Gerecht oder teuer? Was bringt die Bundesratsinitiative zur Grundsteuer?
(3.10.2016) Mit großer Mehrheit engagiert sich der Bundesrat für eine Reform der Grundsteuer, die allerdings in Bayern und Hamburg auf wenig Gegenliebe stößt.
Zur Erinnerung: Aktuell verlangt der Staat von seinen Bürgern Steuern und berechnet diese anhand von Daten, die über ein halbes Jahrhundert alt sein können. „Das ist nicht nur antiquiert und heute kaum noch zu vermitteln, es ist auch ungerecht,“ begründet der Hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer.
In dem neuen Modell soll sich die Höhe der Steuer nach der Größe des Grundstücks sowie nach Alter und Fläche vorhandener Bauten richten. Dafür sollen bis 2022 rund 35 Mio. Grundstücke neu bewertet werden.
Diversen Schätzungen zufolge könnte sich die Steuer in Einzelfällen verfünffachen. In diese Kerbe schlagen auch Markus Söder, Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat in Bayern, und Peter Tschentscher, Finanzsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, die mittelfristig extreme Grundsteuerbewertungen und Kostenexplosionen für Grundeigentümer und Mieter in Bayern und Metropolregionen befürchten.
Reaktionen von Fachleuten
Gisela Färber von der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer sieht das lange Ringen der Länder um eine Reform der Grundsteuer auch im Zusammenhang mit dem Länderfinanzausgleich.
Nach Ansicht von Dirk Löhr von der Hochschule Trier existieren - anders als
im Gesetzesantrag der Länder dargestellt - durchaus Alternativen zur
geplanten Gesetzesänderung. Dies vor allem in Gestalt einer rein
bodenbezogenen Grundsteuer - siehe dazu auch Beitrag „Gefordert:
Grundsteuerreform zugunsten einer ,Bodensteuer‘“ vom 19.
Für Helmut Dedy vom Deutscher Städtetag genügt das vorgeschlagene Reformmodell allen wesentlichen Anforderungen der Städten und Gemeinden an eine Grundsteuerreform. Aus kommunaler Sicht komme es jetzt darauf an, ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren schnell auf den Weg zu bringen.
Ralph Henger und Thilo Schaefer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln finden, dass das neue Bewertungskonzept unverhältnismäßig aufwendig sei, zu Fehlanreizen in der Nutzung von Grundstücken führen könnte und verfassungsrechtlich problematisch sei.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Steuerberater mahnen rechtssichere und unbürokratische Reform der Grundsteuer an (15.10.2018)
- Grundsteuer: ifo Institut empfiehlt Flächenmodell (17.9.2018)
- Haus & Grund-Studie: Grundsteuerbelastung variiert um mehr als 400 Euro jährlich (10.6.2018)
- Geltende Grundsteuer verfassungswidrig (10.4.2018)
- Macht Karlsruhe am 10.4. den Weg frei für eine zeitgemäße Grundsteuerreform? (8.4.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- „Urbanes Gebiet“: Bauministerium plant neue Baugebietskategorie (3.7.2016)
- Studie: „Bedeutung der Grunderwerbsteuer für das Wohnungsangebot“ (24.1.2016)
- Gefordert: Grundsteuerreform zugunsten einer „Bodensteuer“ (19.10.2015)
- Bauwirtschaft fordert höhere AfA, weniger Grunderwerbsteuer, mehr Bauland (29.9.2015)
- Betriebskostenspiegel für Deutschland für das Abrechnungsjahr 2013 (27.9.2015)
- Studie „Kostentreiber für den Wohnungsbau“ von 7 Bau- und Immobilienverbänden (26.4.2015)
- Höhere Steuern beim Immobilienkauf (5.1.2015)
- Die Grunderwerbsteuer steigt und steigt (15.7.2013)
- Grundsteuereinnahmen: Plus 27% in den letzten 10 Jahren (21.11.2010)
- Immobilienbesteuerung stark gestiegen (2.11.2008)
siehe zudem:
- Baupolitik, Baufinanzierung, Immobilien und Baurecht auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Baufinanzierung, Baukosten, Baubeschreibung, Bauvertrag, Baurecht bei Baubuch / Amazon.de