Ohne Herz, Wurzeln und Power: Bilfinger schlachtet sich aus
(5.6.2016) Bilfinger SE will sich zukünftig auf Industriedienstleistungen konzentrieren und diesen Bereich weiter entwickeln. Deshalb verkauft der Vorstand die Bau- und Immobiliensparten, gleichsam das Herz des Unternehmens, an den Finanzinvestor EQT. Man trennt sich damit von seinen lukrativsten Sparten sowie rund 40% des Umsatzes - und by the way von seinen Wurzeln.
Der Kaufvertrag wurde am 2. Juni nach Zustimmung des Aufsichtsrats abgeschlossen. Der Kaufpreis beläuft sich laut Adhoc-Mitteilung auf rund 1,2 Mrd. Euro. Vom Kaufpreis ist ein Betrag in Höhe von rund 900 Mio. Euro bei Vollzug der Transaktion zahlbar. Bei den verbleibenden rund 300 Mio. Euro handelt es sich um zwei erst bei Wiederveräußerung (Exit) durch EQT zahlbare Kaufpreiskomponenten:
- Zum einen stundet Bilfinger der Erwerbergesellschaft einen Teil des Kaufpreises in Höhe von 100 Mio. Euro, der sich endfällig mit 10% p.a. verzinst.
- Zum anderen wird der zweite Teil des Kaufpreises in Höhe von ca. 200 Mio. Euro in ein Earn-out-ähnliches Instrument umgewandelt, wodurch Bilfinger mit ca. 49% an dem Wiederverkaufserlös von EQT beteiligt sein wird. Bilfinger partizipiert damit auch weiterhin in entsprechender Höhe an den Chancen und Risiken der veräußerten Divisionen.
Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden sowie durch die Financial Conduct Authority.
Verkaufserlös soll im Unternehmen verbleiben
Die konkrete Verwendung des Verkaufserlöses wird nunmehr der Vorstand gemeinsam mit dem zukünftigen Vorstandsvorsitzenden, Tom Blades, festlegen. Dabei sei beabsichtigt, einen wesentlichen Teil der Verkaufserlöse in den Bereich der Industriedienstleistung zu investieren.
... und ohne Power
Der Vorstand hat weiterhin entschieden, die seit Mitte 2015 zum Verkauf stehende Power-Division verstärkt in Einzelteilen zu verkaufen, anstatt sich auf den Gesamtverkauf zu konzentrieren.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen mit Bilfinger, Hochtief, Walter Bau und Philipp Holzmann:
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- „European Powers of Construction“-Report: Aufwärtstrend in der europäischen Baubranche (27.9.2015)
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- Hochtief wehrt sicht gegen ACS mit neuem Großaktionär (6.12.2010)
- Top 10 der europäischen Bauindustrie (24.3.2008)
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- Letzter operativer Betrieb des Bauriesen verkauft (30.9.2004)
- Holzmann-Insolvenz: nicht nur Managementfehler und Altlasten! (23.3.2002)
- Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Antrag auf Insolvenz der Philipp Holzmann AG (23.3.2002)
siehe zudem: