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Zumtobel Group Award 2014 geht nach Deutschland, Italien und Chile

Zumtobel Group Award
  

(28.9.2014) Die internationale Fachjury des Zumtobel Group Awards 2014 hat Projekte von Arup (Deutschland), Studio Tamassociati (Italien) und Elemental (Chile) jeweils mit einem ersten Preis in ihrer Kategorie ausgezeichnet.

Die Zumtobel Group hatte den Preis zur Förderung von Inno­vationen für Nachhaltigkeit und Lebensqualität in der gebau­ten Umwelt ausgeschrieben - und zwar in den drei Kategorien

  • Applied Innovations,
  • Buildings sowie
  • Urban Developments & Initiative.

Aus den 356 eingereichten Projekten des bislang vierten Zumtobel Group Awards, der erneut vom Aedes Architekturforum Berlin kuratiert wurde, hatte die Jury insgesamt 15 Projekte nominiert - siehe Baulinks-Beitrag „15 Projekte in drei Kategorien für den Zumtobel Group Award 2014 nominiert“ vom 25.5.2014.

Die Gewinnerprojekte zeichnen sich insbesondere durch ihren  wegweisenden Charak­ter aus: „Die Entscheidung für den Preisträger in allen drei Kategorien ist jedes Mal sehr knapp ausgefallen, da wir aus einer großen Vielzahl, Heterogenität und hohen Qualität von Projekten auswählen konnten. Ein wichtiges Kriterium war für die Jury in diesem Jahr der Faktor Innovation, sowohl in technologischer Sicht als auch mit Blick auf Planungs- und Partizipationsprozesse sowie ökologische und soziale Herausforde­rungen“, so Winy Maas, Vorsitzender der Jury.

Gewinner in der Kategorie „Applied Innovations“:
SolarLeaf-Fassade der Arup Deutschland GmbH

In der Kategorie „Applied Innovations“ zeichnete die Jury die SolarLeaf-Fassade der Arup Deutschland GmbH mit dem ersten Preis aus. Die SolarLeaf-Fassade ist ein in ein Gebäude integriertes System, das CO₂-Emissionen aufnimmt, um Biomasse und Wärme zu erzeugen, Die Erzeugung der regenerativen Energien basiert auf biochemi­schen Prozessen der Photosynthese durch das Wachstum von Mikroalgen. Die Zucht der Mikroalgen geschieht dabei in flachen, panelförmigen Bioreaktoren, die keinen zu­sätzlichen Raum beanspruchen und unabhängig von den Wetterbedingungen sind - siehe auch Baulinks-Beitrag „BIQ Al­genhaus: Energiegewinnung der Zukunft per Bio­reaktorfassade“ vom 12.12.2012.

„SolarLeaf“ von Arup Deutschland GmbH © Colt, SSC, Arup (Bild vergrößern)

Das Fassadensystem wurde von Arup Deutschland in Zusammenarbeit mit der SSC Strategic Science Consult GmbH und der Colt International GmbH mit Fördermitteln der Initiative ZukunftBau entwickelt. Zur erstmaligen Anwendung kam das System an einem vierstöckigen Wohngebäude, das von den Architekten SPLITTERWERK zur Inter­nationalen Bauausstellung 2013 (IBA) in Hamburg entworfen worden war - siehe auch Baulinks-Beitrag „BIQ Al­genhaus: Energiegewinnung der Zukunft per Bioreaktorfassa­de“ vom 1.12.2012.

