„European Powers of Construction“-Report: Aufwärtstrend in der europäischen Baubranche
(27.9.2015) Der zwölfte „European Powers of Construction“-
„Nach einer längeren Rezessionsphase konnte die europäische Baubranche 2014 ihr moderates Wachstum aus dem Vorjahr fortsetzen,“ resümiert Franz Klinger, Partner Real Estate bei Deloitte, und verweist darauf, dass „auch das Investitionsvolumen der Branche mit einem 0,8-prozentigen Wachstum wieder einen Aufwärtstrend zeigt.“ Klinger rechnet für 2015 mit einem Investitionsanstieg von 2,1% und für 2016 sogar mit 3,5%. Erstmals seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise würden außerdem in der Europäischen Union wieder mehr Arbeitsplätze im Bausektor geschaffen.
Ferrovial und BAM Groep steigen in Top 10 auf
Unter den zehn umsatzstärksten europäischen Baukonzernen gibt es im Vergleich zu 2013 nur geringe Veränderungen. Die deutsche Hochtief AG und die französische Colas SA werden ab diesem Jahr als Teil ihrer Muttergesellschaften ACS und Bouygues geführt, wodurch das spanische Unternehmen Ferrovial und die niederländische Koninklijke BAM Groep in die Top 10 aufrücken. An der Spitze stehen nach wie vor Vinci, ACS und Bouygues:
Platz | Unternehmen | Umsatz 2014 (Mio. Euro) |
Herkunftsland |
1 | Vinci SA | 38,703 | Frankreich |
Activ. de Constr. y Serv. SA (ACS) | 34,881 | Spanien | |
3 | Bouygues SA | 33,138 | Frankreich |
4 | Skanska AB | 15,753 | Schweden |
5 | Eiffage SA | 13,948 | Frankreich |
6 | Strabag SE | 12,476 | Österreich |
Balfour Beatty Plc | 10,907 | Großbritannien | |
Ferrovial SA | 8,802 | Spanien | |
Bilfinger SE | 7,697 | Deutschland | |
10 | Koninklijke BAM Groep NV | 7,314 | Frankreich |
Regionalisierung, Internationalisierung und Diversifizierung
Nach wie vor planen viele Baukonzerne ein Engagement in neuen regionalen Märkte. 2014 erwirtschafteten die Top-20-Baukonzerne aber im Durchschnitt 52,1% ihrer Leistung außerhalb des angestammten Heimatmarktes - etwas mehr als im Vorjahr. Der Internationalisierungsgrad dieser Unternehmen hat seit 2010 um insgesamt 8 Prozentpunkte zugelegt. Nur wenige Unternehmen haben sich in dieser Zeit entgegen dem Branchentrend aus ausländischen Märkten zurückgezogen.
Die Analyse der Diversifizierungsstrategien zeigt zudem, dass 2014 die Top 20 im Durchschnitt 26,6% ihrer Leistung außerhalb des klassischen Baugeschäfts erbracht haben - was gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg bedeutet. Im Fünfjahresvergleich hingegen ist diese Quote um 5 Prozentpunkte rückläufig. Die strategische Ausrichtung variiert hier stark innerhalb der Branche: Während für einen Teil der Unternehmen das Baugeschäft nur mehr eines von mehreren Geschäftsfeldern oder nur noch einen Randaspekt darstellt, fokussieren sich andere auf ihre angestammte Kernkompetenz wieder stärker als noch vor einigen Jahren.
Diversifizierung lässt Margen steigen
Die Margen der Top-20-Konzerne stiegen 2014 um 30 Basispunkte auf 5,0%. Dabei waren die Margen im reinen Baugeschäft leicht rückläufig, was aber durch Zuwächse in anderen Segmenten ausgeglichen wurde. Insbesondere die stark diversifizierten Konzerne wie Enka und Ferrovial erreichen höhere Margen als wenig diversifizierte Wettbewerber. Beim Internationalisierungsgrad ist hingegen keine so deutliche Korrelation zu den Margen zu erkennen.
Die Nettogewinne der Top 20 stiegen um 26,6% auf insgesamt rund 5,9
Milliarden Euro. Vinci erzielte (wie im Vorjahr) den höchsten Gewinn,
gefolgt von Bouygues und ACS. Vier Konzerne machten allerdings Verluste. Die
Gesamtverschuldung der Top-20-
Europäische Anbieter hinken im globalen Ranking hinterher
Im weltweiten Vergleich konkurrieren europäische Baukonzerne vor allem mit Wettbewerbern aus China. Noch vor Vinci und ACS führen vier chinesische Marktteilnehmer die globale Rangliste an, allen voran die China State Construction Engineering Corporation, die sich 2014 mit einem Umsatz von mehr als 70 Milliarden Euro und Aktivitäten in mehr als 20 Ländern an die Spitze setzen konnte. Die nicht-europäische Konkurrenz zeigt sich im Durchschnitt weniger international aufgestellt und höher verschuldet - bei ähnlichen Margen und Diversifizierungsgraden.
„Das derzeitige Wachstum der Branche geht auch mit höheren Schulden einher“, stellt Franz Klinger fest. „Die Konzerne setzen wieder vermehrt auf Internationalisierung und seltener auf Diversifizierung. Nach den Krisenjahren der jüngeren Vergangenheit sollten Unternehmen das Risiko ihrer jeweiligen Strategie jedoch genau prüfen, um sich zukünftig behaupten zu können.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- PDF „EPoC 2014 European Powers of Construction“
- Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
- Baukonjunktur aktuell
- Deloitte-Report EPoC 2016: Deutschland wird zum Mekka der Baubranche (16.7.2017)
- „European Powers of Construction“: Baubranche in Europa weiter im Vorwärtsgang (24.7.2016)
- DStGB zum Brexit: „Europa von unten aufbauen“ (26.6.2016)
- Ohne Herz, Wurzeln und Power: Bilfinger schlachtet sich aus (5.6.2016)
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- Deloitte-Report erwartet moderates Wachstum der europäischen Baubranche (16.9.2014)
siehe zudem: