber (siehe auch Meldung "ERLUS Lotus - das erste selbstreinigende Tondach der Welt" vom 25.5.2004).

Wenn der Regen das Fenster putzt

Ein ähnliches Prinzip wie bei ERLUS Lotus gilt auch für das Glas Pilkington Activ. Während der Regen seit jeher Fenster verschmutzt hat, sorgt er jetzt auch für deren Sauberkeit. Pilkington hat dafür normales Glas außen mit einer speziellen Titandioxid-Version beschichtet. Die Veredelung wird bereits bei der Glasherstellung aufgebracht und ist lediglich 15 Nanometer dick, was zirka einem Tausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht. Organische Schmutzablagerungen werden bei Pilkington Activ zuerst zersetzt und dann vom Regen abgewaschen.

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Grafik aus der Meldung "Selbstreinigendes Glas" vom 15.2.2004: Benetzung bei hydrophoben, hydrophilen und photokatalytischen Oberflächen

Da die Veredelung fest mit dem Glas verbunden ist, kann sie nur dann in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die Glasoberfläche selbst beschädigt wird - zum Beispiel durch spitze Gegenstände, Scheuermittel oder Stahlwolle. Exzessives Putzen ist daher kontraproduktiv. Sollte es in regenarmen Zeiten nötig sein, das Fenster zu reinigen, genügt das einfache Abspritzen mit Wasser. Gerade für große Glasflächen ist dies ein erheblicher Vorteil - wie zum Beispiel für die Glasfassaden der MSV-Arena in Duisburg, wo Pilkington ActivTM unter anderem im Einsatz ist (siehe auch Meldung "Das weltweit erste selbstreinigende Glas mit dualaktiver Oberfläche" vom 12.3.2002).

Sonnenlicht aktiviert Reinigungsprozess an Fassaden

Photokatalytischer Reaktionen können auch im Fassadenbereich genutzt werden: Nach Lotusan brachte die Sto AG 2004 mit StoPhotosan Color das zweite serienreife Produkt auf den Markt, welches die Selbstreinigung von Fassaden nachhaltig unterstützt. Anders als Lotusan, welches die mikrorauhe Oberfläche eines Lotusblattes zum Vorbild hat verbindet StoPhotosan Color Nanotechnologie mit besagter Photokatalyse:

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Das Wirkprinzip der diesen Farben zugrundeliegende photokatalytischen Reaktion ist einfach zu erklären: Licht regt einen Katalysator (lichtaktive Nanopartikel) an. Dieser zersetzt angelagerten Schmutz in winzige Partikel - ohne dabei selbst zu verschleißen. Dadurch haften die Mikro-Partikel kaum noch an der Oberfläche. Benetzt Wasser (Regen) die Wand, spült es diese einfach ab (siehe auch Meldung "Sonnenlicht aktiviert Reinigungsprozess an Fassaden" vom 15.9.2004).

Keramische Fliesen mit verblüffenden Eigenschaften

Was bei Dachziegeln und auf Fenstern möglich ist, funktioniert auch bei glasierten keramischen Fliesen. Die Deutsche Steinzeug offeriert hierfür die Oberflächenveredelung Hydrotect. Dabei wird Titandioxid bei hoher Temperatur dauerhaft in die Glasur eingebrannt. Die Keramik wird dadurch extrem reinigungsfreundlich, da sich Wasser gleichmäßig als dünner Film verteilt, der Verschmutzungen unterspült.

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Darüber hinaus wirkt Hydrotect auf Dauer antibakteriell. Neben Bakterien werden auch Mikroorganismen wie Pilze, Moose, Keime oder Algen zersetzt und deren Neubildung behindert - ohne Chemie oder fungizide Substanzen. Außerdem werden gefährliche oder unangenehme Gerüche wie z.B. Formaldehyd, Ammoniak, Küchendunst oder Tabakrauch abgebaut und so die Luftqualität nachhaltig verbessert. Dieser Aspekt kommt nicht nur Innen, sondern auch Außen zum Tragen. Dort wirkt Hydrotect umweltfreundlich z.B. gegen Industrie- und Autoabgase: Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass 1000 Quadratmeter Hydrotect-Fassadenfläche die Luft so wirksam reinigen wie 70 mittelgroße Laubbäume. Umgerechnet auf die Fassadenfläche eines typischen Wohnhauses entspricht dies rund 10 bis 15 mittelgroßen Laubbäumen. Auch Hydrotect hat sich in der rauen Praxis schon bewährt: Weltweit wurden bereits mehrere Millionen Quadratmeter Fliesen mit der Veredelung an Wand und Boden verlegt.

Keine negativen Nebeneffekte

Alle genannten Produkte haben eines gemeinsam: Sie sind nicht schwerer zu montieren oder zu verlegen als ihre konventionellen Pendants. Gesundheitliche Risiken sind bei den beschriebenen Lösungen ausgeschlossen. Titandioxid darf sogar Lebensmitteln zugesetzt werden und ist in Lippenstiften oder Zahnpasta enthalten. Da bekanntlich im Haushalt die meisten Unfälle passieren, tragen solche Baumaterialien letztlich sogar zur Sicherheit der Hausbewohner bei. Halsbrecherisches Putzen auf Dächern, an Glas- oder Hausfassaden wird mit ihnen hinfällig.

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