Jury-Begründung: „Die Entwicklung von Gebäuden muss dahin gehen, dass sie nicht nur Schutz geben und den Energieverbrauch minimieren, sondern Lösungen anbieten, wie eine urbane Umgebung mit Energie, Wasser, Frischluft und mehr versorgt werden kann. Die SolarLeaf-Fassade ist hierfür ein herausragendes Beispiel, das Energiegewin­nung ermöglicht, ohne zusätzlichen Raum zu verbrauchen. Das Projekt hat auch des­halb eine besondere Qualität, weil es eine bahnbrechende Entwicklung ist, die tat­sächlich in einem konkreten Gebäude funktioniert.“

Weitere Auszeichnungen in der Kategorie „Applied Innovations“ erhielten:

  1. Future Cities Laboratory (Singapur) und ETH Zürich für „Bamboo Reinforced Concrete“ (Bild von Dirk E. Hebel, ETH Zürich), ein erneuerbares Baumaterial
  2. Lehm Ton Erde Baukunst GmbH (Schlins, Österreich) für „Re-Innovation of Rammed Earth by Prefabrication“ (Bild von Markus Bühler-Rasom for Ricola), die Nutzung gepresster Erde als Bau­material
  3. KONE GmbH für „KONE UltraRope“ (Bild), siehe auch Beitrag „KONE UltraRope
  4. James Ramsey (New York) für „The Lowline“ (Bild von The Lowline, James Ramsey), eine Glasfaser-Technolo­gie zur Nutzung von natürlichem Licht unter der Erde

Gewinner in der Kategorie „Buildings“:
Port Sudan Paediatric Center von Studio Tamassociati, Italien

Gewinner des Zumtobel Group Award 2014 in der Kategorie „Buildings“ sind die Archi­tekten von Studio Tamassociati aus Venedig. Im Auftrag der italienischen Hilfsorgani­sation „Emergency“, die kostenlose medizinische Behandlung für zivile Opfer von Krieg, Landminen und Armut bietet, bauten sie ein Kinderkrankenhaus im Sudan.

„Port Sudan Paediatric Centre“ von Studio Tamassociati Architects (Venedig) © Courtesy of Massimo Grimaldi and Emergency ngo (Bild vergrößern)

Die Klinik, die sich in der strategisch wichtigen Stadt Port Sudan befindet, ist einer von wenigen Orten für eine kostenlose Gesundheitsversorgung für Kinder. Unter extre­men Konditionen - insbesondere hinsichtlich des heißen Wüstenklimas und der Insta­bilität des Landes - war Einfachheit im Design das Gebot der Stunde. Die Architekten kombinierten alte und neue Technologien und entwickelten ein System, das Kühlung, Luftaufbereitung, Recycling, Umverteilung von lokalen Materialien, Landschaftsdesign sowie Energieersparnis berücksichtigt. Um das Abwasser der Klinik zu reinigen, wurde ein öffentlicher Garten angelegt. Diese Anlage - die einzige öffentliche der Gegend - stellt einen wichtigen Bestandteil für den Heilungsprozess der Patienten dar.

Jury-Begründung: „Bei diesem Projekt erkennt man den Auftrag auf den ersten Blick. Es leistet einen wertvollen Beitrag zur medizinischen und sozialen Versorgung der loka­len Bevölkerung und erfüllt in seinem ganzheitlichen Designprozess auf besondere Wei­se die Ziele des Zumtobel Group Award. Das Resultat ist ein ehrgeiziges Design, in dem das Hauptaugenmerk auf dem Nutzen liegt, ohne die Architektur, die Nachhaltig­keit und die Schönheit zu vernachlässigen.“

Weitere Auszeichnungen in der Kategorie „Applied Innovations“ erhielten:

  1. Urban-Think Tank (Zürich) für „Vertical Gymnasium Santa Cruz Del Este“ in Caracas (Bild von Daniel Schwartz, U-TT Archive), ein Sport- und Gemeinde­zentrum zur Stadterneuerung
  2. RMA Architects (Mumbai) für „Corporate Office for Infrastructure Company“ (Bild), ein Bürogebäude mit doppelter Außenfassade)
  3. Lacaton & Vassal architectes (Paris) für „House Transformation“ in Saint-Na­zaire / La Chesnaie (Bild von Philippe Ruault), ein Sanierungs- und Transforma­tionsprojekt im Be­reich sozialer Wohungsbau
  4. Rural Urban Framework (Hongkong) für „House for all Seasons“ in Shija Village (Bild), ein Wohnhaus im ländlichen Raum Chinas - siehe auch Bericht „Brick Award 2014 (in der Kategorie „Residential Use“) entschieden“ vom 8.5.2014.

Gewinner in der Kategorie „Urban Developments & Initiative“:
PRES Constitución von Elemental, Chile

Der erste Preis in der Kategorie „Urban Developments & Initiative“ geht 2014 an das Architekturbüro Elemental für einen Masterplan zum nachhaltigen Wiederaufbau der chilenischen Stadt Constitución. 2010 wurde Chile von einem Erdbeben und einem damit einhergehenden Tsunami erschüttert. Dabei wurde die Stadt Constitución von bis zu 12 Meter hohen Wellen zerstört. Dem Studio Elemental stand ein Zeitraum von nur 100 Tagen zur Verfügung, um einen Masterplan zum Wiederaufbau zu entwickeln und dabei die Stadt vor zukünftigen Katastrophen - neben Tsunamis auch regelmäßi­ge Überflutungen - zu schützen.

„Pres Constitution“ von Elemental (Santiago,Chile) (Bild vergrößern)

In ihrem Konzept setzten Elemental auf eine geographische Lösung – die Anlage eines Schutzwaldes, um die Stadt vor dem Wasser abzuschirmen. Dabei nutzte Elemental empirische Daten des jüngsten Tsunami sowie wissenschaftliche Berechnungen und Tests. Die Umsetzung des Bebauungsplans war politisch und gesellschaftlich eine gro­ße Herausforderung, da die Stadt privates Land am Flussufer enteignen musste. Ele­mental vertraute dabei mit großem Erfolg auf partizipatorisches Design, um die Bedürf­nisse der Bewohner zu definieren und sie in die Planung einzubeziehen. Vier Jahre nach dem Erdbeben werden nun die einzelnen Projekte des Bebauungsplans realisiert.

Jury-Begründung: „In Constitución hat es die Bevölkerung geschafft, die notwendi­ge Innovation anzuwenden, um sich gegen zukünftige Überflutungen zu schützen. In einem ,bottom-up’-Ansatz ist es in einer sehr konstruktiven Weise gelungen, zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll. Dies ist beispielhaft nicht nur für die Stadt Constitución, sondern für zahlreiche Gebiete weltweit, die durch Naturkatastrophen zerstört wurden.“

Weitere Auszeichnungen in der Kategorie „Urban Developments & Initiative“ erhielten:

  1. ArchiAid für „Architect Network to Support Reconstruction“ (Bild von General Incorporated Association ArchiAid), ein Netzwerk zur Unterstützung des Wieder­aufbaus nach dem Tsunami in Japan
  2. Research Institute for Humanity and Nature (Kyoto, Japan) für „Megacity Skeleton“ in Jakarta (Indien) (Bild), Prototypen von Gebäudeelementen für Wohnraum in urbanen Ballungszentren
  3. Turenscape (Bejing, China) für „Qunli Stormwater Park“ in Qunli New Town (China) (Bild), ein „grüner Schwamm“ für sichere Wassernutzung in der Stadt
  4. Burgos & Garrido Arquitectos, Porras La Casta, Rubio & Alvarez-Sala und West 8 für „Madrid Río“ (Bild), eine Untertunnelung der Stadtautobahn sowie Neugestaltung des Stadtraums

Der Entscheidungsprozess des Zumtobel Group Award 2014 erfolgte in einem mehr­stufigen Verfahren. Im Frühjahr wählte eine Vorjury aus allen 356 Einreichungen pro Kategorie 15 Projekte aus, die der Hauptjury im Mai präsentiert wurden. Diese nomi­nierte dann pro Kategorie jeweils fünf Projekte und wählte unter den fünf Nominier­ten den jeweiligen Gewinner pro Kategorie. Alle ersten Preise sind mit einem Preis­geld von jeweils 50.000 Euro dotiert.

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